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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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du Gast in unserer Wohnung bist!«, explodierte Cezlav. »Noch ein falsches Wort und wir drehen deiner Chexe das Gesicht auf den Rücken!«
    »Nun mal langsam«, warf Ravenna ein. Ihr Herz klopfte hektisch, denn es stand sechs gegen einen. Auch wenn Lucian ein begnadeter Schwertkämpfer war – da er kein Schwert bei sich trug, ging diese Auseinandersetzung vermutlich nicht zu seinen Gunsten aus. »Hier wird niemandem irgendwas verdreht. Warum gehst du nicht ein bisschen auf den Balkon und schnappst frische Luft, Lucian?«, schlug sie ihrem Ritter vor.
    »Niemand geht auf den Balkon, ehe wir uns einig sind!«, brüllte Vadym. Boshaft schwenkte er den Ring vor Ravennas Nase. »Entweder du gibst mir sofort den Koffer, oder wir schmelzen das Ding vor deinen Augen ein.«
    Sie keuchte erschrocken auf. »Das wagst du nicht! Der Ring gehört mir! Vergiss nicht, dass wir alle Kandidaten des WizzQuizz sind.«
    »Wenn Ravennas Ring auch nur einen Kratzer bekommt …«, warnte Lucian. Da packte Cezlav ihn am Kragen. So schnell konnte er jedoch gar nicht zudrücken, wie ihm Lucians Faust aufs Ohr krachte. Der russische Hexer taumelte gegen den Tisch. Durch den Aufprall wurden Flaschen und Gläser umgeworfen. Eine glasklare Flüssigkeit sickerte zwischen den Scherben aufs Parkett. Kaviar schwamm in der Pfütze. Der Geruch ließ nur einen Schluss zu: Wodka. Und das vormittags um elf.
    »Niemand fasst mich oder Ravenna an!«, donnerte der Ritter. »Wir reden nur. Sollte sich das ändern, werde ich mir jeden von euch einzeln vorknöpfen.«
    »Du chälst dich gefälligst raus, du Scheißkerl!«, brüllte Cezlav. Er presste eine Hand auf das schmerzende Ohr.
    Mit Gebrüll stürzten sich seine Freunde auf Lucian. Dieser steckte einen Schlag ein, duckte sich unter dem nächsten Hieb und blockte die Attacke mit dem Unterarm ab. Blitzschnell hatte er den Gegner gepackt und drückte ihn mit dem Gesicht auf den Boden. Der Hexer schrie auf. Mit einem wütenden Kreischen sprang der rothaarige Junge Lucian an und versuchte, ihm die Arme von hinten an den Leib zu drücken.
    Die übrigen Russen wichen einen Schritt zurück und formten mit den Händen ein magisches Zeichen. Mit einer Stimme sprachen sie ein Wort, das sich wie Kaschtschej anhörte.
    Die Luft wurde dichter. Lucian ächzte und griff sich an die Brust. Es gelang ihm noch, den Jungen abzuschütteln. Dann tauchte Cezlav neben ihm auf und richtete einen silbernen Revolver auf seine Schläfe.
    »Pass auf!«, schrie Ravenna schrill. Aber Lucian erkannte die Gefahr nicht. Er war noch nie einem Mann mit einem Revolver begegnet. Er wusste nicht einmal, was eine Schusswaffe war. Kaltblütig ging er auf den Russen zu.
    Cezlav spannte den Hahn. »Noch ein Schritt und du bist tot.«
    »Bleib stehen!«, schrie Ravenna auf. »Um Himmels willen, tu, was er sagt! Das Ding könnte losgehen!« Dann schlug sie die Hände vor den Mund, erschrocken über ihre eigene gellende Stimme. Ihr Ritter erstarrte.
    »Chände choch!«, befahl Cezlav. Lucian warf einen verunsicherten Blick auf Ravenna. Offenbar konnte er ihr die Panik vom Gesicht ablesen, denn er gehorchte mit sichtlichem Widerwillen und verschränkte die Finger im Nacken.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er ganz sachlich, als verhandelten sie gerade über einen Geschäftsabschluss. »Was tun wir als Nächstes, Cezlav? Willst du uns beide töten? Dir bleibt wohl nichts anderes übrig, wenn du Ravennas Schatz behalten willst. Ich frage mich allerdings, wie du das dem Spielmacher erklären willst.«
    »Schnauze!«, brüllte der Russe.
    Ravenna erstarrte vor Angst. Die schwarze Mündung zeigte auf Lucians Stirn. In ihrer Fantasie hörte sie schon den Knall, sah das hervorquellende Blut und Lucians Körper, der haltlos zu Boden fiel.
    Von Schusswaffen war bei den Vorgesprächen mit dem Sender nie die Rede gewesen – von Waffen ganz allgemein nicht. Plötzlich war ihr klar, weshalb Vadym den Kameramann ausgesperrt hatte. Dieses Zusammentreffen war bestimmt kein Teil der Show. Als Cezlav den Revolver zog, hatte er den Wettkampf auf eine völlig neue Ebene katapultiert: Jetzt ging es um Leben und Tod.
    »Hier ist er. Nehmt euch den blöden Koffer«, stieß sie hervor und stellte das Ding auf den Tisch. »So wichtig ist das Quiz nun auch wieder nicht. Und jetzt gib mir den Ring, Vadym.«
    Mit einer trägen Armbewegung angelte der Angesprochene ein Schälchen Kaviar vom Tisch, tauchte den Finger in die schwarze Masse und schaufelte sich den Rogen in

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