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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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über zwanzig Jahren aufgehoben habe, nur für diese Nacht. Die Sterne haben endlich auf ihren feurigen Routen die g e wünschten Konstellationen erreicht, ihre eleganten Positi o nen sprechen ein gutes Omen aus. “
    „ Was meinen Sie damit? “
    „ Ich ziehe mich zurück. Ich werde aus diesem lausigen Teufelskreis ausbrechen. “
    „ 0h, meinen Glückwunsch. Das wußte ich nicht. “
    „ Das lag in meiner Absicht. Ich kann formelle Vera b schiedungen nicht ertragen. Es sind nur noch ein paar lose Enden zu verknüpfen, dann kann ich gehen. Nächste Woche vielleicht. “
    „ Nun, ich hoffe, Sie gehen glücklichen Zeiten entgegen. Ich treffe nicht oft jemanden, der meine Interessen so teilt wie Sie. Ich werde Sie vermissen. “
    Er nahm einen Schluck aus seiner Flasche, nickte, sagte aber nichts. Ich zündete mir eine Zigarette an, ließ meinen Blick über die schlafende Stadt schweifen, dann hinauf zu den Sternen. Die Luft war kühl, die Brise mehr als nur ein wenig klamm. Leiser Verkehrslärm drang herauf, fern, wie von Insekten. Gelegentlich störte eine Fledermaus meinen Blick zum Himmelszelt.
    „ Alkaid, Mizar, Alioth “ , murmelte ich, „ Megrez, Phe c da …“
    „ Merak und Dubhe “ , sagte er, womit er den Großen B ä ren vervollständigte und mich gleichzeitig verblüffte, zum einen, weil er mein Murmeln verstanden hatte, zum anderen, weil er den Rest kannte.
    „ Wieder da, wo ich sie vor so vielen Jahren zurückließ “ , fuhr er fort. „ Seltsame Gefühle durchströmen mich – ang e sichts dessen, was ich heute nacht analysieren möchte. H a ben Sie jemals zurückgeblickt auf einen Moment Ihrer Ve r gangenheit, der plötzlich so lebendig geworden ist, daß alle dazwischen liegenden Jahre traumhaft und unbedeutend e r schienen, die überströmenden Gefühle eines Mainachmittags zu bloßer Routine herabsanken? “
    „ Nein “ , sagte ich.
    „ Eines Tages, wenn es Ihnen so geht, dann vergessen Sie nicht – den Cognac “ , sagte er, nahm einen weiteren Schluck, dann gab er mir die Flasche.
    Ich nippte und gab sie ihm zurück.
    „ Tausende von Tagen ziehen sie schon da oben hin “ , fuhr er fort. „ Auf ihren vorherbestimmten Bahnen. Intellektuell weiß ich das alles, aber etwas anderes in mir will es unau f hörlich verleugnen. Teilweise ist mir das alles klar, weil ich mir des Unterschiedes zwischen dieser frühen Zeit und der Gegenwart wohl bewußt bin. Dieser Wechsel war kumul a tiv. Weltraumfahrt, Städte unter dem Meeresboden, die For t schritte in der Medizin – auch unser erster Kontakt mit den Außerirdischen , all diese Dinge passierten zu verschiedenen Zeiten, und alles andere schien unverändert, als sie gesch a hen. Alles ging seinen geregelten Gang. Das Leben war hi n terher immer noch dasselbe, abgesehen von der stattgefu n denen Neuerung. Dann wieder eine Veränderung, zu einem anderen Zeitpunkt. Dann wieder eine. Keine massive Rev o lution. Es war ein kontinuierlicher Prozeß. Dann ist ein Mann plötzlich bereit, sich zurückzuziehen, abzutreten, und das gibt Raum für Reflektionen. Er blickt zurück, zurück nach Cambridge, wo ein junger Mann auf ein Gebäude kle t tert. Er sieht diese Sterne. Er fühlt die Beschaffenheit des Daches. Alles Folgende ist ein rasender Traum, ein einfarb i ges Kaleidoskop. Er ist hier, und er ist dort. Alles andere ist irreal. Aber es sind zwei Welten, Fred – zwei vollkommen andere Welten –, und er hat das niemals gesehen, er hat ke i ne jemals wirklich im Akt des Geschehens erlebt. Dieses Gefühl erfüllt mich in der heutigen Nacht. “
    „ Ist es ein gutes oder ein schlechtes Gefühl? “ fragte ich.
    „ Das weiß ich nicht. Ich bin gefühlsmäßig damit übe r haupt noch nicht ins reine gekommen. “
    „ Lassen Sie es mich wissen, wenn das geschehen ist. Sie haben mich wirklich neugierig gemacht. “
    Er kicherte. Ich auch.
    „ Es ist eigentlich komisch “ , sagte ich. „ Sie haben nie mit dem Klettern aufgehört. “
    Er schwieg eine Weile, dann sagte er: „ Das mit dem Kle t tern ist schon eine merkwürdige Sache … Natürlich war es so etwa s w ie Tradition, dort, wo ich studiert habe, wenn es mir auch, glaube ich, mehr Spaß gemacht hat als den and e ren. Ich behielt es noch einige Jahre bei, nachdem ich die Universität verlassen hatte, aber dann wurde es mehr oder weniger sporadisch, ich wechselte oft meinen Standort und hatte immer seltener die Gelegenheit dazu. Heute würde es mir wahrscheinlich Schwierigkeiten

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