Torchwood 2: Wächter der Grenze (German Edition)
Himmel hatte sich so plötzlich aufgeklärt, dass man sogar noch die Sterne sehen konnte. Davey, der zu dem Zeitpunkt bereits fertig angezogen war, hatte seine Buddeljacke übergeworfen, um hinaus in die feuchte Finsternis zu gehen.
Es war eine kalte, unheilvolle Stunde. Die Himmelskuppel sah aus wie polierter Jett, in dem die Sterne funkelten. Ein bernsteinfarbenes Leuchten lag über Cardiff. Dächer und Schornsteine bildeten am Horizont gezackte Silhouetten. Irgendwo jaulte ein Fuchs jämmerlich. Es kam aus der gegenüberliegenden Richtung, ein paar Straßen weiter. Es war der unheilvolle Klang des nahenden Winters.
Davey fühlte sich plötzlich einsam und verletzlich. Er ging ins Haus zurück und entschied sich, auf den Morgen zu warten.
Er schaltete das Licht im Badezimmer ein und setzte sich wieder hin.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Aber ich muss dich morgen zurückbringen. Ich kann nicht …“
Er hielt inne. Ein sanftes Summen ertönte.
„Ich glaube, ich kann dich nicht hier im Haus behalten. Tut mir leid. Ich benötige meinen Schlaf, und ich kann solche Träume nicht gebrauchen. Das waren deine Träume, oder?“
Keine Antwort.
„Ich denke, so war es. Ich denke, ich habe nur einen Bruchteil gesehen. Wie dem auch sei, tut mir leid.“
Er rollte die Schubkarre im kalten Tageslicht hoch zum Schuppen und entriegelte die Tür. Ein paar Sachen hatte der Wind in der Nacht umgeweht, aber nichts war durch Menschenhand beschädigt worden.
Er brachte es rein und stellte es vorsichtig wieder so auf wie zuvor.
„Du wirst hier drinnen sicher sein, das verspreche ich. Du wirst nicht gestört werden. Ich werde zurückkommen, um nach dir zu sehen.“
Davey wandte sich zum Gehen. „Hier drinnen kannst du so viel träumen, wie du willst“, sagte er.
Als Davey zurück in seiner Küche war, blubberte der Kessel und das Radio spielte, während er in einer Schublade nach seinem Busfahrschein suchte. Er hatte sich bereits entschlossen, einen Ausflug in die Leihbücherei zu machen.
Er stellte eine Schüssel mit Futter auf den Boden und schlug mit der Gabel gegen das Blech, aber die Katze erschien nicht.
Die Wohnung war offen gesagt ein Chaos und roch etwas muffig. Schmutziges Geschirr türmte sich auf der Ablage, als würde Rhys alles für einen Abwasch-Rekordversuch aufsparen. Der Abfalleimer musste geleert werden, und eine Tüte voller zusätzlichem Müll hing an einem Schubladengriff.
Gwen begann im Schlafzimmer und füllte eine Umzugskiste mit ein paar Kleidungsstücken, ein wenig sauberer Unterwäsche, zwei Paar Schuhen und einigen persönlichen Gegenständen aus der Kommode.
Sie hatte sich entschlossen, nicht viel mitzunehmen, nur eine Handvoll wesentlicher Dinge für den Anfang. Ihre kompletten Sachen hinter seinem Rücken mitzunehmen wäre einfach gemein gewesen. Außerdem blieb ihr nicht viel Zeit. Sie war ohnehin spät dran. Sie hatten verschlafen.
Sie nahm ein Paar ihrer Lieblingsohrringe aus ihrem Schmuckkästchen, eine Halskette, die ihre Mutter ihr geschenkt hatte, ein Medaillon, das einst ihrer Oma gehörte. Aus dem Badezimmer packte sie ihre Lieblingsseife und das Shampoo sowie das teure Parfum ein. Nicht das, das Rhys ihr einmal zollfrei gekauft hatte und das sie nur trug, um ihm einen Gefallen zu tun. Das andere, das sie sich selbst gegönnt hatte, weil sie den Duft wirklich mochte.
Gwen trug die Umzugskiste zurück ins Wohnzimmer. Bücher, DVDs, CDs … die zu durchstöbern schien besonders kleinlich. Sie ging in die Hocke und nahm ihre Schatzkiste, eine Schachtel mit Erinnerungsstücken, aus einem Regal. Ihre Schachtel mit geliebten Souvenirs.
Es war ein alter Schuhkarton, bedeckt mit schönem Geschenkpapier und verziert mit farbigem Garn und verblassten Blütenblättern, die sie mit einem Pritt-Stift draufgeklebt hatte.
Sie nahm den Deckel ab.
Geburtstagskarten, Weihnachtskarten, Ich-gratuliere-zu-deinem-neuen-Job-Karten; eine getrocknete Blume von einer Hochzeit, die sie gemeinsam besucht hatten; einige Fotos; ein Woche-im-Rückblick-Tagebuch von 1994 mit einem Katzenkind auf dem Cover; alte Einladungen, immer noch in ihren Umschlägen, mit einer Büroklammer zusammengeheftet; ein Champagnerkorken, in den eine Münze eingelassen war; Postkarten von hier und da; ein Geschicklichkeitsspiel aus einer Silvester-Tischbombe; eine stehen gebliebene Armbanduhr, die sie in ihrer Jugend trug; ein Glücksarmband, das ihr jemand geschenkt hatte, als sie acht war; ein paar ausländische
Weitere Kostenlose Bücher