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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Castagno
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Die Holländer
     
    Die meisten meiner Touren führe ich mit Amerikanern durch, aber ich habe die Ehre, Leute aus der ganzen Welt zu begleiten, sogar so viele, dass sie alle zu erwähnen hunderte von zusätzlichen Seiten erfordern würde. Das spare ich mir besser für einen weiteren Band auf. Immerhin möchte ich meinen amerikanischen Freunden jetzt eine Atempause zubilligen und mich stattdessen einer Gruppe aus einer ganz anderen Gegend zuwenden.
    »Die Holländer«, so nenne ich eine fröhliche Gruppe, die aus den Niederlanden herreist und die ich schon mehrmals durch die Toskana begleitet habe. Im Lauf der Jahre sind diese Kunden gute Freunde geworden, sodass der Ausdruck »Kunde« für sie etwas zu formell klingt. Jedes Mal, wenn sie nach Italien kommen, buchen sie meine Dienste für mindestens eine Woche.
    Die Gruppe umfasst drei Ehepaare: Sjaak und Hanneke. Sjaak ist der Anführer der Bande. Er sagt seine Meinung als Erster und hat auch immer das letzte Wort. Sein Gesichtsausdruck ist offen und typisch flämisch. Er erweckt stets einen zufriedenen Eindruck, aber der Schalk sitzt ihm ständig im Nacken, und man hat immer das Gefühl, dass er sich über einen lustig macht. Sjaak trägt bei jedem Wetter eine ärmellose Weste mit vielen Taschen, in denen er eine umfassende Auswahl von Werkzeugen und weiteren Dingen verstaut – kleine Schraubenzieher, Lampen, Messerchen und alles sonst noch Erdenkliche. Sjaak ist auch der Kassenwart der Gruppe. Im Bus sitzt er vorne neben mir.
    Wie alle erfolgreichen Anführer wird Sjaak von einer ebenso beachtenswerten Gemahlin unterstützt. Zurückhaltend, freundlich und sehr kultiviert, scheint Hanneke auch die schwierigste Situation unter Kontrolle zu behalten, und man hat den Eindruck, dass von den beiden sie die Hosen anhat. Ein Wink oder ein kurzer Blick von ihr genügt, um Sjaaks Verhalten unverzüglich zu verändern. Die beiden sind unzertrennlich und besitzen zusammen ein Unternehmen, das sie gemeinsam führen. Mit sechs Besuchen in sechs aufeinander folgenden Jahren sind sie, wie ich glaube, die Seele der Gruppe.
    Han und Jeanne sind mit fünf Besuchen die zweithäufigsten Gäste. Sie arbeiten miteinander in der Computerbranche, sind beide kräftig gebaut und Kenner guter Weine und des guten Essens. Han hat einen Sommelierkurs für Fortgeschrittene besucht und ist der Weinsachverständige der Gruppe. Der einzige Unterschied zwischen ihm und den sonstigen Experten ist, dass er niemals ausspuckt, was er verkostet. Bemerkenswert ist auch seine Leidenschaft für Steaks alla fiorentina. Auch Jeanne trinkt gern Wein, aber im Gegensatz zu Han sagt sie auch zu einem Bier oder einem Schnaps nie Nein. Sie ist dafür bekannt, dass sie schon morgens sehr interessante Mischungen mixt. Obwohl nicht sehr gesprächig, sind die beiden angenehme Gesellschafter.
    René und Bianca vervollständigen die Gruppe, auch wenn sie das Chianti-Gebiet erst zweimal besucht haben. René wird von den anderen erbarmungslos gefrotzelt, wahrscheinlich weil er so gutmütig ist. Er ist nicht aus der Ruhe zu bringen und wirkt etwas kindlich. Man hat den Eindruck, dass nichts ihn ärgern kann, und sogar Bianca scheint ihn mehr wie einen Sohn als wie ihren Mann zu behandeln. Wie die anderen Ehepaare arbeiten auch René und Bianca zusammen. Sie führen ein Restaurant.
    Das erste Mal setzte sich die Gruppe über ein Agriturismus-Unternehmen mit mir in Verbindung. Der Inhaber erkundigte sich, ob ich vier Besucher aus Holland auf ein paar Tagesausflüge begleiten könne. Er fügte hinzu, dass die Gruppe besonders daran interessiert sei, die Weine und die typischen Speisen der Gegend zu verkosten. Das war am Anfang meiner Laufbahn als Fremdenführer. Bisher hatte ich immer Ausflüge für einen oder zwei Tage organisiert, und deshalb war die Aussicht, eine ganze Woche lang für dieselben Kunden zuständig zu sein, etwas beängstigend. Außerdem wusste ich nichts über die Gewohnheiten und Vorlieben der Holländer, weil ich bisher nur mit Engländern und Amerikanern gearbeitet hatte. Um keinen Fehler zu machen, stellte ich ein eher flexibles Programm auf, das ihren Wünschen entsprechend geändert werden konnte.
    Als ich das erste Mal zu dem kleinen, abgelegenen Gutsbetrieb fuhr, wo »Ferien auf dem Bauernhof« angeboten wurden, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass diese Holländer keinerlei Fahrzeug gemietet hatten, obwohl ihre Unterkunft, die zwar durchaus faszinierend war, mit keinem öffentlichen

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