Torchwood 1: Ein anderes Leben (German Edition)
Afghanistan bekommen. In Chost wurde sie von einem Heckenschützen angeschossen, ist auf ihrem Posten geblieben und hat den Rückzug ihrer Patrouille gedeckt. Erst dann hat sie sich verarzten lassen.“
„Du klingst beeindruckt.“
„Wärst du das nicht? In ihrer Freizeit engagiert sie sich in einer Wohltätigkeitsorganisation für im Dienst Erblindete und nimmt sie in Dahab am Roten Meer mit auf Tauchgänge.“
„Ich wette, sie ist auch nett zu Tieren“, sagte Megan. „Und das hast du alles in ihrer Dienstakte gefunden?“
„Sie hat keine nennenswerten finanziellen Verpflichtungen. Manchmal mietet sie ein kleines Haus in Porthcawl, weil man dort gut tauchen kann. Sie ist kreditwürdig. Keine Überziehungen. Sie bezahlt rechtzeitig ihre Visa-Rechnung, die volle Summe, jeden Monat.“
„Warte mal, Owen. Solche Informationen bekommt man aber nicht bei einer schnellen Internetsuche heraus!“
„Jeden Monat, ohne nennenswerte Ausnahmen“, fuhr Owen unerbittlich fort. „Und die Visa-Rechnung ist selten höher als dreihundert Pfund, außer wenn sie sich besondere Ausrüstungsteile zum Tauchen kauft. Also muss es etwas wirklich Ungewöhnliches, außerhalb der Kontrolle dieser braven, tatkräftigen und gut organisierten Frau Liegendes sein, weswegen sie seit dreiundzwanzig Tagen abgängig ist, meinst du nicht auch?“
Megan hatte jetzt den Kopf in die Hände gelegt. „Woher weißt du das alles?“ Sie betrachtete Owen. Vielleicht sah sie ihn jetzt in einem anderen Licht. „Ich muss das nicht wirklich fragen, oder? Und die ganze Sache mit dem Heckenschützen und ihren Verletzungen … vielleicht konnte sie deshalb heute ihre Wunden so gut wegstecken. Aber warte mal, du willst sie nicht erschießen. Torchwood will sie nicht umbringen. Wer will das also?“
Owen dachte über ihre Frage nach. In der darauffolgenden Stille konnte er hören, wie sich Applegates Atmung veränderte. Sie stieß kurze, stakkatoartige Schnaufer aus, die sich schnell in einen Hustenanfall verwandelten.
Megan bewegte sich schnell zum Bett und beruhigte Applegate, die sich gegen die Atemmaske wehrte.
„Sind Sie schon lange wach?“, fragte Owen vom Fuß des Bettes.
Applegate starrte ihn an und wartete, bis sich ihr Husten legte. „Ein paar Minuten. Gerade lang genug, um Ihre freundliche Biografie von mir zu hören. Ganz zu schweigen von Ihrer Stelle als mein neuer Finanzberater.“ Sie hob eine Hand, um Owens Erklärungsversuch abzuwehren. „Ich muss gar nicht wissen, woher Sie diese Informationen haben. Anders als Ihre Kollegin …?“
„Doktor Tegg. Ich beaufsichtige Ihre Behandlung. Bitte nennen Sie mich Megan.“
„Owen Harper. Doktor Owen Harper, eigentlich.“
Applegate hatte sich jetzt etwas gesammelt. „Im Gegensatz zu Megan, weiß ich von Torchwood. Weil es Leute von Torchwood waren, die mich umbringen wollten.“ Ihre braunen Augen funkelten ihn an. „Also, Doktor Harper, auf die eine oder andere Weise haben Sie mich gerade rechtzeitig gefunden.“
DREIUNDZWANZIG
Sandra Applegate war jetzt bei vollem Bewusstsein, also stellten Owen und Megan das Kopfteil des Krankenhausbettes hoch, damit sie sich bequem anlehnen konnte. Owen prüfte noch einmal die Monitore und war zufrieden, dass seine Patientin stabil war. Sie war sehr blass, sah aber nicht mehr so leichenähnlich grau aus wie vorher. Ihre Gesten wurden stärker und ihre Stimme schwankte beim Sprechen nicht mehr.
„Ihre Kollegen haben einen Fehler gemacht, Dr. Harper. Sie wussten nicht, dass ich die Hilfe von Torchwood benötige.“
„Raten Sie mal, wie oft wir das zu hören bekommen, Sandra.“ Owen rückte seinen Stuhl näher an ihr Bett. „Also, wie lautet Ihre Geschichte?“
Sein Ton war ungezwungen und nicht einschüchternd. Er sah, wie Sandras Anspannung wich und sich ihr Gesicht aufhellte. „Sie haben einen Fehler gemacht. Oh, ich meine, ich kann es nachvollziehen, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin in Guys Wohnung gegangen, weil ich ein letztes Mal versuchen wollte, ihm seine unsinnigen Pläne auszureden … Aber er war nicht da und sie dachten, ich arbeite mit Tony und Guy zusammen. Meine Tauchkameraden, meine ich. Ich gebe Ihren Kollegen keine Schuld, sie können nichts dafür, wirklich.“
„Sie sind sehr verständnisvoll für jemanden, der von uns angeschossen wurde.“
„Wenn ich Ihnen erzähle, was ich durchgemacht habe, werden Sie anders denken.“
Owen lächelte beruhigend. „Ich bin schwer zu überraschen.“
Sandras
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