TOPMODEL, ZUM STERBEN SCHÖN
versprach der Beamte, nachdem sie ihm den Vorfall geschildert hatte.
Während Zoe auf ihn wartete, wurde sie wieder unruhig. Um sich zu beschäftigen, packte sie ihren Koffer aus. Sie lief zwischen Schlafzimmer und Bad hin und her, um ihre Sachen zu verstauen. Dabei überkam sie das Gefühl, dass irgendwas anders war. Nur was?
Irritiert blieb sie im Flur zwischen Schlafzimmer und Bad stehen und sah sich um. Hatten vor ihrem Abflug nach Los Angeles nicht zwei Mäntel an ihrer Garderobe gehangen? Und hatte auf ihrem Nachttisch nicht der letzte Roman von T.C. Boyle gelegen, dort, wo jetzt die Vase mit der vertrockneten Rose stand? Überhaupt schienen mehrere Gegenstände umgestellt, beziehungsweise anders angeordnet zu sein.
Zoe atmete tief ein und unterdrückte die erneut aufsteigende Panik. War jemand in ihrer Wohnung gewesen? Vielleicht war ja er … der Kapuzenmann hier gewesen …
Aber nein, sagte sie sich. Das kann nicht sein. Außer ihr und der Hausverwaltung besaß niemand einen Schlüssel.
Sie eilte zur Eingangstür und blickte durch den Spion, um sich zu vergewissern, dass niemand vor ihrer Wohnungstür lauerte. Dann öffnete Zoe sie und untersuchte das Schloss. Unbeschädigt. Kein Kratzer. Gar nichts.
Sie atmete erleichtert aus und schüttelte den Kopf. Ich sehe schon Gespenster!
Dann dachte sie an den Diebstahl ihres Kettchens. In der WG hatte es auch keine Anzeichen für einen Einbruch gegeben. Was auch nicht verwunderlich war, wenn Jackie die Kette entwendet hatte …
Zoe ging resigniert in ihr Apartment zurück. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, ob sie ihre Kleidung und ihr Buch weggeräumt hatte. Es sah ihr gar nicht ähnlich, Blumen ins Schlafzimmer zu stellen. Obwohl … In Barstow hatte sie das öfter getan. Aber seit sie in New York lebte …
Schrill ertönte die Türklingel, und Zoe zuckte erschrocken zusammen.
Als sie über die Gegensprechanlage fragte, wer da sei, meldete sich Detective Abraham. Sie ließ ihn ins Gebäude, wartete hinter der geschlossenen Eingangstür und spähte durch den Spion. Erst als sich die Aufzugtür öffnete und der Cop hinaustrat, öffnete Zoe die Tür.
„Du kommst viel zu spät! Der Probelauf ist vorbei!“, sagte David, als Zoe mit zweieinhalb Stunden Verspätung im Empire Theater ankam.
„Mein Taxi hat im Verkehr festgesteckt. Außerdem konnte ich Detective Abraham nicht so herumkommandieren wie du mich“, konterte Zoe. „Er hat meine Anzeige gegen unbekannt sorgfältig aufgenommen.“
„Schön für dich. Der Mann macht seine Arbeit. Und das solltest du auch. Zeig mal deine Haare!“ David drehte sie zu sich um. „Hm … der Souvenirjäger hat eine ziemlich breite Strähne herausgeschnitten. Aber das kriegen wir wieder hin. Antoine!“, rief er. Dann wandte er sich wieder Zoe zu. „Geht es dir denn gut?“
„Wow! Ich dachte schon, du fragst gar nicht.“
„Aber Zoe, natürlich mache ich mir Sorgen um dich. Ich werde nur nicht bei jedem kleinen Problem mit verrückten Fans hysterisch.“
„Schon gut, David. Wir wechseln lieber das Thema. Was den Stalker angeht, sind wir einfach anderer Meinung.“ Zoe wandte sich genervt von ihrem Boss ab. Jedes Mal, wenn er etwas Nettes sagte, folgte kurz darauf ein Kommentar, mit dem er sie ärgerte.
„ Mon Dieu! Deine Haare!“ Antoine, der französische Haarstylist, schien einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein. Er schlug die Hände überm Kopf zusammen.
„Rette, was zu retten ist“, bat Zoe ihn müde und folgte ihm in die Garderobe. Hauptsache weg von David, dachte Zoe, bevor ich mich wieder mit ihm streite.
In der Garderobe traf sie Phoebe, die sich gerade ein Armani-Dress aus- und ihre Alltagskleidung anzog.
Sie umarmte Zoe und drückte sie fest an sich. „Was ist denn passiert? Ich bin aus Davids Gestammel nicht schlau geworden.“
„Es ist ein Albtraum!“, antwortete Zoe und fasste in wenigen Sätzen die Ereignisse der letzten Stunden zusammen.
„Wow! Das klingt wie aus einem Horrorfilm. Hör mal, ich muss leider los. Ich habe noch einen Booker-Termin. Aber lass uns heute Abend telefonieren! Ich bin gegen neun zu Hause. Und ich rate dir, sicherheitshalber das Türschloss in deinem Apartment auswechseln zu lassen. Egal, ob ein Fremder in deine Wohnung eingebrochen ist oder nicht. Mit einem neuen Schloss verhinderst du vielleicht einen unliebsamen Besuch oder erschwerst ihn zumindest.“
Dankbar lächelte Zoe ihre Freundin an. „Mach mir lieber nicht noch mehr Angst …
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