Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
Straße zum Hotel streifte ich mit dem gemieteten Bus eine Mauer.
Die ganze Flanke des Fahrzeugs wurde dadurch schwer zerkratzt. Die Holländer lachten aus vollem Halse und machten sich danach wegen dieses Zwischenfalls noch tagelang über mich lustig.
Die Gruppe beschloss, an diesem Abend im Hotel zu essen. Ich war sehr froh darüber, verabschiedete mich und fuhr nach Hause. Dort machte ich mir eine Tasse heißen Tee und ging danach sofort zu Bett.
Am folgenden Morgen, als ich beim Empfang auf sie wartete, kam der Hoteldirektor auf mich zu und sagte: »Geben Sie diesen Holländern nichts zu essen, wenn Sie einen Ausflug mit Ihnen unternehmen? Gestern Abend bestellten sie nur einen kleinen Imbiss, aber als sie fertig gegessen hatten, waren sämtliche Vorräte in der Küche aufgebraucht!« Dann fügt er mit einer nur teilweise belustigten Miene hinzu: »Seien Sie bitte auch so freundlich und erklären Sie ihnen, dass die Flaschen auf dem Kaminsims als Dekoration gedacht sind und dass wir für sie nur deshalb eine Ausnahme machten, weil sie so sehr darum baten.« Während er dies sagte, machte er einen Schritt zur Seite und zeigte auf die leeren Gestelle beim Kamin. Ich lachte und zuckte die Achseln. Was konnte ich dafür? So waren sie nun mal, die Holländer!
Genau in diesem Augenblick erschienen sie. Pünktlich und gut gelaunt, wie immer.
»Montepulciano!«, rief ich, ohne auf die unvermeidliche Frage zu warten. »Ah«, antworteten sie, während wir zum Bus gingen, »das Land des Vino Nobile!«
Wieder die übliche Routine: zwei kurze Pausen für Bier und Prosecco, ein rascher Blick auf die Ortschaft, dann weiter zum Restaurant, um uns einmal mehr voll zu stopfen, dieses Mal mit Wild und Wildschweinschinken zur Vorspeise, Gerstensuppe, pappa al pomodoro, Kutteln, Schweinsleber, Enteneintopf und als Nachspeise Kuchen und trockene Kekse. Wie immer waren alle bei Tisch fröhlich, und der Nobile-Wein floss in großen Mengen. Auf der Rückfahrt sangen sie lang und laut holländische Volkslieder.
Am nächsten Tag wollten sie bis ans Meer fahren, nach Porto Santo Stefano im südlichen Teil der toskanischen Küste. Es war nicht schwer, den Grund dafür zu erraten – in jener Gegend befindet sich ein bekanntes Fischrestaurant! Dieses Mal begannen wir mit Austern und einem warmen Krakensalat, dann folgten kleine Muscheln, Kuttelfischchen, Miesmuscheln, Garnelen an Cocktailsauce und frische Sardellen. Anschließend folgten eine kleine Portion cacciucco – eine lokale Fischsuppe -, ausgezeichnete hausgemachte Teigwaren mit Krabbensauce und in Tintenfischtinte gekochter Reis. Der Hauptgang bestand aus Hummer, Garnelen und einer Meerbrasse vom Grill. Zur Erfrischung unseres Gaumens nach diesem Fischtriumph wurde uns ein delikates Zitronensorbet serviert.
Da es ein schöner Tag war, sagte Sjaak: »Warum mieten wir nicht ein Boot und machen eine Erkundungsfahrt an der Küste entlang?« Der Vorschlag wurde mit Begeisterung begrüßt, und so gingen wir zum kleinen Hafen und fanden auch gleich einen Fischer. Angesichts des vor seine Nase gehaltenen Bündels von Tausend-Lire-Scheinen erklärte er sich gerne bereit, mit uns hinauszufahren, obwohl das Meer anfing, etwas unruhig zu werden.
Wir fuhren bei strahlender Sonne los, aber kaum lag der Hafen hinter uns, als das Meer bewegt wurde. Jede Welle durchnässte uns, sodass wir pudelnass wieder zurückkehrten. Das kümmerte die Holländer nicht im Geringsten. Sie lachten und scherzten weiter und waren äußerst zufrieden mit ihrer ungewöhnlichen Kreuzfahrt auf dem Meer entlang der sehenswürdigen Küste des Monte Argentario.
Wir waren noch immer nass, als wir uns Siena näherten. Trotzdem fragten sie, ob es möglich wäre, anzuhalten und eine Pizza zu essen. René, der am meisten durchnässt war von uns allen, hatte sich im Bus seiner Kleidung entledigt, ohne sich um die Bemerkungen der anderen zu kümmern. Jetzt betrat er die Pizzeria nur in Unterwäsche. Paola, eine der Inhaberinnen des Lokals, tat, als ob sie das skandalös fände. Sie nahm ein großes weißes Papiertischtuch, faltete daraus ein Dreieck, legte eine Seite um Renés Bauch, schob die hängende Ecke zwischen seinen Beinen durch und befestigte das Ganze mit einer Sicherheitsnadel auf der anderen Hüfte. Dann sagte sie: »So, jetzt können Sie sich hinsetzen!« Als er den Speisesaal in dieser Riesenwindel betrat, wurde es einen Augenblick lang still – dann brachen praktisch alle Gäste in lautes Gelächter
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