Torso
Anschlussteilnehmer.«
»Das ist ja großartig«, entfuhr es Frieser. »Worauf warten Sie also noch?«
»Das Problem ist: Den Anrufer kennt man schon bei uns. Die Nummer wird seit geraumer Zeit observiert.«
»Von wem?«
»Vom LKA . Abteilung 21. Betäubungsmittel. Der Besitzer der observierten Nummer panscht und vertreibt im großen Stil Partydrogen. Die Kollegen der 21 wollen nicht, dass wir den Burschen hochnehmen, weil sie über ihn an GBL -Produzenten in Belgien herankommen wollen, die offenbar halb Europa mit Partypillen beliefern.«
»Das kann doch nicht wahr sein. Und jetzt?«
Zollanger griff das nächste Blatt heraus und überflog die Angaben.
»Die Personen, die angerufen wurden, sind zwei männliche Individuen, deutsche Namen, beide wohnhaft in Prenzlauer Berg. Bisher nicht auffällig geworden. Aus den Personendaten zu schließen, sind es Studenten. Wir vermuten, dass die beiden entweder Kunden oder Händler sind. Wahrscheinlich haben sie sich am Donnerstagabend in diesem Plattenbau mit dem Dealer getroffen, um sich mit Ware zu versorgen. Der Zeitpunkt käme hin. Ab Donnerstag wird es voll in den Clubs.«
»Das heißt, sie waren in jedem Fall vor Ort und haben möglicherweise etwas beobachtet.«
»Ja. Könnte sein.«
»Dann knöpfen Sie sich wenigstens diese beiden gleich mal vor.«
»Auch davon ist LKA 21 überhaupt nicht begeistert.«
»Wer ist der zuständige Staatsanwalt?«
»Weber.«
»Ich kümmere mich darum.«
Zollanger schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
»Wie steht es mit den Handydaten am Tatort Nummer zwei?«, fragte Frieser.
»Fehlanzeige. An Tatort zwei wimmelt es von Übermittlungsdaten. Es gibt aber keine Überschneidung mit Funkdaten aus der Lichtenberger Funkzelle. Diese Daten helfen uns also nicht viel weiter.«
»Was ist eigentlich GBL ?«, fragte Brenner, nachdem Zollanger aufgelegt hatte.
»Gamma-Butyrolacton«, antwortete Zollanger. »Habe ich aber auch heute erst gelernt. In der Szene nennen sie es Liquid Ecstasy. Ist aber Kloputzmittel.«
»Was?«
»Ja. Und Kloputzmittel fallen leider nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Man kann die Scheiße zweihundertliterweise direkt bei der BASF bestellen und zurechtmischen. Die Kids trinken das, um sich aufzupeppen. Ein bis zwei Milliliter, und du hast die beste Party deines Lebens. Oder deine letzte, wenn der Panscher patzt. Die Dosierung ist riskant.«
»Und einer dieser Dealer war Donnerstag Nacht am Tatort?«
Zollanger nickte. »Hör mal, Udo, ich muss kurz weg. Wenn Frieser anruft, sag ihm, wir kämen auch so weiter, und ich sei gegen vierzehn Uhr zurück.«
»Du meinst, Weber gibt kein grünes Licht für die beiden Studenten?«
»Nein. Sicher nicht. Oder kannst du dir einen Trick ausdenken, unter welchem Vorwand wir sie vorladen und befragen sollen? Die sind doch nicht bescheuert. Sobald wir die Abrissplatte erwähnen, wissen sie, dass wir ihre Handys auf dem Radar haben. Und sofort weiß es der Panscher. Nein. Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, dass die drei etwas wissen, was uns weiterhilft. Bis nachher.«
Zollanger stand auf, nahm seinen Mantel vom Haken und verließ sein Dienstzimmer in Richtung Fahrstuhl. Das gestrige Gespräch mit Elin Hilger ging ihm noch immer im Kopf herum.
Er hatte ihr hinterhergeschaut, wie sie das Café verlassen hatte und Richtung Hansaplatz verschwunden war. Ihr Teeglas stand noch da, halb leergetrunken. Sonst hatte sie ja nichts gewollt. Warum war sie ausgerechnet jetzt hier aufgetaucht? Was würde sie als Nächstes unternehmen? Viel konnte sie nicht tun. Ihn würde sie vermutlich nicht noch einmal aufsuchen. Ihre Baumstammfotos zur Staatsanwaltschaft schicken? Das würde nicht viel bewirken. Solange sie keinen Anwalt einschaltete, war nicht zu erwarten, dass irgendjemand von ihren privaten Ermittlungen überhaupt Kenntnis nehmen würde. Aber dieses Mädchen war nicht zu unterschätzen. Sie war ein merkwürdiger Typ mit ihrem sehr hübschen Gesicht, das gar nicht zu der restlichen Erscheinung passte. Als sei es ihr lästig.
Er war noch eine halbe Stunde sitzen geblieben und hatte seinen Blick teilnahmslos durch das Foyer der Akademie der Künste spazieren lassen. Unweit des Eingangs war sein Blick dann an ein paar alten Ausstellungsplakaten hängengeblieben. Die großformatigen Drucke mittelalterlicher Fresken hatten ihn regelrecht angestarrt. Und da war ihm dieser unheimliche Gedanke gekommen. Das Lamm. Der Ziegenkopf. Kam ihm das nicht bekannt vor?
Er
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