Tori und die verschwundene Stute
gerade den Computer angeschaltet, als ihr Handy klingelte.
âIch binâs, Julianaâ, meldete sich eine Stimme, bevor Tori Hallo sagen konnte. âIch ruf von der Ranch aus an.â
âWas gibtâs?â
âIch wollte nur fragen, wo ihr Becky hingebracht habt.â
âBitte? Was meinst du damit?â
âNa, wo ist sie?â
âBecky?â
âJa, natürlich Becky. Sag mal, red ich Chinesisch oder was?â
âSie ist im AuÃenstall mit Fritz. Wie immer.â
âWenn sie da wäre, würd ich ja nicht anrufen.â
Hm. Tori hatte die Sunshine Ranch vor den anderen Mädchen verlassen. Vielleicht hatten ihre Freundinnen Becky aus irgendeinem Grund zu den anderen Pferden gebracht. âHast du im Stall nachgesehen?â
âNatürlich. Da ist sie auch nicht. Mann, ich dreh total durch. Fritz schreit die ganze Zeit wie ein Geistesgestörter.â
Tatsächlich. Im Hintergrund war lautes Eselsgeschrei zu hören. Fritz blökte und klagte, als ob ihn einer abstechen wollte.
âDie Fischers waren schon hier und haben sich über den Lärm beschwert. Ich weià überhaupt nicht, was ich machen sollâ, jammerte Juliana.
âIch ruf die anderen anâ, sagte Tori. âUnd dann meld ich mich wieder. Bis gleich!â
Sie legte auf, bevor Juliana noch etwas sagen konnte.
Eine halbe Stunde später hatten sie sich alle in Sues Wohnküche versammelt. Selbst durch die geschlossenen Fenster hörte man Fritz drauÃen wie einen Werwolf heulen.
Der Papierkorb neben Juliana quoll vor nassen Tempos über. Gerade zog sie ein frisches Taschentuch aus der Packung und schniefte hinein. âWie sollen wir Sue bloà beibringen, dass Becky weg ist? Ausgerechnet jetzt, in ihrem Zustand!â
âDas kann ich dir sagen: überhaupt nichtâ, meinte Tori.
Juliana hob ihr verheultes Gesicht und starrte sie fragend an.
âTori hat Rechtâ, sagte Ayla. âNatürlich erzählen wir Sue kein Wort. Sie flippt nur aus. Die kommt doch sofort nach Deutschland zurückgeflogen.â
âAber Becky ist geklaut worden!â, jammerte Juliana. âDas können wir nicht einfach verschweigen. Wir müssen die Polizei rufen.â
âDie Polizei würde als Erstes Sue informierenâ, sagte Ayla. âImmerhin ist sie die Eigentümerin.â
âNein, das geht auf keinen Fallâ, erklärte Tori. âWir sind für die Ranch verantwortlich. Wir müssen Becky wiederfinden. So schwer kann das doch nicht sein. Wenn Sue in zwei Wochen zurückkommt, können wir ihr ja immer noch erzählen, was passiert ist. Die Gruselgeschichte inklusive Happy End sozusagen.â
âUnd wenn es kein Happy End gibt?â, fragte Sina.
Tori zuckte mit den Schultern. âHast du einen besseren Vorschlag?â
âWer könnte denn so etwas getan haben?â Myriam kramte einen Notizblock aus ihrer Tasche und zückte einen Bleistift.
âDie Jungen vom Bolzplatzâ, erwiderte Tori wie aus der Pistole geschossen. âJonas Spitzer und die anderen. Ich hab mich heute Nachmittag mit ihnen angelegtâ, erklärte sie, als die Mädchen sie fragend ansahen. âUnd sie haben Witze über die Ranch gemacht, übers Reiten und so. Ihr wisst doch, wie die drauf sind.â
âAber nur, weil du sie geärgert hast, gehen sie doch nicht gleich los und schnappen sich eine Stute. Noch dazu eine, die jeden Moment abfohlen kannâ, wandte Hannah ein.
âDass Becky tragend ist, haben die unter Garantie nicht bemerktâ, sagte Tori. âDie haben doch keine Ahnung von Pferden. Becky war am leichtesten zu kriegen, das Tor vom Paddock lässt sich einfach aufziehen. Sie sind rein und haben sie weggeführt.â
âIch verstehe nicht, warum sie so etwas tun sollten. Diese Typen finden Pferde doch voll ödeâ, warf Juliana ein.
âSie wollten uns einen Streich spielenâ, sagte Tori. âGlaubt mir, ich weiÃ, wie die ticken.â
âFalls du Recht hast, müssen wir sofort mit ihnen redenâ, sagte Ayla. âWenn sie hören, dass Becky trächtig ist, dann rücken sie sie bestimmt wieder raus. Sie wollen doch nicht dran schuld sein, dass dem Fohlen was passiert.â
âMachst du das?â, fragte Tori.
âWas?â
âRedest du mit ihnen?â
Ayla verzog das Gesicht. âIch kenn die gar nicht. Ist doch besser, wenn du
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