Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
Weiterexistenz nach dem Tod zu. Aber wenn du in dein eigenes Herz blickst, ist da gar nichts. Nichts. Leere. Schwärze.
Schließ deine Augen. Wie lange kannst du den Atem anhalten?
Deine Lungen brennen. Sie verlangen schmerzhaft nach Luft. Jede Faser deines Wesens sagt dir, dass du den Mund und die Augen öffnen sollst.
Du möchtest von hier aus irgendwohin gehen, aber du glaubst nicht einmal entfernt daran, dass da noch etwas ist. Du bist nicht Bee, Wildman oder Tegg. Du bist nicht wie sie. Du weißt, dass da nichts mehr ist.
Du bist …
Jacks Gesicht war jetzt unter Wasser. Er hatte den Kopf angewinkelt und atmete aus der letzten Luftblase in seinem Gefängnis. Als Gwens Gesicht sich unter dem Wasserspiegel befand, erschien ihr alles näher und größer zu sein. Selbst in dem grauen Meerwasser sahen alle Bilder größer aus. Das Geräusch ihres eigenen Atems und der ausgeatmeten Luft war laut und dicht bei ihr.
Sie konnte nicht ertragen, sich das anzusehen, wusste aber irgendwie, dass sie nicht wegschauen würde. Sie dachte daran, wie er den Bruydac-Krieger getötet hatte. Er hatte gesagt, sie sollte sich ihn als eine Person vorstellen, die keine Gnade für einen besiegten Feind gezeigt hatte. Er war jemand, der das gleiche Schicksal erleiden sollte, wenn die Zeit gekommen war. Diese Person sollte hilflos und allein sterben müssen.
Das, was dort in dem Käfig tobte, bettelte und drohte, war nicht mehr Jack. Es riss voller Wut und Verzweiflung an den Fesseln. Es war der Bruydac-Krieger. Wollte sie also genau das Gleiche tun wie Jack?
War sie nicht besser? Oder war sie viel schlimmer, weil sie sich dessen bewusst war?
Die Blasen, die aus Jacks nach oben gerichtetem Mund stiegen wurden kleiner und immer weniger. Dann kamen keine mehr. Sein Mund öffnete sich abrupt, als der Atemreflex einsetzte. Seine Brust zuckte, als er das Wasser mit einem letzten erstickenden Atemzug in die Lungen sog.
Kaltes, graues Meerwasser umgab Gwen. Sie konnte die heißen, salzigen Tränen nicht spüren, die ihr über das Gesicht liefen. Sie zwang sich, zuzusehen, bis Jacks Krämpfe nachließen und schließlich ganz aufhörten.
Als er sich zehn Minuten lang nicht bewegt hatte, wusste sie es mit Sicherheit: Jack war tot.
ZWEIUNDDREISSIG
Das Gitter schob sich in einem schrägen Winkel nach oben und fiel klappernd auf den Boden. Gwen kam darunter hervor und erhob sich aus dem Wasser des Gezeitenbeckens. Ihre Bewegungen verursachten Wellen, die über den Boden der Basis brandeten. Durch die Maske konnte sie sehen, dass sie an der Oberfläche war. Sie riss sie herunter und atmete gierig die frische Luft ein. Oder so frisch sie in der Basis eben sein konnte. Selbst die leicht feuchte Atmosphäre im Hauptbereich fand sie anheimelnd. Hier fühlte sie sich sicher.
Hinter ihr tauchte Jacks Körper im Wasser auf. Sie hatte ihn aus den Fesseln in seinem Gefängnis befreit und ihn verzweifelt durch die überfluteten Korridore gezogen. Dann durch die Bucht und letztendlich durch die verzweigten Kreuzungen am Unterwasserzugang der Basis.
Im Wasser hatte sein totes Gewicht bereits schwer auf ihr gelastet. Jetzt war es noch schlimmer, als sie versuchte, ihn aus dem Becken zu hieven. Es war schwieriger, als sie gedacht hatte. Ihr ganzer Körper schrie nach einer Pause. In Gwens Armen und Beinen pulsierte ein dumpfer Schmerz, und sie rang nach Atem.
Sie schob ihre Arme unter seine Achseln, zog und zerrte, bis es ihr schließlich gelang, ihn aus dem Becken zu hieven.
Jacks Körper lag rücklings auf dem kalten Metallsteg neben dem Becken. Seine aufgerissenen Augen starrten glasig und leer. Seine Haut war blau angelaufen, seine vollen Lippen waren dunkel, und unter seinen Augen lagen tiefe Schatten.
Sie plumpste neben ihm auf das Gitter und legte ihre Sauerstoffflasche ab. Sie beobachtete ihn, drängte ihn im Geiste.
Warum erwachte er nicht wieder zum Leben? Sie hatte gesehen, wie er eine Kugel in die Stirn bekommen hatte und wieder aufgewacht war. Aber sie wusste nicht, ob ihn irgendetwas wirklich umbringen konnte. Eine Krankheit, eine verstümmelnde Verletzung … oder vielleicht, dass er sich im Wasser nicht sofort wieder regenerieren konnte. Er war jetzt mindestens eine halbe Stunde tot.
Sie rollte ihn auf den Bauch und begann, zwischen seinen Schulterblättern zu drücken. Wasser rann mit jedem Drücken aus seinem Mund und durch das Gitter ins Becken.
Gwen zog ihn wieder auf den Rücken. Ihre Gedanken rasten nur so, und sie konnte
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