Tori und die verschwundene Stute
stieà Tori mit gepresster Stimme hervor. âAber die Polizei müssen wir trotzdem holen.â
âIch verstehe nicht, warum das nicht bis morgen Zeit hatâ, fragte Jonas, als sie vor der Polizeiwache von den Rädern sprangen. âWie willst du den Bullen überhaupt erklären, dass wir mitten in der Nacht auf der Ranch herumgestiefelt sind?â
âMir fällt schon was einâ, sagte Tori. Sie zitterte immer noch vor Wut über das, was sie bei McHopp herausgefunden hatten. âDu kannst ja abhauen und dich zu Hause ins Bett legen. Ich werde Anzeige erstatten. Jetzt und hier.â
Sie stiefelte die Treppen zum Eingang hoch und stellte erleichtert fest, dass er ihr folgte.
Im Büro der Polizisten brodelte eine Kaffeemaschine. Aus einem Funkgerät drang lautes Rauschen, als ob das Sendegerät in einen Fluss gefallen wäre. Ein verschlafener Polizist nahm zuerst ihre Personalien und dann ihre Aussage auf.
âHab ich das richtig verstanden, ihr wart gerade eben auf der Ranch?â, fragte der Mann, nachdem ihm Tori von dem verletzten Apfelschimmel und den beiden anderen abgemagerten Tieren erzählt hatte. âSeid ihr dort eingebrochen oder was?â
âNa, hören Sie malâ, gab Tori empört zurück. âWären wir dann hier? Wir haben die McHopp Ranch heute Mittag besichtigt. Und ich hab irgendwo auf dem Gelände meinen MP 3-Player verloren. Er ist ganz neu und war wahnsinnig teuer. Meine Eltern rasten aus â¦â Sie schluckte laut und verzog ihr Gesicht, als wollte sie gleich anfangen zu weinen.
Der Polizist nickte zweifelnd. âUnd dann?â
âIch hab es erst heute Abend gemerkt. Da hab ich Jonas angerufen und wir sind noch mal raus zur Ranch. Wir haben zuerst geklingelt, aber es hat keiner aufgemacht. Deshalb sind wir in den Stall, um selber nachzusehen. Ich wusste ja, wo ich überall gewesen war. Und da haben wir diesen Schimmel gesehen.â Sie schluckte wieder. Diesmal waren die Tränen echt.
Der Polizist stellte noch ein paar Fragen und tippte dann einige Sätze in einen Computer. âWir werden der Sache morgen Früh nachgehenâ, meinte er, während der Drucker das Formular mit der Anzeige ausspuckte.
âMorgen Früh?â, fragte Tori empört. âWieso schicken Sie nicht sofort eine Streife hin? Die Zeit drängt. Den Pferden geht es echt schlecht.â
âEs sind doch nur Tiereâ, sagte der Mann gleichgültig. âSo, Feierabend für heute. Also, zumindest für euch. Ich bekomme jetzt noch zwei Unterschriften und dann bringen wir euch nach Hause.â
Tori protestierte, aber es war sinnlos. Das war doch nicht zu fassen! Vor dem nächsten Morgen würde gar nichts geschehen. Und auch dann war es fraglich, ob die Anzeige für Herrn Rudolf irgendwelche Konsequenzen haben würde. âEs sind doch nur Tiere!â â Wie konnte man nur so herzlos sein?
Die Frist
âMcHopp wird dichtgemacht!â, jubelte Sina, als sie vom Fahrrad sprang. âDas haben sie gerade im Radio erzählt!â
âEx und hopp: Polizei schlieÃt Reiterhof!â Auch Tori hatte den Bericht im Lokalsender gehört. Jonasâ Vater war Radioreporter. Nachdem ihm sein Sohn von den skandalösen Zuständen auf der neuen Ranch erzählt hatte, war er gleich am Morgen zur Polizei gegangen. Eine Stunde später war McHopp geschlossen worden.
âDen Pferden ging es noch viel schlechter, als es auf den ersten Blick aussahâ, erklärte Sina. âDer Haflinger war kurz vor dem Verhungern. Und der Apfelschimmel hat so schwere innere Verletzungen, dass es fraglich ist, ob er überhaupt durchkommt.â
âWas haben die Bullen denn mit den armen Tieren gemacht?â Hannahs groÃe runde Augen standen von einer Sekunde auf die andere voller Tränen.
âSie haben sie erst mal ins Tierheim gebracht. Zu dumm, dass Sue nicht da ist. Vielleicht könnten wir die Pferde ja hier auf der Sunshine Ranch aufnehmen und wieder hochpäppeln.â
âGut, dass Sue nicht da istâ, korrigierte Tori Sina. âAuf der Suche nach Becky sind wir nämlich keinen Schritt weitergekommen. Bei McHopp war sie jedenfalls nicht, so viel steht fest.â
âJetzt ist sie schon zwei Tage verschwundenâ, jammerte Juliana. âVielleicht hat sie ihr Fohlen schon bekommen.â
âWir sind auf jeden Fall genauso schlau wie am Anfangâ, sagte
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