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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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bis zum Morgen?«
    »Ein paar Stunden«, erklärte Zeke ihm sanft und reichte ihm dann auch noch die Tasse mit der Suppe. »Bald ist es vorbei. Wie geht es Ihnen denn?«
    »Oh, ich werde es überleben.« Lächelnd nippte Joe an seinem Kaffee. »Zumindest noch einen Tag.«
    Zeke erwiderte sein Lächeln, als würde er ihm glauben, und in diesem Moment hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ruckartig wirbelte ich herum und lief weg – weg von diesem verlorenen Menschenwesen in seinem Käfig, das noch wenige Minuten zuvor nichts anderes für mich gewesen war als eine Nahrungsquelle. Weg von dem Jungen, der mir vor Augen führte, was für ein Monster ich in Wirklichkeit war.
    »Hey, Allison! Warte!«
    Als ich hörte, wie Zeke hinter mir herrannte, fuhr ich wütend zu ihm herum. »Hau ab«, fauchte ich. Nur mit Mühe gelang es mir, meine Reißzähne zu verbergen. »Warum klebst du denn ständig an mir dran? Was willst du beweisen, Pfaffensohn? Denkst du, du könntest mich auch retten?«
    Völlig verblüfft blinzelte er mich an. »Was?«
    »Warum strengst du dich eigentlich so an?«, fuhr ich mit einem abfälligen Blick fort. Mit reiner Willenskraft klammerte ich mich an meiner Wut fest. »Ständig verschenkst du Sachen, bringst dich selbst in Gefahr, tust alles, damit andere glücklich sind. Das ist dämlich und waghalsig. Die Leute sind es nicht wert, gerettet zu werden, Ezekiel. Irgendwann wird genau der, dem du ständig hilfst, dir ein Messer in den Rücken rammen oder dir von hinten die Kehle aufschlitzen, ohne dass du auch nur das Geringste ahnst.«
    Seine blauen Augen funkelten wütend. »Für wie naiv hältst du mich eigentlich?«, blaffte er. »Ja, die Welt ist ein schrecklicher Ort und voller Menschen, die mich genauso bereitwillig abstechen würden, wie sie mir die Hand schütteln. Und ja, selbst wenn ich den Hals für sie riskiere, würden sie mich jederzeit den Verseuchten zum Fraß vorwerfen. Denk bloß nicht, ich hätte so etwas noch nie erlebt, Allison. So dämlich bin ich nicht.«
    »Und warum versuchst du es dann immer wieder? Wenn selbst Jeb glaubt, das hier sei die Hölle, warum sich die Mühe machen?«
    »Weil es mehr geben muss als das!« Zeke unterbrach sich, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und sah mich dann traurig an. »Jeb hat die Menschheit so gut wie aufgegeben«, fuhr er leise fort. »Er sieht die Verderbtheit, die Vampire und die Verseuchten und glaubt, diese Welt sei verloren. Ihm geht es nur noch darum, Eden zu finden und die paar Leben zu retten, bei denen es ihm möglich ist. Alle anderen sind sich selbst überlassen.« Er zuckte hilflos mit den Schultern »Selbst Menschen wie Joe.« Mit dem Kopf deutete er Richtung Holzschuppen. »Er wird zwar für ihn beten, doch er selbst bleibt unbeteiligt, er wahrt Distanz.«
    »Aber du denkst nicht so.«
    »Nein.« Nun blickte Zeke mir direkt in die Augen, unerschrocken und unerschütterlich. »Jeb mag seinen Glauben verloren haben, aber ich nicht. Vielleicht liege ich damit ja falsch, aber ich werde es weiter versuchen. Nur so bewahre ich mir meine Menschlichkeit. Es unterscheidet mich von ihnen, von den Verseuchten, den Dämonen, den Vampiren, einfach allen.«
    Vampiren. Das traf mich wesentlich härter als gedacht. »Wie schön für dich«, sagte ich bitter. »Aber ich bin nicht so. Ich glaube nicht an Gott, und ich glaube auch nicht daran, dass die Menschen einen guten Kern in sich tragen. Du magst ja deine nette kleine Familie haben, aber ich war zu lange allein, um noch irgendwem zu vertrauen.«
    Zekes Miene wurde weich, was ich jetzt am wenigstens gebrauchen konnte. Ich wollte ihn verletzen, ihn wütend machen, aber er sah mich nur mit diesen ernsten, blauen Augen an und machte einen Schritt auf mich zu. »Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast«, sagte er, ohne den Blick von meinen Augen abzuwenden, »und ich kann auch nicht für alle sprechen, aber ich verspreche dir, dass du hier in Sicherheit bist. Ich würde dir niemals wehtun.«
    »Hör auf«, zischte ich und wich hastig zurück. »Du kennst mich nicht. Du weißt nicht das Geringste über mich.«
    »Das würde ich aber gerne, wenn du es zulässt«, schoss Zeke zurück, dann überbrückte er mit zwei entschlossenen Schritten die Distanz zwischen uns und packte mich an den Armen. Nicht fest, ich hätte mich jederzeit befreien können, aber ich war so schockiert, dass ich mich nicht rühren konnte und ihn sprachlos anstarrte.
    »Wenn du mir eine Chance gibst, werde ich es

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