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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Unsicherheit. »Hört mir zu! Die Straßen sind nicht mehr sicher. Von nun an werden wir die Hauptverkehrswege meiden. Und ich will, dass in jeder Schicht die Wachen verdoppelt werden. Zeke, das ist deine Aufgabe.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wir haben heute Nacht noch einen langen Weg vor uns, also los jetzt!« Damit stapfte Jeb durch das wogende Gras davon und der Rest der Gruppe reihte sich hinter ihm ein.
    Ich schlängelte mich bis zur Spitze durch und schloss zu Jebbadiah auf, der zügig marschierte, ohne mich eines Blickes zu würdigen. »Was hatte das zu bedeuten?«, fragte ich ihn. Auch daraufhin schenkte er mir keinerlei Beachtung, aber so leicht kam er mir nicht davon. »Sie kannten diese Männer«, stellte ich mit gedämpfter Stimme fest. »Wer sind sie? Warum sind sie hinter euch her?«
    »Du mischst dich in Dinge ein, von denen du keine Ahnung hast.«
    »Eben, genau deshalb frage ich ja. Wenn ich euch helfen soll, will ich auch wissen, womit ich es zu tun habe.«
    »Wir brauchen deine Hilfe nicht«, erwiderte Jeb eisig. »Wir haben dich nicht um Hilfe gebeten. Unsere Gruppe ist durch die Hölle gegangen, und diese Menschen haben so lange überlebt, weil sie diejenigen, die für ihre Sicherheit verantwortlich sind, niemals infrage stellen.«
    »Vielleicht sollten sie das aber.« Das brachte mir immerhin einen durchdringenden Blick ein.
    »Mach bloß keinen Ärger, Allison«, warnte Jeb und fuchtelte mit einem langen, knochigen Finger vor meiner Nase herum. Mir schoss der Gedanke durch den Kopf, was wohl passieren würde, wenn ich ihn einfach abriss. »Du bist nur dank meiner Erlaubnis hier, weil ich nie einen Bedürftigen zurückweise, aber du bist nicht Teil dieser Familie. Ich bin zu weit gekommen und wir haben zu viel durchgemacht, um das von jemandem wie dir gefährden zu lassen. Wie gleichgültig dir unsere Lebensart ist, hast du bereits demonstriert. Du wirst dich jetzt nicht hinstellen und meine Autorität anzweifeln. Und hör auf, nach Dingen zu fragen, die du nicht verstehst.« Damit wandte er sich ab und beschleunigte seine Schritte, um mich abzuschütteln. »Wenn dir nicht gefällt, wie wir die Dinge handhaben, kannst du jederzeit gehen«, fügte er hinzu, ohne sich umzudrehen. »Doch wenn du bei dieser Gruppe bleiben willst, musst du die Regeln akzeptieren und sie befolgen, wie jeder andere auch.«
    Wütend starrte ich ihm nach und ließ mich zurückfallen, bis der Rest der Herde mich eingeholt hatte. Die Regeln. Ja, das kannte ich schon. Keine Fragen stellen, keine Aufmerksamkeit erregen. Immer schön den Kopf unten halten und bloß nicht das Maul aufmachen. Aber die Rolle des hirnlosen Mitläufers lag mir einfach nicht, insbesondere, wenn die aufgestellten Regeln völlig sinnlos waren. Und wenn ich von Mister Stock-im-Arsch keine Antworten bekam, musste ich sie mir eben woanders holen.
    Möglichst unauffällig trödelte ich herum und ließ die anderen an mir vorbeiziehen, bis Zeke neben mir auftauchte, der die Nachhut bildete. Er begrüßte mich mit einem wachsamen Blick, der verriet, dass er schon ahnte, was auf ihn zukam.
    Er quittierte mein »Hi« mit einem wortlosen Nicken, als würde er bereits auf das unausweichliche Verhör warten. Wahrscheinlich hatte er gesehen, wie ich mit Jeb geredet hatte, und wusste, dass mir die erhofften Antworten versagt geblieben waren. Zeke war zwar freundlich und bescheiden, aber nicht dumm.
    »Hör mal«, begann ich, ohne ihn anzusehen. »Ich … äh … wollte dir noch etwas sagen, aber wegen dieser Gangstergeschichte bin ich noch nicht dazu gekommen, also … danke.«
    Seine Verwirrung war deutlich zu spüren. »Wofür denn?«
    »Dafür, dass du mich nicht zurücklassen wolltest.« Noch immer starrte ich unablässig auf den Horizont und beobachtete eine Herde massiger, zotteliger Tiere, die über einen der Hügel wanderte. »Ich habe gehört, was du vorhin zu Jeb und Ruth gesagt hast. Danke, dass du dich für mich eingesetzt hast. Das hat noch nie jemand getan.« Verlegen verstummte ich.
    Zeke seufzte schwer. »Jeb ist … nicht immer ganz einfach zu verstehen«, gab er dann zu, und ich musste mir ein abfälliges Schnauben verkneifen. »Er will immer alle beschützen, weiß aber, dass er uns durch gefährliches Terrain führt, und dass nicht alle es schaffen werden. Er musste auf dieser Suche nach Eden mit ansehen, wie einige von uns … gestorben sind. Früher war unsere Gruppe viel größer.« Er zögerte und atmete tief durch, und ich fragte mich, was Zeke

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