Tori und die verschwundene Stute
erkundigte sich Herr Schneider.
âWas?â, fragte Tori.
âWie lange schreit der Esel?â, übersetzte Herr Rohn.
âOh, nicht so lang. Ein paar Tage. Fritz hat es schwer erwischt, aber es müsste bald vorbei sein.â
âDie lügen doch wie gedruckt!â, schrie Frau Fischer so laut, dass die beiden Männer zusammenzuckten.
âIch kann Ihnen gerne die Nummer von Dr. Knopfler gebenâ, erklärte Tori. âDer wird Ihnen die Sache sofort bestätigen.â
Sie holte ihr Handy aus der Tasche und rief die Nummer der Tierarztpraxis auf.
âDer Esel ist doch gar nicht neuâ, protestierte Frau Fischer, während Tori eine Fantasienummer auf einen Zettel kritzelte und den Beamten gab. Es war ein billiger Trick, der sie nicht lange retten würde, aber vielleicht verschaffte er ihnen noch eine kleine Gnadenfrist. âDas Tier ist doch schon seit Jahren auf der Ranch.â
Ihr Mann und sie hassten Fritz aus ihrem ganzen kleinlichen Herzen, seit er vor einigen Monaten Herrn Fischers Kakteenzucht vernichtet hatte.
âSie irren sichâ, behauptete Myriam ruhig. âFritz 1 war jahrelang auf der Sunshine Ranch. Aber der ist vor einigen Wochen gestorben. Vielleicht die Folge einer Kakteenvergiftung. Der Esel, den Sie hier hören, ist Fritz 2.â
Frau Fischers Kinnlade fiel nach unten. âAlso, das ist doch â¦â
Herr Rohn lieà die falsche Telefonnummer in seiner Jackentasche verschwinden. âIhr müsst den Esel im Stall lassen, bis er â¦â, er räusperte sich, â⦠sein Syndrom überwunden hat. Und wenn die Lärmbelästigung bis Ende der Woche nicht besser geworden ist, müssen wir leider eingreifen.â
âWie bitte?â, keifte Frau Fischer. âBis zum Wochenende soll ich diesen Lärm noch erdulden?â
âEingreifen?â, stotterte Myriam. âWie meinen Sie das?â
âWir holen ihn abâ, sagte Herr Rohn.
âWas wollen Sie denn mit ihm machen?â
âWas wohl?â, rief Frau Fischer. âEinschläfern natürlich.â
âUnsinn.â Herr Schneider schüttelte den Kopf. âDer Esel kommt in ein Tierheim und wird sediert, bis der rechtmäÃige Besitzer zurück ist. Dann sehen wir weiter.â
âBecky gestohlen und Fritz im Tierheimâ, stöhnte Hannah, als die Nachbarin und die Beamten endlich abgezogen waren. âWenn Sue zurückkommt und das erfährt, können wir sie direkt in der Nervenklinik anmelden.â
âSei still. Ich will gar nicht darüber nachdenkenâ, jammerte Sina.
âWir müssen sie informierenâ, sagte Hannah. âWir haben viel zu lange abgewartet.â
âIch bin auch dafürâ, stimmte Juliana zu.
âDas kann doch nicht euer Ernst sein!â, rief Tori. âWir kriegen Becky wieder. Wir müssen nur noch einmal ganz neu an die Sache rangehen!â
âAber wie?â, fragte Sina. âWir haben nicht die Spur einer Idee. Dieser Rudolf war es nicht. Und die Jungen sind auch unschuldig. Wo willst du denn suchen?â
âAlso, ich bin dafür, dass wir Sue Bescheid gebenâ, erklärte Hannah.
âDas sagtest du bereitsâ, meinte Tori.
âIch glaube, Hannah hat Rechtâ, sagte Sina.
Tori verzog das Gesicht. Das war ja klar, dass Sina ihr in den Rücken fiel.
âUnd ihr?â, erkundigte sich Tori bei Ayla und Myriam, die bisher geschwiegen hatten. âSeid ihr auch dafür, Sue verrückt zu machen, sodass sie ihre kranke Mutter im Stich lässt und wieder nach Deutschland zurückfliegt? Sie kann hier nichts anderes tun als wir.â
âNeinâ, sagte Ayla. âOder doch. Ich weià es einfach nicht.â
âIch glaube, es ist besser, wir informieren sieâ, flüsterte Myriam.
Tori vergrub ihr Gesicht in den Händen. Ein paar Sekunden lang schwiegen sie alle. Nur Fritz heulte zum Steinerweichen.
Dann hob Tori den Kopf.
âWir machen es soâ, entschied sie. âWir setzen uns eine Frist. Wenn wir morgen Abend um sechs bei der Suche nach Becky keinen entscheidenden Schritt weiter sind, dann wähle ich eigenhändig Sues Nummer und erzähl ihr, was passiert ist. Aber bis morgen Abend setzen wir alles daran, den Fall allein zu lösen. Okay?â
Die anderen zögerten eine Weile. SchlieÃlich stimmten sie zu.
Noch ein Tag, dachte Tori, als sie in den Stall
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