Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
Allerdings kamen solche Fälle nicht so häufig vor.
„Ich glaube, dass man uns erwartet hat“, sagte Jack, während er sich umsah. „Diese Räume wurden aufgegeben und zwar vor nicht allzu langer Zeit.“
Gwen bewegte sich auf die rechte Tür zu. „Rhys hat gesagt, dass er mit Doktor Scotus gesprochen hat. Wir sollten hier anfangen.“ Sie klopfte zweimal an die Tür. „Nur für den Fall der Fälle“, murmelte sie.
„Höflichkeit kostet nichts“, stimmte Jack ihr zu. „Anders als Sicherheitsausweise. Die sind inzwischen ganz schön teuer geworden. Ich muss mich mit den Bestechungsgeldern zurückhalten. Ich habe fast unser ganzes Monatsbudget verbraten.“
„Keine Antwort“, sagte Gwen und drückte gegen die Tür. Sie schwang auf, und hinter ihr lag ein dunkles Büro. Wenn es darin ein Fenster gab, waren die Vorhänge zugezogen oder die Rollläden heruntergelassen. Sie ging hinein und wurde schnell von der Dunkelheit verschluckt.
„Kann ich dich was fragen“, sagte Jack, der sich immer noch in der Lobby umsah.
„Mmmmm?“
„Warum gibt es eine schottische Pfundnote, aber keine walisische?“
„Mmmmm!“
Gwen stolperte zurück durch die Tür in die Lobby und schlug mit den Händen nach ihrer Kehle. Etwas hatte sich um ihren Hals gewickelt. Etwas, das etwa so dick wie Jacks Daumen war, allerdings mit einem wild hin- und herschlagenden Schwanz. Etwas Schwarzes, mit leuchtend blauen Streifen, die sich um dessen gesamten Körper ringelten.
Und es drückte Gwen die Luft ab.
Toshiko rieb sich zum gefühlt tausendsten Mal die Augen. Sie juckten und waren gerötet. Sie zu reiben machte es nur noch schlimmer, aber sie konnte sich nicht beherrschen. „Das ist das Problem mit diesem Arbeitsplatz“, brummte sie. „Ich weiß nie, ob draußen Tag oder Nacht ist. Die Welt könnte untergehen und ich würde es überhaupt nicht mitbekommen.“ Eigentlich, fügte sie in Gedanken hinzu, waren die Chancen größer, dass die Welt in den nächsten paar Stunden tatsächlich unterging, wenn Jack nicht dort draußen wäre. Meistens passierte etwas, wenn er nicht erreichbar war.
Über ihren Bildschirm flackerten zu ihrem Ärger immer noch Muster aus Zahlen, während der Prozessor die Bilder des Handscanners zu einem einzelnen, zusammenhängenden Bild verarbeitete. Der Rechner arbeitete schon seit einigen Tagen, und es gab Anzeichen dafür, dass er vielleicht bis zum Weltuntergang weiter vor sich hin ratterte. Wann immer das sein würde.
Gelangweilt lehnte sich Toshiko in ihrem Stuhl zurück und ließ ihren Blick durch die Basis streifen. Sie erinnerte sich noch gut an die verrückte Mischung aus Gefühlen, die durch ihren Körper getobt waren, als Jack sie zum ersten Mal hierhergebracht hatte: Riesenangst vor der Verantwortung, die auf ihr lasten würde. Und Stolz. Stolz, weil man sie ausgewählt hatte. Aufregung bei der Aussicht, mit Technologien zu arbeiten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hatte. Jedoch hatte sie mit der Zeit eine gewisse Abneigung gegen ihre neue Arbeitsumgebung entwickelt. Die Basis lag unter dem Gebiet des Millennium Centers in Cardiff. Sie war in und um eine alte Pumpstation gebaut und die Überreste alter viktorianischer Architektur konnte man überall erkennen. Die Wände waren ständig feucht und am tiefsten Punkt des zentralen Bereichs stand meistens zentimeterhoch Wasser. Im Sommer wohnte dort für gewöhnlich eine ganze Kolonie von Mücken. Sie hoffte zumindest, dass es wirklich Mücken waren. Jack hatte ihr einmal erzählt, dass in dem Wasser die letzten Überlebenden eines Bürgerkriegs auf einem Planeten lebten, auf dem ein kleines insektoides Alienvolk zu Hause gewesen war. Toshiko hatte ihm natürlich nicht geglaubt. Trotzdem hatte sie aufgehört, nach ihnen zu schlagen, wenn sie im Sommer durch die Basis schwirrten. Sie wollte auf keinen Fall aus Versehen einen interstellaren Zwischenfall verursachen.
Ianto stand schon wieder oben neben dem Besprechungsraum und fummelte an der Kaffeemaschine herum. Er sah, dass sie ihn beobachtete, und rief zu ihr herunter: „Tosh, möchtest du einen Kaffee? Ich probiere heute jamaikanischen Blue Mountain.“
„Danke, aber nein!“, rief sie zurück.
Er wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu. Toshiko war gerade dabei, ihre Meinung zu ändern, als sie aus dem Augenwinkel sah, dass das Flackern auf dem Bildschirm zum Erliegen gekommen war. Der Prozessor hatte seine Arbeit erledigt.
Der Monitor zeigte eine farbige Darstellung eines
Weitere Kostenlose Bücher