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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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einem Nagel hing. Ganz leise entfernte ich die Eisenstange, mit der die Tür verrammelt war, öffnete das Vorhängeschloss und zog die Kette ab, verstohlen und vorsichtig, damit sie nicht gegen die Metallstäbe schlug. Langsam, langsam, um ein Quietschen der Tür zu verhindern, öffnete ich das Gitter.
    Joe Archer lag zusammengesunken in einer Ecke und hatte sich in ein paar Decken eingewickelt, um sich warmzuhalten. Das dick verbundene Bein, das nach Blut und Alkohol roch, hielt er merkwürdig abgespreizt.
    Willst du das wirklich tun?
    Ich brachte die innere Stimme zum Verstummen und schob jegliches Ehrgefühl, Schuld und Ekel weit von mir. Nein, ich wollte es nicht, aber es war notwendig. Ins Haupthaus konnte ich auf keinen Fall gehen, dort lebten so viele Menschen unter einem Dach – selbst wenn es mir gelang, mich in ein Zimmer zu schleichen, war das Risiko groß, dass ich entdeckt wurde, weil jemand vielleicht einen leichten Schlaf hatte oder einfach nur auf dem Weg zur Toilette war. Ich dachte an Caleb und Bethany, Zeke und Darren. Wenn ich das jetzt nicht durchzog, wurden sie möglicherweise zum nächsten Ziel. Falls ich mich nicht bald nährte, lief ich Gefahr, einen von ihnen zu töten. Der Käfig lag ziemlich abgelegen, und so schnell würde wohl niemand kommen, um nach Joe zu sehen. Besser ein Fremder als jemand, den ich kannte und der mir etwas bedeutete.
    Außerdem hatte ich ihm das Leben gerettet, also war er mir etwas schuldig.
    Wenn du es dir so leichter machen willst. Dann bring es jetzt endlich hinter dich.
    Joe wälzte sich herum und hustete im Schlaf, sodass sein Schnarchen kurz unterbrochen wurde. Bevor ich noch weiter grübeln konnte, kniete ich mich hastig neben ihn und schob seinen Kragen beiseite. Der Puls an seiner Kehle pochte gut sichtbar im Mondlicht. Sofort wuchsen meine Reißzähne und der Hunger überrollte mich wie eine dunkle Woge. Der Mensch stöhnte und seine Lider flatterten unruhig, doch da beugte ich mich schon vor und schlug ihm knapp unterhalb des Kiefers die Zähne in den Hals.
    Zuerst fuhr er krampfartig zusammen, aber gleich darauf entspannte er sich und ergab sich dem wahnhaften Rausch des Vampirbisses. Als das Blut in meinen Mund floss, sog der Hunger es gierig auf, forderte aber sofort mehr, immer mehr. Diesmal hielt ich ihn streng unter Kontrolle, kämpfte darum, bei Sinnen zu bleiben und mich nicht in der Hitze und der Kraft zu verlieren, die in mich hineinströmten.
    Drei Schlucke. So viel gestand ich mir zu, auch wenn der Hunger brüllend protestierte. Widerwillig zog ich meine Fänge aus der menschlichen Haut, verschloss die Wunden und trat zurück. Der Mann stöhnte, halb schlafend, halb weggetreten, während ich hastig aus dem Käfig schlüpfte und so schnell wie möglich Schloss und Kette vorlegte.
    »Allison?«
    Ich hatte gerade die letzte schwere Eisenstange zurück an ihren Platz gehievt, als es hinter mir knirschte und Zekes vertraute Stimme zu mir herüber drang. Er stand nur wenige Schritte entfernt. In einer Hand hielt er eine Thermoskanne, in der anderen eine Blechtasse.
    »Hier steckst du also«, stellte er fest – überrascht, aber nicht vorwurfsvoll. »Du bist nicht zurückgekommen, nachdem Ruth weg war. Bist du immer noch sauer auf mich?«
    »Was machst du denn hier?«, erwiderte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. Natürlich war ich nicht sauer, aber vielleicht war es besser, wenn er das dachte. Er nickte nachdenklich, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »In der Scheune gibt es jetzt Abendessen«, erklärte er und hielt dabei die Tasse hoch. »Wenn du etwas haben willst, solltest du bald rüber gehen, bevor Caleb und Matthew die ganze Suppe aufessen.«
    Mit einem knappen Nicken wandte ich mich ab und sah Joe beim Schlafen zu. »Hast du davon gewusst?«, fragte ich, als er sich zu mir gesellte.
    »Jeb hat es mir gesagt.« Zeke kniete sich vor das Gitter, streckte einen Arm hindurch und begann, den bewusstlosen Mann zu schütteln. Der wälzte sich stöhnend herum und öffnete mühsam die Augen, woraufhin Zeke ihm die Thermoskanne zeigte. »Hey«, sagte er leise, drehte den Deckel ab und goss eine dampfende, dunkle Flüssigkeit hinein. »Ich dachte mir, das könnten Sie jetzt gebrauchen. Er ist schwarz, aber immer noch besser als gar nichts.«
    »Danke, mein Junge«, keuchte Joe und griff nach der Tasse. Seine Hand zitterte so stark, dass er sie fast fallen ließ. »Verdammt, ich bin noch schlimmer dran, als ich dachte. Wie lange dauert es noch

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