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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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den Mund. Vadym rollte genüsslich mit den Augen, als die Fischeier an seinem Gaumen platzten. Ravennas Magen krampfte sich zusammen. Nun bereute sie, von den Pfannkuchen gekostet zu haben. Das – und so manches andere, das in den vergangenen vierundzwanzig Stunden geschehen war.
    »Du hast vollkommen recht: Wir sind alle Kandidaten in Beliars Show«, erklärte Vadym. »Und wir wollen das WizzQuizz nicht durch rohe Gewalt entscheiden. Aber manchmal bleibt eben keine andere Wahl mehr.« Mit geneigtem Kopf betrachtete er Cezlav und Lucian, die einander anstarrten. Die Freunde des Russen grinsten erwartungsvoll.
    »Schade eigentlich«, seufzte Vadym. Dann ließ er das Siegel in den Sektkühler fallen.
    Das leise Platschen und das Klimpern der Eiswürfel ließen Ravenna zusammenfahren.
    Lucian verwünschte lautstark den Russen und alle seine Nachkommen bis ins letzte Glied. Er verstummte erst, als Cezlav ihm den Revolver mitten auf die Stirn setzte.
    »Was soll das? Was macht ihr denn?«, jammerte Ravenna, als sie sah, wie sich die Magier um den Tisch versammelten. Vadyms Freunde verschränkten die Hände auf dem Rücken und schlossen die Augen. Leise fingen sie wieder zu murmeln an. Nur Cezlav bedrohte Lucian weiterhin mit der Waffe.
    »Bedauerlicherweise können wir dir den Ring nicht zurückgeben«, erklärte Vadym. »Beliar gab uns nämlich den Auftrag, dein Siegel zu zerstören.«
    »Beliar hat … wa s ? Er steckt hinter dem Diebstahl?« Ravenna stieg das Blut ins Gesicht. Einen Augenblick lang war sie versucht, auf den Balkon zu flüchten und laut um Hilfe zu rufen. Bestimmt suchte der Kameramann noch immer nach einem Weg, in das Gebäude einzudringen.
    Doch ihr Hilfeschrei hätte Lucians Tod bedeutet. Sterben konnte er in ihrer wie in seiner Welt – das hatten frühere Verletzungen schon bewiesen.
    »Dieser Ring stellt einen unfairen Vorteil dar«, empörte sich Vadym. »Erst wenn das Siegel geschmolzen ist, dürft ihr gehen.«
    »Aber der Ring gehört mir nicht!«, protestierte Ravenna. »Ich bin nur seine Hüterin.«
    Vadym zuckte die Achseln. »Das chättest du dir vor der Show überlegen müssen«, bemerkte er.
    Die Luft im Zimmer wurde immer schwerer und dunkler. Obwohl Ravenna keine einzige Silbe verstand, erriet sie unschwer, was das russische Wort bedeutete: Feuer. Glut. Unerträgliche Hitze.
    Das Eis im Kübel begann zu schmelzen. Wenig später wallte Dampf empor. Als das Wasser verdunstet war, blieb nur noch ihr Hexenring zurück, der auf dem Grund des Sektkühlers klapperte.
    Ihre Gedanken rasten. Vadym würde das Siegel der Tormeisterin zerstören, ohne zu begreifen, welchen Schatz er da vernichtete. Die Luft rings um den Tisch waberte wie über einem offenen Feuer. Unter den Löwenpranken, die den Fuß des Möbelstücks bildeten, entstanden verkohlte Flecken. Gleich würde der Silberkübel schmelzen und mit ihm das Hexensiegel.
    »Noch eine Frage!«, schrie Ravenna. »Ich habe bloß noch eine Frage.«
    Vadym seufzte gereizt. »Noch eine Frage? Man könnte meinen, wir beantworteten gestern Abend schon genug davon. Aber meinetwegen. Fragen kostet nichts. Fragen sind das Einzige, das man in dieser chässlichen Stadt umsonst bekommt.«
    Ravenna holte Luft. »Wer stand der Loge vor, von der du vorhin gesprochen hattest? Du weißt schon – in jener Geheimgesellschaft, der du dich angeschlossen hast?«
    Cezlav blickte zu ihr herüber, ohne die Waffe herunterzunehmen. Auch Lucians Blick wanderte zu ihr. »Wer unser Logenmeister war?«, staunte Vadym. »Interessiert dich das wirklich? Nun, wenn ich es dir sage, ist es nicht mehr geheim, nicht wahr?«
    Er tat das nicht, um sie zu ärgern. Er wollte Zeit schinden und seine Freunde zum Lachen bringen, was ihm auch gelang. Mittlerweile war es in der Wohnung glühend heiß.
    »Aber da mich dieser Großmeister ohnehin chasst und schwor, mich, wie er sich ausdrückte, in das fernste sibirische Straflager zu verbannen, wo ich an Chunger, Stechmücken und Frostbeulen krepieren soll, kann ich es dir auch mitteilen.«
    »Warte!«, fiel Ravenna ihm ins Wort. »Lass mich raten. War sein Name vielleicht Beelzebub? Satan? Oder ganz einfach nur Beliar?«
    Vadym brüllte auf. Alle im Raum zuckten zusammen – Cezlav eingeschlossen, der sich einen Sekundenbruchteil später von Lucian einen Kinnhaken einfing, der seine Zähne aufeinanderkrachen ließ. Ein zweiter Stoß und der Revolver wurde ihm aus der Hand gerissen. Das Ding ging los, als es über den glatten Boden

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