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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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Edirne ein großer Flughafen?«
    Ich sprach französisch, aber das sagte ihm nichts. Ich machte Gesten, die er mißverstand.
    »Askeri ucak« , sagte er kurz.
    Ein Armeeflugzeug. Das schloß ich aus dieser Unterhaltung. Ich bemerkte, daß er jetzt dauernd zur Uhr sah.
    Zwanzig Minuten später hörte man aus der Ferne das Zuschlagen einer Wagentür. Der Posten stand sofort auf. Ich starrte ihn an, und er funkelte zurück.
    »Harizol!« bellte er, und dann verzweifelt: »Debout! Debout!«
    Ich stand auf. Ich konnte jetzt näher kommende Schritte und Stimmen hören. Dann drehte sich ein Schlüssel in der Tür, und sie flog auf.
    Einen Moment lang geschah sonst nichts. Draußen auf dem Flur erteilte jemand, den ich nicht sehen konnte, in einer rauhen, herrischen Stimme Befehle. Dann verstummte er, und der Mann betrat den Raum.
    Er war meiner Schätzung nach um die fünfunddreißig, vielleicht auch jünger, groß und sehr schlank. Hohe Backenknochen, graue Augen und kurzgeschnittenes braunes Haar. Er sah gut aus, auf eine etwas verbissene Art. Er trug einen dunklen Zivilanzug, der so aussah, als sei er von einem erstklassigen römischen Schneider gemacht worden, und eine dunkelgraue Seidenkrawatte. Er sah aus, als käme er direkt von einer Cocktailparty des Diplomatischen Corps. An seinem rechten Handgelenk trug er ein goldenes Armband mit Erkennungsmarke. In der Hand hielt er einen großen Umschlag.
    Er blickte mich abschätzend an und nickte dann. »Ich bin Major Tufan, stellvertretender Direktor der Zweiten Sektion.«
    »Guten Abend, Major«
    Er blickte auf den Posten, der ihn mit großen Augen anstarrte.
    »Defol!«
    Der Posten fiel beinahe über die eigenen Füße, so schnell stürzte er hinaus.
    Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, zog sich der Major einen Stuhl an den Tisch. Dann bedeutete er mir, mich wieder auf meinen Platz zu setzen.
    »Setzen Sie sich, Simpson. Ich nehme an, Sie sprechen gut Französisch, aber nicht Türkisch.«
    »Ja, Major.«
    »Dann werden wir französisch statt englisch sprechen. Das ist leichter für mich.«
    Ich antwortete auf französisch. »Wie Sie wünschen, Sir.«
    Er holte Zigaretten und Streichhölzer aus der Tasche Und warf sie vor mich hin auf den Tisch. »Sie können rauchen.«
    »Danke.«
    Ich war froh über dieses Zugeständnis, aber es erleichterte mich nicht im geringsten. Ein Polizist, der einem eine Zigarette anbietet, das ist gewöhnlich die Einleitung zu einem »Gespräch von Mann zu Mann«, in dem er die Schlinge auslegt, durch die man dann selber den Hals steckt. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete.
    Er schien es nicht eilig zu haben. Er hatte einen Stoß Papiere aus dem Umschlag gezogen, die er einzeln durchsah und neu ordnete.
    Es klopfte. Er beachtete es nicht. Die Tür öffnete sich, und ein Posten kam herein mit einer Flasche Raki und zwei Gläsern. Tufan bedeutete ihm, die Sachen auf den Tisch zu stellen, und dann bemerkte er die Suppe.
    »Wollen Sie noch mehr davon?« fragte er.
    »Nein, danke, Sir.«
    Er sagte etwas zu dem Posten, der daraufhin die Suppe und das Brot mitnahm und die Tür wieder abschloß.
    Tufan legte die Papiere auf seinen Knien ab und goß sich ein Glas Raki ein. »Der Flug von Istanbul hierher war eine Strapaze«, sagte er. Er schluckte den Schnaps, als ob er eine Pille hinunterspülte, und gab der Flasche einen Stoß in meine Richtung. »Trinken Sie lieber auch ein Glas, Simpson. Vielleicht fühlen Sie sich dann besser.«
    »Und werden etwas redseliger, ja, Sir?« Ich dachte, ich könnte ihm mit der Bemerkung zeigen, daß ich keine Angst hätte.
    Er blickte auf und ließ seine grauen Augen auf mir ruhen. »Ich hoffe nicht«, sagte er kalt; »ich habe nicht soviel Zeit.«
    Er schob die Papiere zusammen und legte sie auf den Tisch.
    »Also«, fuhr er fort, »wie ist Ihre Situation? Auf die Vergehen, deren Sie beschuldigt werden, steht eine Freiheitsstrafe von mindestens zwanzig Jahren. Je nachdem, wie tief Sie in die politischen Aspekte des Falles verwickelt sind, würde sich sogar ein Todesurteil vertreten lassen.«
    »Ich bin überhaupt nicht darin verwickelt, Major, ehrlich. Ich bin ein Opfer der Umstände – ein unschuldiges Opfer.«
    Es war möglich, daß er nur bluffte, aber sicher konnte ich das nicht wissen. Ich wußte, daß sie Mitglieder der früheren Regierung wegen politischer Verbrechen gehenkt hatten. Ich wünschte, ich hätte den Schnaps gleich getrunken, als er ihn mir anbot. Jetzt zitterten meine Hände,

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