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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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meinen Ohren kaum. »Ihr reist nachts ?«, hakte ich sicherheitshalber noch einmal nach. Zeke nickte. »Warum das denn?«
    Über das Gesicht des Jungen legte sich ein Schatten, während Ruth blass wurde und unwillkürlich zu Caleb hinübersah. Beide schwiegen einen Moment. »Das ist … eine lange Geschichte«, murmelte Zeke schließlich. Seine Stimme klang angespannt, vielleicht sogar traurig. »Frag mich später noch mal danach.« Gleichzeitig deutete er mit dem Kopf auf das Kind, das an seinem Bein hing, was wohl heißen sollte: Frag mich, wenn Caleb die Antwort nicht hören kann.
    Klingt nach einer interessanten Geschichte. Seine grimmige Miene sprach Bände und weckte meine Neugier. Was ihnen wohl zugestoßen ist? Was war so schrecklich, dass Caleb es nicht hören darf?
    »Also«, fuhr Zeke fort, ohne Ruths finsteren Blick zu beachten, »das Angebot steht, Allison. Kommst du nun mit oder nicht?«
    Ich sollte es nicht tun. Ich sollte mich umdrehen und fortgehen, ohne noch einmal zurückzublicken. Nach Zekes Aussage wanderten mindestens ein Dutzend Menschen in ihrer Gruppe mit, die alle nach Blut und Beute rochen, und das in seliger Unwissenheit, da sie nicht ahnen konnten, dass ganz in der Nähe ihrer kleinen Gemeinschaft ein Vampir lauerte. Wenn ich sein Angebot annahm – wie lange würde es dann dauern, bis sie erkannten, dass ich kein Mensch war? Zumal, wenn Ruth wie ein misstrauischer Geier über mir schwebte und nur darauf wartete, mich bloßzustellen? Und wie lange konnte ich das durchhalten, ohne dass mich der Drang überfiel, mich von einem von ihnen zu nähren?
    Andererseits, wenn ich mich von Menschen fernhielt und isoliert vor mich hin hungerte, würde ich irgendwann erneut die Kontrolle verlieren – und mit Gewissheit jemanden töten. Vielleicht sogar ein Kind wie den Jungen, der sich immer noch an Zeke klammerte. Was wäre passiert, wenn ich nicht auf die beiden Männer, sondern auf ihn gestoßen wäre? Allein der Gedanke machte mich ganz krank. Ich konnte so etwas nicht mehr tun. Nie wieder.
    Wenn ich … wenn ich immer nur ein kleines bisschen Blut nahm, vielleicht konnte ich den Dämon dann unter Verschluss halten. Es musste eine Möglichkeit geben. Natürlich durfte es niemand herausfinden, und ich würde verdammt vorsichtig sein müssen, aber das schien mir immer noch ein besserer Plan zu sein, als ihnen heimlich zu folgen und darauf zu warten, dass mich der Hunger überwältigte.
    »Bitte, Allie!« Da ich noch zögerte, sah Caleb mit flehenden Augen zu mir hoch. »Bitte komm mit! Biiiiitttte!«
    »Du hast ihn gehört.« Zeke grinste, ein durchaus charmanter und attraktiver Anblick. »Jetzt musst du mitkommen, sonst bringst du ihn noch zum Weinen.«
    Ruth presste die Lippen zusammen und sah mich voll düsterem Hass an, aber sie war nun endgültig bedeutungslos geworden. Ich seufzte schwer – einerseits, weil mir wirklich danach war, andererseits, um es so aussehen zu lassen, als würde ich atmen. »Also gut«, sagte ich achselzuckend. »Ihr habt gewonnen. Dann mal los.«
    Caleb kam strahlend zu mir gehüpft und nahm meine Hand. Ruth schnaubte angewidert und verschwand murmelnd in der Dunkelheit. Kopfschüttelnd sah Zeke ihr nach, dann warf er mir einen entschuldigenden Blick zu und signalisierte mir, ihm zu folgen.
    Mit Caleb an der Hand ging ich ihm hinterher und fühlte mich dabei alles andere als wohl in meiner Haut. Das Ganze war vermutlich eine vollkommen idiotische Idee, aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Karten waren verteilt und ich würde einfach gekonnt bluffen müssen, bis das Spiel beendet war.
    Außerdem vermisste ich es, jemanden zum Reden zu haben, auch wenn ich das niemals offen zugegeben hätte. Diese langen, stillen Nächte in der Wildnis hatten mir bewusst gemacht, dass ich eigentlich ein ziemlich geselliges Wesen war. Zu Zeke hatte ich jetzt schon einen guten Draht, und ich war einfach noch nicht bereit, in die Einsamkeit zurückzukehren.
    Obwohl er bereits nach wenigen Minuten die ersten kniffligen Fragen stellte.
    Der Weg vor uns war mit alten Nägeln, zersplitterten Holzplatten und funkelnden Glasscherben übersät und wir kämpften uns vorsichtig voran. Inzwischen trug Zeke Caleb auf dem Arm, der sich während des Zickzack-Kurses durch den Schutt fest an seinen Hals klammerte, während Ruth ein paar Schritte hinter uns ging und mich mit Blicken durchbohrte. »Und, Allison, wie lange hast du in der Vampirstadt gelebt?«, fragte Zeke schließlich leise.
    »Mein

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