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Torte mit Staebchen

Torte mit Staebchen

Titel: Torte mit Staebchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hornfeck
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drauf. Nur kann ich sie eben nicht ausliefern.«
    »Solange ich nicht bei den Schwabs klingeln muss«, lachte Inge. »Erinnerst du dich noch an Rüdiger, diesen Klugscheißer, der auf dem Schiff bei uns am Tisch saß?« Genüsslich dehnte Inge das unanständige Wort, das sie zu Hause nie in den Mund genommen hätte. »Der ist übrigens bei der Hajott.«
    »Sind sie das nicht alle?« Aber Max ließ sich von seiner neuen Geschäftsidee nicht ablenken. »Und umgekehrt braucht hier jemand dringend Farbbänder für seine Remington-Schreibmaschine, aber die bekommt man nur in der Gordon Road.«
    »Das ist gleich um die Ecke, wo wir früher gewohnt haben.« Inge ihrerseits begriff sofort das Potenzial, das diese Geschäftsidee für sie selbst barg. Sie konnte nichts Unrechtes darin sehen, ihr neues Fortbewegungsmittel auf diese Weise abzuzahlen.
    »Und du meinst, du könntest mir ein Rad besorgen?«
    »Ich denke schon. Lass mir ein paar Tage Zeit, sagen wir bis übermorgen.«
    Inge musste sich beherrschen, um nicht vor Ungeduldauf ihrem Stuhl hin- und herzurutschen. Ungeahnte Bewegungsfreiheit und neue Abenteuer taten sich vor ihr auf, langfristig vielleicht sogar Verdienstmöglichkeiten.
    »Also übermorgen«, wiederholte sie, »am Donnerstag.« Sie sah ihn über den Tisch hinweg prüfend an. Sein abwesender Blick sagte ihr, dass auch er bereits die Möglichkeiten ihres Abkommens auslotete. Der gegenseitige Nutzen garantierte ihr seine Ernsthaftigkeit. Eine Zusammenarbeit wäre für Max auch sprachlich von Nutzen, überlegte sie. Bei ihrer ersten Begegnung in Opa Hongs Heißwasserladen hatte sie bemerkt, wie holperig sein Chinesisch war. Er benutzte meist Pidgin-Englisch, und Schriftzeichen würde er mit Sicherheit nicht lesen können.
    Nachdem das Geschäftliche geklärt war, konnten sich die beiden, wie so viele hier oben auf der Dachterrasse, in Ruhe ihrem Bienenstich und den Erinnerungen an »alte Zeiten« widmen. Nur dass Max und Inge keiner gemeinsamen verlorenen Heimat in Berlin, Wien oder Breslau nachtrauerten, sondern einer schwimmenden weißen Festung im Meer, auf der sie sich hatten einbilden können, sie führen in die Ferien.
    ***
    Zwei Tage später trafen sie sich wieder, diesmal bei »Ollendorf« in der Chusan, nur ein paar Blocks von den Finkelsteins entfernt   – auch das ein beliebter Emigranten-Treffpunkt.
    Inge, die es kaum erwarten konnte, war natürlichviel zu früh da. Von der gegenüberliegenden Straßenseite behielt sie den fahrbaren Würstchenstand im Auge, der mit dem Slogan warb: »Nach dem Theater nicht vergessen, bei Ollendorf Hot Dogs zu essen.« Imbissbuden und Garküchen waren in den Straßen von Hongkou keine Seltenheit, aber dieser Stand fiel eindeutig aus dem Rahmen. An seinem ausklappbaren Tresen lehnten ausschließlich Männer in Knickerbockern, westlichen Anzügen, Hüten und Schiebermützen und verzehrten genüsslich ihre Wiener mit Senf oder Kren aus der Hand. Die Chinesen des Viertels beäugten dieses Nahrungsmittel mit Misstrauen und holten sich lieber Lauchpfannkuchen, gebackene Süßkartoffeln oder gefüllte Teigtäschchen an den Nachbarständen.
    Endlich entdeckte sie Max. Das war nicht schwer, denn er überragte die meisten Chinesen in der belebten Straße um Haupteslänge. Er schob, die freie Hand liebevoll auf den Sattel gelegt, ein Damenrad neben sich her.
    Inge musste schlucken, damit ihre Stimme ihr gehorchte. »Mensch, Max, das haut mich um!«, rief sie und rannte ihm entgegen. Passanten drehten neugierig die Köpfe nach den beiden.
    »Tag, Inge. Hab dir gleich einen Korb an die Lenkstange montiert, für die Ware.« Heute war Max ganz Geschäftsmann und präsentierte sein Produkt mit unübersehbarem Stolz. Er hatte allen Grund dazu: Das Rad war zwar nicht neu, an manchen Stellen schon ein bisschen rostig, aber durchaus funktionstüchtig; sogar eine Klingel war dran   – die Inge im SchanghaierVerkehrskampf dringend brauchen würde. Max musste tatsächlich über sehr gute
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verfügen, um einen so gefragten Artikel in so kurzer Zeit zu beschaffen.
    »Eine lange Kette mit Vorhängeschloss hab ich auch besorgt. Du musst das Rad immer anketten, hörst du. Möglichst an einem Geländer oder Baum, damit man es nicht wegtragen kann. Am besten fädelst du die Kette durch beide Räder, sonst schraubt man sie dir womöglich ab.«
    Durch diese Ermahnungen wurde Inge noch mehr bewusst, welch kostbares Objekt der Begierde sie nun ihr Eigen nannte. Jetzt leuchtete ihr auch

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