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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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Einsätzen dieser Art der normale Ablauf.
    Aivars hatte Zieten lediglich darüber informiert, dass er das Mädchen lokalisiert hatte. Aber Zieten hatte ihm gar nicht richtig zugehört. Er war wie aufgelöst gewesen vor Freude darüber, dass die Polizei seine Tochter wohlbehalten wiedergefunden hatte. Ohne Aivars’ brillante Analyse der Torsi und ohne das Video, das er diesem geisteskranken Polizisten abgenommen hatte, wären sie niemals so schnell vorangekommen. Aivars nahm die Komplimente kommentarlos entgegen und sagte nur, er werde die Sache jetzt zu Ende bringen. Dann legte er auf, ohne auf eine Erwiderung zu warten, und schaltete das Gerät ab. Zieten hatte, was er wollte. Jetzt war es an Aivars, sich um seine eigenen Interessen zu kümmern. Sowohl Zollanger als auch das Mädchen hatten ihn gesehen. Das war in seiner Branche der schnellste Weg in die Berufsunfähigkeit. Jenen Aivars Ozols, der nun Block D in Augenschein nahm, kannte niemand, nicht einmal Marquardt oder Sedlazek. Und das war nun mal sein wichtigstes Betriebskapital.
    Warum hatte die kleine Hilger sich ausgerechnet hier versteckt? Kannte sie sich dort unten aus? Oder irrte sie verloren durch die Kellergänge in der Hoffnung, auf diese Art und Weise zu entkommen? Und war sie allein? Oder war der Bulle auch dort unten?
    Er prüfte das Magazin seiner MK 23. Die handlichere P8 wäre ihm jetzt lieber gewesen. Aber die hatte der Bulle ihm abgenommen. Er erwog kurz, den Schalldämpfer aufzuschrauben, entschied aber dagegen. Dort unten war es dunkel. Ohne Mündungsfeuer sah man schlecht, ob man getroffen hatte.
    Er schlenderte langsam um das Gebäude herum und musterte die Kellereingänge. Das Mädchen war durch den Eingang an der Ostseite verschwunden. Also könnte er vielleicht die Südseite nehmen. Er ging die Stufen hinab und drückte die Klinke der grauen Metalltür. Sie war abgeschlossen. Ein kurzer Blick auf die Metallbeschläge erübrigte es, über Gewaltanwendung nachzudenken. Er probierte die anderen Türen, alle mit dem gleichen Ergebnis. Dann musste er also doch der Fährte seines Opfers folgen. Er machte sich auf den Weg zum Osteingang von Block D. Doch auf halber Strecke hörte er plötzlich das Geräusch einer Polizeisirene. Er ging sofort auf die andere Straßenseite und stellte sich in den Schatten einer Litfaßsäule. Im nächsten Augenblick schoss ein Motorrad heran. Es bremste, hielt kurz an, ein Mann stieg ab und verschwand in Richtung Block D. Der Fahrer des Motorrades wartete, bis der Streifenwagen auf Sichtweite herangekommen war. Dann gab er Gas und raste davon. Der Streifenwagen stoppte keine zehn Meter von Aivars entfernt. Er hatte die volle Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet. Aivars konnte das Quaken des Polizeifunks hören, allerdings ohne zu verstehen, was gesprochen wurde.
    Er musste warten, bis die Jagd nach diesen Kleinkriminellen, oder was immer der Anlass dieser Verfolgung gewesen war, ein Ende gefunden haben würde. Zunächst schien die Polizei gar nicht wieder wegfahren zu wollen. Das Blaulicht zuckte nervös über die aschgrauen Hochhausfassaden. Hier und da öffnete sich ein Fenster, und ein neugieriger Kopf erschien dahinter. Aber sonst blieb alles ruhig. Den flüchtenden Mann auf dem Sozius hatte die Nacht verschluckt. Das Motorrad war längst über alle Berge.
    Die Polizisten schienen das nun auch so zu sehen und fuhren weiter. Aivars wartete noch einige Minuten, bis der Spuk endgültig vorüber war. Dann unternahm er den zweiten Versuch, den Osteingang des Kellers von Block D aufzusuchen. Doch auf halber Strecke blieb er plötzlich stehen. Was hatte sich da gerade abgespielt? War das Zufall gewesen? Er schaute aufmerksam um sich und horchte angestrengt in die Stille hinein. Dieser Bulle war ein gerissener Hund. Hatte das Mädchen bemerkt, dass sie verfolgt worden war, und ihn alarmiert? Und hatte der Bulle einen originellen Weg gesucht, einem etwaigen Hinterhalt zu entgehen? Aivars wischte den Gedanken beiseite. Zollanger war zur Fahndung ausgeschrieben. Er konnte es schwerlich riskieren, seine Visage auf einer Polizeistation zu zeigen. Er hatte den Bullen zwar unterschätzt. Aber das war kein Grund, ihn jetzt zu überschätzen.
    Er bewegte sich geschmeidig und so gut wie lautlos auf den Kellereingang zu. Als die Tür in Sichtweite kam, bemerkte er, dass sie weit offen stand. Die Waffe schussbereit am ausgestreckten Arm, schlich er die Treppe hinab und starrte in die Dunkelheit. Er trug eine kleine Taschenlampe

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