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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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transportiert haben. Und zwei wären vermutlich aufgefallen.«
    Zollanger stand auf und schrieb
Behälter?
auf eine Tafel hinter sich. Als er sich wieder umdrehte, traf ihn Sinas Blick. Sie fixierte ihn fragend, aber er schaute einfach wieder weg.
    »Hat sich jemand um die Mobilfunkdaten der Funkzelle gekümmert?«, fragte Krawczik als Nächstes und blickte in die Runde. Niemand antwortete. Nach einigen Sekunden wandte sich Draeger an Zollanger. »Soll ich mich darum kümmern, Chef?«
    Zollanger nickte nur.
    »Tempelhof auch?«
    »Ja. Sicher.«
    »Da waren zweitausend Leute«, wandte Krawczik ein.
    Zollanger blickte in die Runde. Er bemerkte einen stummen Blickwechsel zwischen Udo und Sina. »Udo. Was ist mit dir? Du sagst heute gar nichts.«
    Udo räusperte sich. »Du ja auch nicht, Martin.«
    Zollanger ignorierte den Vorwurf. »Wenn wir die Nummern kreuzen und eine finden, die am gleichen Abend an beiden Orten auftaucht, wäre das doch großartig, oder? Also Roland, du besorgst die Tempelhof-Daten.«
    »Was ist mit dem Tatablauf?«, riss Krawczik die Gesprächsleitung wieder an sich. »Der Lichtenberger Torso ist nach Weyrichs Schätzung am Donnerstagabend aus dem Gefrierfach geholt und in die Abrissplatte transportiert worden. Der Ziegenkopf war relativ frisch. Das Lamm in Tempelhof ebenfalls. Jedenfalls waren die nicht tiefgefroren. Die Frage ist: Wer tut so etwas? Wer tötet am Nikolaustag zwei Tiere, weidet eines aus, köpft das andere und klemmt sich dann auch noch einen gefrorenen Frauentorso unter den Arm? Ein Einzeltäter? Oder mehrere? Laufen in dieser Stadt gleich zwei oder drei Verrückte herum, die so etwas machen?«
    Niemand antwortete. Krawczik sprach weiter.
    »In jedem Fall braucht man für so etwas einen Wagen, und zwar keinen kleinen, denn die Ladung ist ja unappetitlich, muss also versteckt werden. Am späten Abend fährt unser Lieferant in der Siegfriedstraße vor. Wann? Sagen wir zwischen elf und ein Uhr nachts, denn er will nicht beobachtet werden. Oder war der erste Stopp in Tempelhof? Müssen wir vielleicht über zwei getrennte Gruppen nachdenken, die parallel arbeiten? Ich möchte einmal folgende Frage stellen: Wer hier im Raum ist der Ansicht, dass wir es mit einem Scherz oder grobem Unfug zu tun haben? Denn wenn wir das ausschließen könnten, wäre es einfacher.«
    »Ich würde es nicht ausschließen«, meldete sich Sina. Krawczik schüttelte den Kopf. Die anderen schienen seine Skepsis zu teilen, sagten aber nichts.
    »Gut«, fuhr Krawczik fort. »Auch wenn wir diese Möglichkeit nicht hundertprozentig ausschließen können, lassen wir sie erst einmal beiseite. Eine andere Frage, die wir uns stellen sollten: spontane oder geplante Handlung?«
    »Geplant«, sagte Findeisen.
    »Warum?«
    »Der oder die Täter mussten eine Menge Material besorgen. Die brauchten Vorlaufzeit.«
    »Was bedeutet das für die Tatorte?«
    Diesmal antwortete Brodt: »Vermutlich nicht zufällig.«
    »Vermutlich«, bestätigte Krawczik. »Und ich würde außerdem darauf tippen, dass die Tatorte ausgekundschaftet wurden. Der Club in jedem Fall. Das heißt: Sie könnten für den Täter eine Bedeutung oder Funktion haben. Was für eine Vorlaufzeit müsste man dafür veranschlagen. Tage? Wochen?«
    Was soeben noch wie der Beginn einer tragfähigen Analyse ausgesehen hatte, zerfaserte bereits wieder zu vagen Annahmen. Bei einer gefrorenen Leiche erübrigten sich Zeitschätzungen.
    Die Fragen, die Krawczik stellte, hatte sich Sina alle schon selbst aufgeschrieben. War die Frau ermordet worden? Und war sie ermordet worden, um sie später so zuzurichten? Oder hatte der Tod der Frau mit der späteren Verstümmelung vielleicht gar nichts zu tun?
    Und warum hörte Zollanger nur so unaufmerksam zu?

[home]
15
    S ollte sie einfach klingeln? Sie schaute an der Hausfassade Bartningallee 11 hinauf. Hinter ihr rasselte eine S-Bahn Richtung Lehrter Bahnhof vorbei. Danach wurde es sofort wieder still. Die Straße war voll mit geparkten Autos, aber menschenleer. Die sonst allgegenwärtigen Köter mit ihren Herrchen oder Frauchen im Schlepptau hatten ihren Morgenschiss anscheinend bereits erledigt. Die Luft roch merkwürdig. Es dauerte eine Weile, bis Elin klarwurde, was ihr daran seltsam vorkam. Der Kohlegestank fehlte.
    Sie ging um das Haus herum. Er wohnte irgendwo da oben. Laut Klingelschild im achten Stock. Lebte er allein? Hatte er eine Frau? Eine Freundin? Familie? Nein, sie konnte nicht einfach klingeln. Sie würde warten. Sie

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