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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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unter meinen Händen.
    »Zeke … ich …« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Was konnte ich überhaupt sagen? Tut mir leid, dass ich dich fast umgebracht hätte? Dass ich den Dämon nicht unter Kontrolle hatte? Dass ich immer weiter trinken wollte, bis du nur noch eine leere, leblose Hülle gewesen wärst? Ich wollte nicht, dass du mich so siehst , dachte ich verzweifelt und schloss die Augen. Von allen Menschen auf dieser Welt hättest du als Allerletzter das Monster sehen sollen.
    »Ich …« Zeke unterbrach sich und stieß so angestrengt den Atem aus, als hätte sich ein Krampf gelöst, der ihn erst jetzt wieder Luft holen ließ. »Ich habe nur eine Frage«, fuhr er dann mit bebender Stimme fort. »Bedeutet das … werde ich … das heißt doch nicht, dass ich mich jetzt verwandeln werde, oder?«
    Hastig schüttelte ich den Kopf. »Nein«, flüsterte ich und war froh, es ihm erklären zu können. »Das ist ein ganz anderer Vorgang. Um ein Vampir zu werden, müsstest du etwas von meinem Blut trinken.« Außerdem müsste ich dich an den Rand des Todes bringen.
    Er seufzte schwer, und ein Teil der Anspannung schien von ihm abzufallen. »Dann … dann bin ich froh, dass ich zurückgekommen bin.«
    Ungeschickt kletterte ich von ihm herunter und Zeke setzte sich aufrecht hin. Durch die Kälte, den Schmerz und den Blutverlust war sein Gesicht ganz blass. Verlegen wandte ich mich ab, starrte aus dem kaputten Fenster und beobachtete, wie die Funken des Großfeuers im Wind tanzten. Trotzdem spürte ich seinen Blick im Rücken und die Scham in mir brannte heißer als jede Flamme.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, flüsterte ich. »Ich hatte dir doch gesagt, ihr sollt gehen. Du hättest nicht …«
    »Ich konnte dich doch nicht zurücklassen«, sagte Zeke schlicht. »Nicht nach allem, was du für uns getan hast. Und für mich. Ich musste einfach zurückkommen.« Leise Schritte, dann stand er neben mir. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er auf die Stadt und die lodernden Flammen hinunterblickte. »Die anderen sind in Sicherheit«, erklärte er dann. »Sie warten am Stadtrand auf uns. Wir sollten aufbrechen. Ich schätze mal …« Seine Stimme schwankte und er schluckte schwer. »Ich schätze mal, Jeb wird nicht mit uns kommen.«
    Jeb. Wahnsinnige Schuldgefühle packten mich. Und eine innere Leere machte sich breit. Ich hatte sie beide enttäuscht. »Zeke …« Langsam drehte ich mich zu ihm um. »Jeb ist …«
    »Ich habe es gesehen«, flüsterte er und deutete mit angespannter Miene auf das kaputte Fenster. »Ich habe gesehen … was er getan hat, als du unter dem Fenster hingst. Ich kam gerade in dem Moment hier an, als … sie abgestürzt sind.«
    Eisige Kälte breitete sich in mir aus. »Hat … hat Jeb …«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf und presste die Lider zusammen, als wollte er die Erinnerung auslöschen. »Ich konnte nichts mehr für ihn tun.«
    »Es tut mir leid.« Hohle Worte. Ich musterte seine bebenden Schultern, die geballten Fäuste, und wünschte mir, ich hätte den Mut, ihn für einen Moment in den Arm zu nehmen. »Ich habe es versucht.«
    »Es war nicht deine Schuld.« Nun brach seine Stimme endgültig und er musste tief durchatmen. »Es war seine Entscheidung. Er hat beschlossen, es auf diese Art zu beenden, selbst wenn das bedeutete, einem …« Er unterbrach sich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Du musst ihn ziemlich beeindruckt haben«, fuhr er leise fort. »Ich kannte ihn seit vierzehn Jahren, und in der ganzen Zeit hat er kein einziges Mal seine Meinung geändert.«
    Du irrst dich. Nicht an mich hat er dabei gedacht, sondern an dich. Ich holte das kleine Plastikteil aus der Tasche, das Jebbadiah mir gegeben hatte. »Er wollte, dass du das hier bekommst«, erklärte ich ihm, woraufhin Zeke sich überrascht zu mir umdrehte. »Er meinte, du würdest wissen, was damit zu tun sei.«
    Fast ehrfürchtig nahm er es an sich, hielt es hoch und musterte es. »Weißt du, was das ist?«, fragte ich schließlich.
    »Ja.« Nach einem suchenden Blick lief er zu dem Schreib tisch in der Ecke und schob das Ding in einen Schlitz an der Seite des Computers. Ich war überrascht, dass er wusste, wie man damit umging, vor allem, als er anfing, auf den Tasten herumzudrücken, und auf dem Monitor mehrere Felder erschienen.
    »Tatsächlich«, murmelte er, während seine blauen Augen über den Bildschirm huschten. »Das sind die gesamten Forschungsergebnisse. Sämtliche Informationen, die sie über

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