Tori und die verschwundene Stute
Sina.
âNeeâ, meinte Tori. âEin bisschen weiter sind wir schon. Wir wissen jetzt, dass es überhaupt keinen Sinn hat, zur Polizei zu gehen. Die würden nur Sue alarmieren und sonst gar nichts unternehmen. Es geht ja nur um Tiere.â Sie spürte eine Welle von Wut in sich hochschwappen, wenn sie an den Polizisten dachte, der ihre Anzeige aufgenommen hatte.
âDas seh ich anders. McHopp haben sie doch gleich geschlossenâ, widersprach Sina.
âAber nur, weil Jonasâ Vater so einen Wirbel veranstaltet hatâ, erklärte Tori. âSonst hätten die unsere Anzeige einfach ignoriert.â
Natürlich war Herr Spitzer alles andere als begeistert gewesen, als sein Sohn von einer Polizeistreife nach Hause gebracht worden war. Aber nachdem Jonas ihm alles erzählt hatte, hatte er sich hinter ihn gestellt.
âWenn Jonasâ Dad nicht damit gedroht hätte, das Ganze publik zu machen, dürfte Herr Rudolf auch in Zukunft weiter Pferde quälen. Aber vor der Presse haben die Bullen Angstâ, ergänzte Tori.
Dann seufzte sie. Ihre eigenen Eltern hatten weit weniger tolerant reagiert.
âDu spinnst wohl, dich nachts aus dem Haus zu schleichen, ohne dass wir etwas davon wissen!â, hatte ihr Vater getobt. âUnd was war das für eine seltsame Geschichte mit dem MP 3-Player, die mir der Polizist da erzählt hat?â
Immerhin hatte er Tori vor den Beamten nicht auffliegen lassen. âAber wenn noch die kleinste Kleinigkeit passiert, gibt es für den Rest der Ferien Hausarrestâ, hatte er getobt.
âWenn wir die Polizei schon nicht einschalten, sollten wir Jonasâ Vater vielleicht bitten, dass er eine Suchmeldung über den Sender schicktâ, überlegte Sina. âVielleicht hat ja irgendjemand Becky gesehen. Ein Pferd kann sich doch nicht in Luft auflösen.â
âDas ist doch Quatschâ, meinte Tori. âWir können die Sache nicht einerseits geheim halten und andererseits übers Radio verbreiten.â
âDann mach du mal einen Vorschlag, wie wir jetzt weitermachen!â, meinte Sina beleidigt. âAuÃer dem Tipp mit McHopp kam ja nicht viel von dir. Und der war auch noch falsch.â
Tori schnappte nach Luft. Das war ja wohl der Hammer! Sina, die bisher bei der Suche nach Becky nicht einmal den Hauch einer Idee produziert hatte, machte ausgerechnet ihr Vorwürfe.
âImmerhin hat mein falscher Tipp vermutlich drei Pferden das Leben gerettetâ, zischte sie. âAber das ist dir scheiÃegal.â
âVergiss nicht, dass du für Becky verantwortlich bistâ, schoss Sina zurück. âDu hast versprochen, dich um sie zu kümmern, solange Sue in den USA ist. Das haben wir sogar schriftlich. Mit deinem Namen drunter.â
Tori öffnete den Mund, um zurückzukeifen, aber Myriam war schneller. âHört doch mal auf! Seid ihr verrückt? Das bringt wirklich überhaupt nichts, wenn wir uns jetzt gegenseitig die Köpfe einschlagen. Lasst uns lieber gemeinsam überlegen, wie wir weitermachen.â
âIch wollte was vorschlagenâ, sagte Hannah.
âWas?â, fragte Tori.
âLasst uns ausreitenâ, sagte Hannah. âWir sind seit Tagen nicht mehr richtig drauÃen gewesen und die Pferde wurden kaum bewegt. Wenn wir so weitermachen, drehen wir noch alle durch.â
âDas ist die beste Idee, die ich seit Langem gehört habeâ, verkündete Sina.
Was war nur mit Sina los?, überlegte Tori, während die sechs Mädchen auf ihren Pflegepferden hintereinander den Pfad zur Waldwiese entlangtrabten. Tori und sie kannten sich seit dem Kindergarten, seit der ersten Klasse hatten sie in der Schule nebeneinandergesessen. Wenn früher jemand Tori nach ihrer besten Freundin gefragt hatte, hatte sie wie aus der Pistole geschossen Sina geantwortet. Und Sina hatte Tori genannt. Sie waren immer wie Pech und Schwefel und Pott und Deckel gewesen. Unzertrennlich. Wie füreinander gemacht.
Früher.
Irgendwann, ohne dass Tori es richtig mitgekriegt hatte, hatte ihre Freundschaft einen Knacks bekommen. Und wenn kein Wunder geschah, würde sie früher oder später vollends zerbrechen.
âNike ist total glücklich, dass wir endlich mal wieder ausreiten!â Juliana lenkte ihre kleine Haflingerstute neben Tibor, Toris kraftvolles Quarterhorse. âUnd ich erst!â Ihr schmales Gesicht leuchtete vor Freude.
Tori beugte sich
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