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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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ausgesorgt, vielleicht sogar den gesamten Winter. Wir müssen nur da rausgehen und es uns holen, bevor es jemand anders tut.«
    Lucas’ Augen begannen zu leuchten. Ich konnte geradezu sehen, wie sich die Rädchen in seinem Gehirn drehten. Die Vorstellung, in die Ruinen einzudringen, war zwar verdammt gruselig, aber die Aussicht auf Essen wog das locker auf. »Wo ist das?«, fragte er nachdenklich.
    »Direkt hinter der Todeszone. Du kennst doch diesen Tunnel, der in der Nähe der alten …« Als er mich nur verwirrt ansah, zuckte ich mit den Schultern und fuhr fort: »Ist ja auch egal, ich kann uns hinführen. Aber wir sollten sofort aufbrechen, solange es noch hell ist.«
    »Jetzt?«
    »Willst du lieber abwarten, ob es zur Abriegelung kommt?«
    Seufzend signalisierte er mir, mit ihm zu kommen. Wir machten uns zusammen auf den Weg zum Gemeinschaftsraum. »Nein, aber das wird eine riskante Aktion«, erklärte er dann. »Heute sind jede Menge Patrouillen unterwegs, Lakaien und Wachen durchkämmen die Straßen, sie sind offenbar immer noch auf der Suche. Und heute Nacht wird es sicher noch schlimmer.«
    Als wir den Gemeinschaftsraum betraten, hing Rat in einem modrigen Sessel, spielte mit seinem Messer herum und ließ die Beine über die Armlehne baumeln.
    »Hey, das verlorene Miststück kehrt zurück«, höhnte er. Seine Stimme klang nasal und dröhnend, als wäre seine Nase noch immer voller Blut. »Dabei waren wir uns so sicher, du wärst verschleppt worden oder würdest mit zerfetzter Kehle in irgendeiner Gosse liegen. Ohne dich war es so ruhig und friedlich. Na ja, bis auf deinen Memmenlover, der heulend in der Ecke gehockt hat.« Mit einem fiesen Grinsen fügte er hinzu: »Ich musste seine Weichbirne gegen den Türpfosten knallen, damit er aufhört zu flennen.«
    Lucas tat so, als würde er ihn ignorieren, aber ich sah, wie sich sein Kiefer anspannte. Wir hatten diese … Sache zwischen uns vor den anderen geheim gehalten, was auch bedeutete, dass Lucas mich nicht vorziehen durfte, indem er mir zur Hilfe eilte. Zum Glück konnte ich prima auf mich selbst aufpassen.
    Mit einem süßlichen Lächeln antwortete ich: »Das glaube ich dir sofort. Wie geht es eigentlich deiner Nase?«
    Rats eingefallene Wangen röteten sich und er hob demonstrativ das rostige Messer. »Warum kommst du nicht her und siehst es dir an?«
    Da trat Lucas von hinten gegen den Sessel, sodass Rat erschrocken aufschrie. »Mach dich nützlich und hol die Rucksäcke aus dem Spind«, befahl er. »Allie«, fuhr er nahtlos fort, als Rat sich mit finsterer Miene erhob, »du suchst Stick. Wenn wir das durchziehen wollen, brauchen wir jede verfügbare Hand.«
    »Was durchziehen?«, fragte Stick, der im selben Moment hereinspaziert kam. Als er uns drei erblickte, weiteten sich seine Augen und er stellte sich neben mich. »Gehen wir irgendwo hin?«
    »Ah, da bist du ja.« Rat lächelte wie ein Hund, der die Zähne bleckt. »Na ja, wir haben uns gerade darüber unterhalten, dass wir nicht genug zu Essen haben, und warum wir deshalb nicht das schwächste Glied in der Kette, also den, der hier am wenigsten tut, an die Vampire verfüttern sollten. Hey, das bist ja du! Nimm’s nicht persönlich, ja?«
    »Ignorier ihn einfach«, warf ich ein und starrte Rat provozierend an, während Stick sich ängstlich zusammenkauerte. »Er ist ganz der Arsch, als den wir ihn kennen.«
    »Hey!« Abwehrend hob Rat die Hände. »Ich bin nur ehrlich. Sonst traut sich ja niemand, es auszusprechen, also mach ich das.«
    »Hast du nicht noch etwas zu tun?«, fragte Lucas drohend, woraufhin Rat hinausging, nicht ohne anzügliche Blicke und lüsterne Zungenbewegungen in meine Richtung. Ich nahm mir vor, ihm bei der nächstbesten Gelegenheit gleich noch einmal die Nase zu brechen.
    Stick blickte verwirrt zwischen uns hin und her. »Was ist denn los?«, fragte er wachsam. »Ihr habt doch nicht …« Er unterbrach sich und sah mich hilflos an. »Ihr habt doch nicht wirklich so etwas überlegt, oder? So erbärmlich bin ich doch nicht … stimmt’s?«
    Seufzend wollte ich es als blöden Scherz abtun, aber Lucas kam mir zuvor. »Jetzt hast du jedenfalls die Chance, ihm das Gegenteil zu beweisen«, erklärte er. »Allison ist bei ihrer idiotischen Nachtwanderung auf etwas Wichtiges gestoßen. Und das werden wir uns holen.«
    Stick blinzelte verwirrt und registrierte nervös, wie Rat zurückkehrte. Er trug vier verstaubte, abgewetzte Rucksäcke über der Schulter. »Wo denn?«
    »In den

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