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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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wissen.
    Alexandra zog an ihrer Zigarette. Eric musste sehr verliebt gewesen sein, denn er hatte Raucher nicht leiden können. Oder rauchte sie erst neuerdings?
    »Ihr wart euch sehr nah, nicht wahr?«, fragte Alexandra, wobei Elin die Skepsis in ihrem Blick nicht entging.
    »Hast du Geschwister?«, fragte sie zurück.
    Alexandra schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Die Ehe meiner Eltern hielt gerade mal lange genug, um mich hervorzubringen.«
    Elin hatte das Gefühl, dass gleich noch etwas folgen würde, und wartete.
    »Mein Vater ist Grieche«, fuhr Alexandra schließlich fort, als sei damit alles gesagt.
    »Meiner ist Deutscher«, sagte Elin. »Hat aber auch nichts genützt. Jedenfalls hat er meine Mutter ständig betrogen. Allerdings war ich schon unterwegs, als sie es gemerkt hat. Sie war übrigens Schwedin. Vielleicht liegt es ja daran. Mischehen taugen wohl nichts.«
    »Du bist jünger als Eric?«
    »Ja. Zweieinhalb Jahre.«
    »Und deine Mutter?«
    Gab es eine andere Möglichkeit, diese Frau zum Reden zu bringen? Elin überlegte nicht lange. Sie hatten nur diese knappe Stunde.
    »Ist nicht mehr am Leben. Blutkrebs, sagen die Ärzte. Aber ich denke, es war mein Vater. Eric war elf. Ich war neun. Ja, man kann sagen, dass wir uns ziemlich nah waren.«
    Alexandra biss sich auf die Lippen.
    »Hat er dir nichts erzählt?«
    »Nein.«
    »Na ja, so viel Zeit hattet ihr ja auch nicht.«
    Alexandra drückte ihre Zigarette aus.
    »Was wollte Eric auf der CEBIT ?«, fragte Elin.
    »Er schaute sich irgendwelche Geräte an. Telefonanlagen, glaube ich.«
    »Für seinen Internetladen?«
    »Ja. Irgendsowas.«
    »Und du?«
    »Ich hatte einen Job. Als Hostess.«
    »Und dann?«
    »Na ja. Wir haben uns im Frühjahr ziemlich oft gesehen, hauptsächlich in München. Er kam manchmal für mehrere Tage.«
    »Und du kamst nicht nach Berlin?«
    »Nein.«
    »Wolltest du nicht?«
    »Es ergab sich nicht. Und Eric war lieber in München. Er hat seinen Job in Berlin gekündigt und wollte im Herbst loslegen mit seiner neuen Idee. Er hatte ziemlich viel Zeit. Ich auch.«
    Eric hatte nie von Alexandra erzählt. Aber das entsprach nur einer unausgesprochenen Regel zwischen ihnen. In Erics Frauengeschichten tauchten gewisse Muster auf, die Elin an ihrem Vater hasste. Und Eric wollte sie nicht hassen. Auf keinen Fall. Deshalb hatte sie nie nach seinen Frauen gefragt.
    »Und wie war er? Deprimiert? Schwermütig?«
    »Hast du deinen Bruder in dieser Zeit nicht gesehen?«
    »Nur einmal. Ende August. Da war er für ein paar Tage in Hamburg.«
    Alexandra trank einen Schluck von ihrer mittlerweile lauwarmen Schokolade.
    »Eric war kein schwermütiger Typ. Ich habe ihn überhaupt nie bekümmert oder bedrückt gesehen. Aber ich habe ihn auch nie in seinem normalen Umfeld erlebt. Wir hatten immer nur Urlaub zusammen. Er kam nach München, wir gingen aus, unternahmen etwas in der Stadt oder in der Natur.«
    »Und Pläne hattet ihr keine?«
    »Na ja, ich hatte Aussicht auf einen Job in Brüssel. Und er hatte diese fixe Idee mit dem Internetladen in Berlin. Das war alles ungewiss und offen, aber irgendwie war uns das beiden recht.«
    »Und dann?«
    Alexandra schwieg einen Augenblick. Elin versuchte zu erraten, was in der Frau vor sich ging. War ihr das Gespräch unangenehm? Wühlte es Erinnerungen auf? Oder warum senkte sie jetzt die Stimme?
    »Ich weiß nicht mehr genau, wann das war«, berichtete nun Alexandra, »aber irgendwann im Juni bekam Eric bei einem seiner Besuche in München ein ganze Menge Telefonanrufe und SMS . Er hatte ja immer mehrere Handys, auch so ein teures, mit dem man Daten versenden konnte. Ich weiß noch, dass er ein paar Tage lang laufend am Telefon hing. Und oft, wenn es klingelte, schaute er auf die Anzeige und nahm nicht ab.«
    »Und inwiefern war das etwas Besonderes?«
    »Na ja, es sah so aus, als ob er mit irgendjemandem ziemlich Ärger hatte.«
    »Hast du ihn gefragt?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Er sagte, sein alter Chef wolle noch ein paar Dinge von ihm erledigt bekommen, wozu er keine Lust hätte.«
    »Das hat er wörtlich so gesagt?«
    »Ja, mehr oder weniger.«
    »Und dann?«
    »Nichts. Als er das nächste Mal kam, hatte er ein neues, einfaches Handy und so eine Kartennummer. Er gab sie mir. Ich dachte mir damals nichts dabei. Er hatte seinen Job nicht mehr. Also hatte er die teuren Telefone zurückgegeben. Aber vor ein paar Tagen habe ich das hier gefunden.«
    Sie zog einen braunen Umschlag aus ihrer Handtasche und schob ihn

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