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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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leisten. Wann immer wir etwas brauchten, mussten wir die Beine unter den Arm nehmen, und los ging es auf einen mehrstündigen Fußmarsch.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Komm, ich will dir etwas zeigen!«
    Wir folgten einem schmalen Pfad, der jetzt teilweise von Gebüsch überwachsen war. Er führte durch einen schönen Zypressenwald. Plötzlich standen wir vor einem kleinen, von einer hohen Staumauer umgebenen Friedhof. Wir gingen durch das rostige Tor auf etwa dreißig fast gleiche Grabsteine zu, die meisten mit hohem Gras bedeckt. Ich schaute die einfachen Kreuze an und sah, dass auf den meisten Foscos Familienname eingeritzt war und dass die Daten bei vielen auf einen frühzeitigen Tod deuteten. Ergriffen wandte ich mich Fosco zu, um ihm zu sagen, dass ich verstand, wie schwierig es gewesen sein musste, hier zu überleben. Er aber hatte seinen Hut abgenommen und seinen Kopf gesenkt, als würde er beten. Ich schwieg. Nach einer Weile führte er mich hinaus, und wir gingen wortlos zum Fiat zurück.
    Nach ein paar Minuten Fahrt auf der schlammigen Nebenstraße brach er sein Schweigen und deutete durch die Scheibe auf ein kleines Denkmal zum Andenken an einige seiner Partisanenfreunde, die im Zweiten Weltkrieg getötet worden waren.
    Als wir wieder auf der Hauptstraße waren, meldete sich der Hunger, und so kehrten wir in einer Trattoria ein. Dort erzählte Fosco mir bei einem Teller hausgemachter Nudeln und einer guten Flasche Chianti-Wein, dass er, seit er das Bauernhaus 1954 mit seiner Familie verlassen hatte, nie mehr dorthin zurückgegangen sei. Er habe nie den Mut gefunden, diesen mit so vielen schweren Erinnerungen verbundenen Ort wieder zu sehen. Jetzt sei er froh, es getan zu haben.
    Viele Jahre nach dem Tod meines alten Freundes beschloss ich, zu seinem alten Haus zurückzukehren und diesen denkwürdigen Tag nochmals aufleben zu lassen. Aber als ich mich dem alten Haus näherte, bemerkte ich, dass die Straße ausgebessert worden war und ein großes Tor den Zutritt versperrte. Ich spähte durch die Gitterstäbe und sah, wie Kinder in einen Swimmingpool sprangen, der beim alten Innenhof ausgehoben worden war. Wo einst der einfache Stall gestanden hatte, glänzten jetzt zwei große Mercedes Benz mit deutschen Nummernschildern. Sogar eine Satellitenschüssel prangte auf dem Taubenturm. Ich legte den Rückwärtsgang ein und fuhr rasch davon.

April und die Besserwisser
     
    Eine majestätische Fülle von Wildblumen und zarten Blättern überflutet nun plötzlich das ganze Land. Es stimmt, dass es häufig regnet, aber bei all der üppigen Pracht wagt niemand, sich zu beklagen. Der Hartriegel blüht, und die Buchenblätter leuchten für kurze Zeit smaragdgrün. Da und dort trifft man in den Wäldern auf Blumeneschen mit hellen, duftenden Blütenrispen. Praktisch überall blühen die Weißdornbüsche und die wilden Kirschen. Entlang den Straßen zwängen sich Blauregen, Flieder, Orchideen und Hyazinthen durch die Mauerritzen.
    Wenn es regnet, bevölkern wahre Heere von Kröten die mit einem Primelteppich belegten Felder, und ab und zu kann man auch einen Salamander sehen. Früher glaubte man, diese Lebewesen könnten sogar die Flammen eines Feuers überstehen – eine seltsame Theorie, wenn man bedenkt, dass der Salamander nur in sehr feuchten Gebieten lebensfähig ist. Mit seinen langsamen, sorgfältig ausgeführten Bewegungen erinnert er an ein mechanisches Spielzeug, besonders neben der allgegenwärtigen Eidechse, die blitzschnell vorbeihuscht. Ihre gelben Flecken, die wie Farbkleckse im Sonnenlicht leuchten, tanzen noch vor unseren Augen, wenn sie schon längst verschwunden ist.
    In diesen Tagen ertönen auch wieder die Rufe des Kuckucks. Ein lokales Sprichwort besagt, dass Tod und Krankheit im Haus zu befürchten sind, wenn man den Kuckuck nicht vor dem achten April vernimmt.
    Manchmal erhebt sich an Frühlingsabenden ein unerwartet kräftiger Wind, und in der Ferne donnert es vernehmlich. Schon kommt das Gewitter näher. Ohrenbetäubender Regen prasselt auf das Dach. Es schüttet so kräftig, wie wenn man die Dusche auf Massagestrahl einstellt. Die Fensterscheiben fangen an zu klappern, und die durch die Fensterläden zuckenden Blitze erleuchten in kurzer Folge den Raum. Während solcher Sturmgewitter sind Stromausfälle an der Tagesordnung. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich ans Fenster zu stellen und das Schauspiel zu genießen, dem Donner zuzuhören, wie er über das Tal rollt, und

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