Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
die kurvenreiche, gewundene Chianti-Straße bis tief in die Toskana hinein. Ich wusste, was ihnen Spaß machte, und so hielt ich unterwegs bei der ersten Bar an. Dort schüttelten sie unter dem Vorwand, sie müssten nach der trockenen Luft im Flugzeug ihre Kehlen anfeuchten, eine unglaubliche Menge Prosecco und Bier in sich hinein.
Zum Mittagessen machten wir bei Fosco Halt. Er deckte unseren Tisch im Schatten einer großen Eiche und servierte uns eine reiche Mahlzeit, die mit einer gemischten toskanischen Vorspeise begann. Dann folgten Nudeln an Wildschweinsauce, ribollita, eine üppige Platte mit verschiedenem Fleisch vom Grill, riesige Steaks alla fiorentina und geschmortes Kaninchen mit Oliven. All das spülte die Gruppe mit den teuersten Jahrgängen Brunello hinunter. Als sie sich danach beklagten, dass ihnen etwas Süßes fehle, brachte Fosco uns eine Auswahl seiner besten Nachspeisen: panna cotta, Tiramisu und hausgemachte Mürbeteigkuchen mit verschiedenen Marmeladen. Dazu gab es mehrere Arten von Vin Santo und süßen Schaumwein.
Wir waren kaum wieder gestartet, als wir in Vagliagli an der Bar anhalten mussten, um »zur Verdauung« verschiedene Grappasorten und Amari – Kräuterbitter – zu trinken. Als wir fertig waren, war es fast schon Zeit für das Abendessen. Deshalb wechselten wir von der Bar ins Restaurant nebenan und begannen wieder von vorn: eine Vorspeise mit Steinpilzen, Polenta mit Hasensauce und Pfannkuchen mit einer Füllung aus weißen Trüffeln, danach einen Perlhuhneintopf, Wildschwein und verschiedene Nachspeisen, alles begleitet von mehreren Flaschen Chianti Classico, Nobile di Montepulciano und süßen Weinen zum Nachtisch. Gegen Mitternacht, als ich nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war, begleitete ich die Gruppe ins Hotel, wo Han als »Schlummertrunk« ein paar Gläschen Grappa vorschlug. Entsetzt ergriff ich die Flucht.
Als ich sie am nächsten Morgen abholte, waren alle wieder in Hochform und entspannten sich an der Bar bei riesigen Gläsern Bier.
Wie üblich lautete die erste Frage: »Dario, wo gehen wir heute essen?«
»Montalcino«, antwortete ich, noch immer etwas erstaunt über ihr einseitiges Interesse.
»Ah! Die Stadt des Brunello-Weins und der Rici mit Trüffeln«, meinten sie und leckten sich die Lippen.
Los ging es! Bevor wir in Montalcino ankamen, hielten wir zweimal bei einer Bar an und tranken Bier. Als wir das Städtchen erreicht hatten, schlug ich einen kurzen Spaziergang vor, aber sobald wir auf den Hauptplatz kamen, sagten sie, sie könnten nicht nach Holland zurückkehren, ohne eine Stunde oder zwei in einer alten toskanischen Kaffeebar verbracht zu haben. So kam es, dass wir einmal mehr wahre Ströme von Prosecco tranken. Nach der neunten Flasche erhoben wir uns und gingen ins Restaurant nebenan, zum größten Erstaunen des Kellners, der so etwas offensichtlich noch nie erlebt hatte. Obwohl heute sein freier Tag war, hatte Mario sein Restaurant mir zuliebe geöffnet. Mehr noch! Weil das Wetter wunderbar war, hatte er den Tisch für uns draußen gedeckt, am schönsten Platz im Garten, von wo aus wir einen herrlichen Blick in die Crete und ins Orciatal genossen. Mario begrüßte uns persönlich und brachte uns einen Weidenkorb voller Steinpilze und Kaiserlinge. Mit einem Augenzwinkern verriet er uns, dass in wenigen Augenblicken einer seiner Freunde mit ein paar erst ausgegrabenen Trüffeln komme. Kaum hatte er den Satz beendet, da kam der Freund schon in den Garten, gefolgt von seinem Trüffelspürhund. Unter unseren Nasen öffnete er eine weiße Papiertüte und zeigte uns einen wahren Schatz weißer Knollen. Kaum waren sie von ihrer Umhüllung befreit, verströmten sie ihr unverwechselbares Aroma. Uns lief das Wasser im Mund zusammen.
Mario machte das Beste aus diesem Pilzsegen. Er bereitete ein paar Saucen mit schwarzen und weißen Trüffeln zu, die er auf selbst gebackenem Brot servierte. Es folgten ein Salat aus ungekochten Pilzen, kleine Nudeln mit Trüffeln, breite Nudeln mit Steinpilzen, für Han ein Steak alla fiorentina, große Steinpilzhüte vom Grill und zur Nachspeise Schafskäse in verschiedenen Reifestadien und hausgemachtes Honigeis. Gegen fünf Uhr nachmittags, als wir uns unter großen Schwierigkeiten erhoben, zählte ich auf dem Tisch zwölf leere Brunello-Flaschen, zwei Flaschen Moscadello und eine Flasche Grappa.
Wir fuhren auf einem direkteren Weg zurück, erreichten Siena aber erst nach zwei weiteren Bierpausen. In der engen
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