Tor der Daemmerung
Lächeln oder ein anerkennendes Nicken. Teresa umklammerte sogar meine Hand und drückte sie, wobei sie murmelte, dass ich von Gott gesandt sei und sie alle so dankbar wären, dass ich mich der Familie angeschlossen hätte. Verlegen entschuldigte ich mich und zog mich an das äußere Ende des Lagers zurück, wo ich wie üblich mein Zelt aufschlug. Als ich damit fertig war und mich umdrehen wollte, stieß ich fast mit Zeke zusammen.
»Ups.« Er hielt sich mit beiden Armen an mir fest, damit wir nicht umfielen. Einen Moment lang standen wir uns so dicht gegenüber, dass ich die silbernen Ringe erkennen konnte, die seine Pupillen einfassten, und hörte, wie der Puls an seiner Kehle pochte. Sofort regte sich mein Hunger, den ich krampfhaft zurückdrängte.
»Tut mir leid«, entschuldigte er sich und trat einen Schritt zurück. Seine Kleidung und Haare waren noch feucht und er roch leicht nach Flusswasser. »Ich … wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht«, sagte er zögernd und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Geht es dir gut? Keine gebrochenen Knochen, keine Gehirnerschütterung? Keine Fische, die in deiner Lunge rumschwimmen?«
Ich lächelte müde. »Vielleicht ein oder zwei winzige Fischlein, aber bis morgen habe ich die sicher wieder ausgehustet.« Er lachte leise. Bei diesem Geräusch machte mein Magen einen merkwürdigen Hüpfer, und ich wich automatisch zurück Richtung Zelt. »Aber ich glaube, für heute Nacht habe ich genug. Solche Nahtoderfahrungen machen mich immer ziemlich schläfrig.« Ich täuschte ein Gähnen vor und hielt brav die Hand vor den Mund, falls vielleicht meine Reißzähne sichtbar wurden. »Wir sehen uns morgen, Zeke.«
Bevor ich mich abwenden konnte, streckte er die Hand nach mir aus, griff nach meinem nassen Haar und ließ eine Strähne durch seine Finger gleiten. Ich erstarrte und verspürte ein seltsames Ziehen im Bauch, während sich zeitgleich mein Hunger regte und neugierig diese überraschende Entwicklung registrierte.
»Allison.« Zekes Lächeln schickte einen warmen Schauer durch meinen Körper und weckte den brennenden Wunsch in mir, ihn zu berühren, mich an seine Haut zu schmiegen, nur um diese Hitze zu spüren. Mein Zahnfleisch pulsierte, meine Fangzähne standen kurz davor durchzubrechen, und nur mit äußerster Willensanstrengung konnte ich verhindern, mich ihm an den Hals zu werfen, an seinen warmen Nacken …
»Ich bin so froh, dass du da bist«, flüsterte Zeke ohne die geringste Verlegenheit oder Berechnung. »Es ist schön, dass wir jetzt noch jemanden haben, auf den wir uns verlassen können. Ich hoffe, dass du bei uns bleibst und wir Eden gemeinsam entdecken können.«
Er zupfte ein letztes Mal liebevoll an meinem Haar und wandte sich dann ab. Während ich ihm nachsah, zerrten Hunger und Sehnsucht und dieses seltsame, kribbelnde Gefühl an mir. Schnell kroch ich in mein Zelt und zog mir die Decke über den Kopf – bloß schlafen und Ezekiel Crosse vergessen. Seine Wärme, seine zärtliche Berührung. Und wie sehr ich meine Reißzähne in seinem Hals versenken wollte, damit er unwiderruflich mir gehörte.
14
Natürlich konnten sich die Ebenen nicht ewig hinziehen. In der darauffolgenden Nacht tauchten am Horizont vereinzelt Bäume auf, die immer zahlreicher und dichter wurden, bis schließlich ein richtiger Wald vor uns lag. Der dichte Bewuchs und das üppige Unterholz drosselten unser Tempo. Einige aus der Gruppe begannen, beunruhigt zu flüstern: Im Wald war es gefährlicher als auf freier Flur, und es war anstrengender voranzukommen, zumal wir keiner Straße folgten. Die Schatten zwischen den Bäumen verbargen Raubtiere wie Wölfe und Bären und natürlich den schlimmsten Feind von allen, die Verseuchten.
Es überraschte mich nicht, dass Jeb derlei Ängsten keinerlei Gehör schenkte und unbeeindruckt durch das Gehölz marschierte. Pausen gab es nur, wenn die Kleinen sich ausruhen mussten oder unsere zusammengeschrumpften Nahrungsvorräte verteilt wurden. Als wir einige Stunden vor Sonnenaufgang endlich unser Lager aufschlugen, griffen Zeke und Darren wieder nach ihren Bögen, um auf die Jagd zu gehen. Diesmal schloss ich mich ihnen an.
»Weißt du überhaupt, wie man mit so einem Ding schießt?«, fragte Darren, als ich ihm und Zeke zwischen die Bäume folgte. Er schien sich von dem Sturz in den Fluss gut erholt zu haben, abgesehen von einer Schramme und einem farbenfrohen Bluterguss auf der Stirn war er völlig unbeschadet. Zeke
Weitere Kostenlose Bücher