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Tor der Daemmerung

Tor der Daemmerung

Titel: Tor der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Betrachtung erschien er kaum älter als ich. Er trug schmutzige Jeans und eine ausgefranste Jacke und die wirren blonden Haare fielen ihm in die Augen. Er erwiderte mein Grinsen mit der unverkennbaren Attitüde eines Menschen, der keinerlei Probleme mit seinem Selbstbewusstsein hat. Aber das konnte auch an der Waffe in seiner Hand liegen. Neben der Pistole trug er auf der einen Seite eine kleine Axt am Gürtel, auf der anderen einen Dolch, außerdem war quer über seine Brust ein Gurt geschlungen, in dem die Machete stecken musste, deren Griff hinter seiner Schulter hervorlugte. Mit Sicherheit hatte er irgendwo noch mehr Waffen versteckt, vielleicht ein Messer im Ärmel oder im Stiefel. Und höchstwahrscheinlich wusste er sehr genau, wie man jede einzelne dieser Waffen einsetzte. An seinem Hals hing eine Kette mit einem kleinen silbernen Kreuz, das auf dem zerschlissenen Stoff seines Shirts glänzte.
    Sein Blick wanderte kurz zu dem Schwertgriff an meiner Schulter, dann zu meiner Taille – offenbar auf der Suche nach Waffen. Ich blieb reglos stehen und überlegte, ob ich wohl schnell genug wäre, um ihm die Pistole aus der Hand zu schlagen, ohne dabei eine Kugel abzukriegen. Falls es überhaupt so weit kam. Der Junge schien zwar wachsam zu sein, aber nicht unbedingt feindselig. Vermutlich legte er es nicht auf einen Kampf an, und ich sicher auch nicht. Nicht nachdem …
    Schnell verdrängte ich die Erinnerung und konzentrierte mich wieder auf die Menschen, die vor mir standen und mich noch immer prüfend musterten. »Also, erschießt du mich jetzt, oder nicht?«, fragte ich, nachdem wir uns noch einen Moment lang abwägend angestarrt hatten. »Wir können natürlich auch die ganze Nacht hier rumstehen und uns angaffen.«
    »Kommt drauf an«, erwiderte der Junge mit einem entspannten Lächeln, allerdings ohne seine Waffe sinken zu lassen. »Wer bist du? Der Verseuchten wegen gehen nicht besonders viele Leute auf Nachtwanderung. Und du bist nicht aus dieser Gegend hier, das weiß ich mit Sicherheit. Wo bist du hergekommen?«
    »New Covington.«
    Er runzelte nur die Stirn, offenbar sagte ihm der Name nichts. »Eine der Vampirstädte«, führte ich aus, ohne weiter darüber nachzudenken.
    Ruth stieß ein entsetztes Keuchen aus. »Eine Vampirstadt! Komm, Zeke!« Hektisch zerrte sie an seinem Ärmel. »Wir müssen zurück zu den anderen und sie warnen!« Wieder schoss sie einen finsteren Blick in meine Richtung. »Sie könnte einer dieser Lakaien sein, von denen Jeb uns erzählt hat! Vielleicht ist sie ja auf der Jagd nach neuen Blutsklaven.«
    »Ich bin kein Lakai«, schnauzte ich sie an. »Außerdem geben sich Lakaien nicht mit der Jagd nach Blutsklaven ab – dafür haben sie ihre Überfallkommandos. Und siehst du hier vielleicht sonst noch jemanden?«
    Zeke zögerte und schüttelte Ruths Arm ab. »Wenn du aus einer Vampirstadt stammst, was machst du dann hier?«, fragte er gelassen.
    »Ich bin gegangen.« Trotzig reckte ich das Kinn. »Ich hatte es satt, ständig gejagt zu werden und mit ansehen zu müssen, wie die Vampire mit uns machen, was sie wollen, nur weil wir für sie nichts weiter sind als Vieh. Lieber versuche ich mein Glück außerhalb der Mauern, in Freiheit, statt dort drin der Sklave irgendeines Blutsaugers zu sein. Also bin ich abgehauen. Und ich werde nie wieder zurückgehen. Wenn du mich deshalb erschießen willst, nur zu. Das ist immer noch besser als das, was ich hinter mir gelassen habe.«
    Verblüfft suchte der Junge nach Worten, als Caleb plötzlich einen leisen Schrei ausstieß und sich an sein Bein klammerte.
    »Du darfst sie nicht erschießen, Zee!«, befahl er, während der ältere Junge überrascht zusammenzuckte. »Sie ist nett! Sie hat mir geholfen, euch zu finden.« Mit seinen kleinen Fäusten trommelte er gegen das Bein. »Wenn du sie erschießt, werde ich für immer böse auf dich sein! Lass sie in Ruhe!«
    »Aua. Okay, okay, ich werde sie nicht erschießen.« Abrupt ließ Zee die Waffe sinken, während Ruth ihren Bruder am Arm packte und ihn zu sich herüberzerrte. »Hatte ich sowieso nicht vor.« Seufzend schob er die Pistole ins Holster und wandte sich dann mit einem resignierten Achselzucken mir zu. »Tut mir leid. Wir sind alle etwas durchgedreht, als der kleine Hosenscheißer verschwunden ist, außerdem begegnet man hier draußen nicht oft anderen Menschen. Ich wollte dir keine Angst machen.«
    »Schon okay«, winkte ich ab, und damit verflüchtigte sich die Anspannung. Ruth hatte

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