Tori und die verschwundene Stute
das übernimmst.â
Tori schnitt eine Grimasse. Sie hatte überhaupt keine Lust, sich mit diesen Idioten auseinanderzusetzen, aber Becky ging natürlich vor.
âWarum rufst du Jonas nicht direkt an?â, fragte Sina.
âWas, jetzt? Spinnst du? Es ist kurz nach zehn.â
âNa und? Der schläft bestimmt noch nicht. Und stell dir vor, das Fohlen kommt ausgerechnet heute Nacht und Becky ist irgendwo allein â¦â
Schon gut. Tori nickte. âKennt irgendjemand die Telefonnummer?â
Nachdem Myriam bei der Auskunft angerufen hatte, wählte Tori und lauschte auf das Tuten im Hörer.
Hoffentlich ging keiner dran!
Aber dann nahm Jonas selber ab.
âHiâ, sagte Tori. âIch binâs, Tori.â
Die anderen starrten sie mit offenen Mündern an. Am liebsten wäre sie rausgegangen, um allein mit Jonas zu sprechen, aber das war auch blöd. Also blieb sie einfach sitzen.
âWer?â, fragte Jonas.
âTori Marquardt. Aus der 7a.â
âAch, die Tori.â Als ob er auÃer ihr noch fünfhundert andere Mädchen kannte, die Tori hieÃen. âWas gibt es denn?â
âAuf der Sunshine Ranch ist heute Abend eine Stute gestohlen worden.â Heute Abend? Vielleicht war Becky auch viel früher entführt worden. Am späten Vormittag war Tori zum letzten Mal beim AuÃenstall gewesen, da war noch alles in Ordnung gewesen. Am Nachmittag war sie nach Hause gegangen, ohne Becky noch einmal zu besuchen. Und das, obwohl Sue sie beschworen hatte, alle paar Stunden nach der Stute zu sehen. Toris Magen krampfte sich zusammen. Wie hatte sie bloà so leichtsinnig sein können?
âEcht? Bei euch ist eingebrochen worden?â
âSo kann man das nicht sagen. Jemand hat den Stall aufgemacht und die Stute weggeführt. Und nun fragen wir uns â¦â
âDu meinst, da ist einer einfach so mit dem Gaul abgedampft und keiner hat was mitbekommen?â
âGanz genau.â
âKrass. Und nun willst du wissen, ob wir was bemerkt haben?â
Na ja. Nicht direkt. Aber wenn Jonas es so auffasste, umso besser.
âAlso, mir ist nichts aufgefallenâ, meinte er jetzt. âIch frag die anderen mal, ob sie was beobachtet haben. Aber ich glaub, eher nicht.â
âDie Sache ist dieâ, sagte Tori. âBecky ist nämlich tragend.â
âHä?â
âSie erwartet ein Fohlenâ, übersetzte sie. âUnd so wie es aussieht, könnte es beim Abfohlen zu Komplikationen kommen.â
Das stimmte nicht. Dr. Knopfler hatte bei der letzten Untersuchung festgestellt, dass alles auf eine normale Geburt hindeutete. Aber ein bisschen Dramatik konnte nicht schaden, fand Tori.
âAch du ScheiÃe.â
Tori holte tief Luft und beschloss, noch deutlicher zu werden. âFalls einer von euch also was mit der Sache zu tun hat â¦â
âHalt, Moment mal, ganz langsam! Du meinst, einer von uns hat dieses Pferd gestohlen? Das ist doch totaler Quatsch!â
âIch sag doch nur: fallsâ, erklärte Tori. âAuf jeden Fall weiÃt du jetzt Bescheid. Wenn wir Becky nicht finden, dann besteht Lebensgefahr für Stute und Fohlen.â
Das war gut. Das hörte sich so gefährlich an, dass ihr selbst ein Schauer den Rücken hinunterlief.
âHabt ihr schon die Polizei verständigt?â, fragte Jonas.
Tori räusperte sich. âDas Ganze ist nicht so einfach. Also, Sue, die Ranchbesitzerin, ist zurzeit in Amerika. Und wir haben die Ranch so lange übernommen.â
âIst doch egal. Ihr müsst sofort die Bullen holen, hörst du?â
âDas machen wir auch. Also, ihr seid gewarnt ⦠äh ⦠informiert. Sprich mit deinen Kumpels, und wenn einer was weià oder was gesehen hat, soll er sich direkt bei mir melden. Meine Handynummer hast du ja jetzt.â
Baldrian
âUnd nun?â, fragte Tori in die Runde, als sie aufgelegt hatte.
âWir überlegen weiter.â Myriam malte ein groÃes Fragezeichen und ein Ausrufezeichen auf ihren Schreibblock. âIst noch jemandem irgendwas Besonderes aufgefallen heute?â
âDie Leute waren total sauer, weil du die Kasse so früh zugemacht hastâ, sagte Sina zu Tori.
âAch, und du meinst, aus lauter Wut darüber, dass sein Herzblatt nicht reiten durfte, hat einer Becky gestohlen?â, gab Tori zurück. Aber im selben Moment fiel ihr der hagere Mann wieder
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