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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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hatte ein paar spöttische Bemerkungen über seinen Dickschädel gemacht, die Darren mit der Behauptung abgetan hatte, Frauen fänden Narben sexy.
    Ich lächelte nur und dachte mir im Stillen, dass er viel zu viel Krach machte, um sich an irgendetwas anschleichen zu können. Zeke, der vor uns herlief, war viel leiser. Wenigstens sprach Darren nur im Flüsterton, trotzdem zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn er auf einen trockenen Zweig trat oder das Laub unter seinen Füßen knisterte.
    »Ich habe da so eine Ahnung«, murmelte ich schließlich als Antwort. »Das spitze Ende auf jemanden richten und dann an der Schnur ziehen, richtig?«
    »Ein bisschen mehr gehört schon dazu«, erwiderte Darren zweifelnd. »Um die Sehne angemessen zu spannen, braucht man ordentlich Kraft, außerdem muss man wissen, wie man zielt. Bist du sicher, dass ich es dir nicht zeigen soll? Ich kann es dir gerne beibringen.«
    Das brachte mich dann doch auf die Palme. »Weißt du was?« Ich hob demonstrativ meinen Bogen. »Lass uns eine Wette abschließen. Wenn du vor mir etwas erlegst, überlasse ich die Jagd in Zukunft ganz dir und Zeke. Wenn ich den ersten Treffer lande, lässt du mich mit euch kommen, wann immer ich will. Abgemacht?«
    »Mhm.« Abschätzend zog er die Augenbrauen hoch. »Klar doch, ich bin dabei.«
    In diesem Moment kam aus Zekes Richtung ein Steinchen geflogen. Da ich ausweichen konnte, prallte der Kiesel von Darrens Brust ab. Mit einem wütenden Zischen wirbelte er herum. Zeke warf ihm einen mahnenden Blick zu, legte einen Finger an die Lippen und zeigte dann auf ein paar Büsche.
    Sofort war ich hellwach. Ungefähr vierzig Meter vor uns bewegte sich etwas durchs Unterholz, ein großer, dunkler Schatten, der sich dicht am Boden hielt. Zeke zog mit einer geschmeidigen Bewegung einen Pfeil aus seinem Köcher, legte ihn auf die Sehne und hob den Bogen. Während er die Sehne spannte, atmete ich tief ein, um den Geruch des Tieres zu analysieren.
    Der Gestank von Blut, Verwesung und Falschheit schlug mir mit solcher Wucht entgegen, dass ich entsetzt aufkeuchte. »Zeke, nicht!«, flüsterte ich, um ihn aufzuhalten, aber es war zu spät. Zeke hatte die Sehne bereits losgelassen, und der Pfeil flog in das Gebüsch, wo er mit einem dumpfen Plopp sein Ziel traf.
    Ein irres Quieken erklang und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Die Büsche teilten sich und ein riesiges Wildschwein stürmte auf die Lichtung. Mit einem wilden Kopfschütteln verteilte es den Schaum vor seinem Maul. In den weißen Augen waren weder Pupille noch Iris zu erkennen, stattdessen lief Blut aus den Augenhöhlen und verklebte das borstige Fell. Aus seinem Unterkiefer ragten gelbe, rasiermesserscharfe Hauer hervor. Noch einmal kreischte das Tier, dann ging es auf Zeke los.
    Während ich losrannte, ließ Zeke seinen Bogen fallen und griff nach Pistole und Machete. In der nächsten Sekunde feuerte er bereits auf das verseuchte Schwein. Ich sah, wie aus Schädel, Schnauze und Schulter des Tieres Blut spritzte, aber das Wildschwein war so weggetreten, dass es nicht einmal langsamer wurde. Im allerletzten Moment sprang Zeke beiseite und ließ das Tier an sich vorbeistürmen, wobei er versuchte, ihm mit der Machete eine Wunde an der Flanke beizubringen.
    Mit beängstigender Geschwindigkeit wirbelte der Keiler herum, aber diesmal war ich mit meinem Schwert zur Stelle. Ich ließ es auf seinen Rücken niedergehen und rammte es ihm bis tief auf die Knochen ins Fleisch. Kreischend nahm mich das Wildschwein ins Visier und versuchte, mich mit seinen tödlichen Hauern zu treffen, doch mein Schwerthieb hatte seine Wirbelsäule so schwer beschädigt, dass seine Hinterbeine nachgaben. Zeke machte einen Schritt nach vorn und landete diesmal einen Treffer hinter dem Schädel, womit er den halben Nacken aufschlitzte. Das Wildschwein geriet ins Taumeln. Ich zielte auf die Halswunde und riss das Schwert mit aller Kraft nach unten. Die Klinge des Katana schnitt sauber durch Wirbelsäule, Fleisch und Knochen und trennte den Kopf vom Körper. Der mächtige Leib des Schweins fiel donnernd zu Boden und landete auf dem Rücken, sodass die kurzen Beine in die Luft ragten, während die Kiefer sich in hilfloser Wut öffneten und schlossen, bevor endlich alle Körperteile erstarrten.
    Erleichtert sank ich gegen einen Baum, mein Schwertarm sackte herab, während Zeke sich keuchend auf die Erde fallen ließ. Seine Muskeln zitterten vor Adrenalin und ihm lief der Schweiß übers Gesicht.

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