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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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mit so viel Herzblut dabei ist wie Hal.«
    »Im Sommer und Herbst, wenn die Touristen kommen, arbeitet er praktisch rund um die Uhr. Ich habe versucht, Hal zu einem kurzen Urlaub zu überreden, aber er ist ein Dickkopf. Schätze, er liebt diesen Ort einfach zu sehr, um ihn jemand anders anzuvertrauen.«
    Als Caitlyn nach unten blickte, bemerkte sie, dass sie sich immer noch an ihrem Arm zu schaffen machte. Obwohl weder ein Ausschlag noch ein Insektenstich zu sehen war, konnte sie nicht aufhören zu kratzen. Es fühlte sich an, als wären ihr lauter kleine Stechmücken unter die Haut gekrabbelt und würden sich jetzt weiter nach innen vorarbeiten. Dieselben Plagegeister, die ihr diesen hässlichen, misstrauischen Gedanken einflüsterten, dass Sarahs und Hals Verlust irgendwie miteinander zusammenhing. Vielleicht hatten beide einen Grund, sich ihre Lebenspartner vom Hals schaffen zu wollen. Sie fragte sich, ob Sarah ein Alibi für die Nacht hatte, in der Lily umgekommen war. Aber woher stammte dann die große Summe auf Hals Konto? »Die Versicherung wird doch aber trotzdem bezahlt haben, nehme ich an? Und so konnte er das Haus halten, oder?«
    Sarahs Tasse knallte viel zu laut auf den Holztisch. Caitlyn blickte wieder auf und sah, dass ihr Gegenüber kreidebleich geworden war.
    »Nein«, brachte sie mühsam hervor. »Sam hat gesagt, es sei das Schlimmste gewesen, was er je hatte tun müssen: Hal zu sagen, dass die Versicherungsfirma nicht bezahlen würde. Sam hat sogar angeboten, Hal das Geld selber zu geben, um ihm zu helfen, damit er die Hypothek bezahlen kann. Er wusste, wie viel Hal das Haus bedeutet.«
    »Wann war das, Sarah?«
    »Im August, nur ein paar Tage bevor Sam und Josh …« Ihr Blick glitt an Caitlyn vorbei und blieb bei den bunten Kinderzeichnungen hängen, die den Kühlschrank schmückten. An den Rändern waren sie bereits vergilbt und rollten sich leicht auf. Ein erstickter Laut entfuhr ihr, dann räusperte sie sich. »Sam hat gesagt, er habe mit Hal über Damian Wright gesprochen, ihn gewarnt – das müsste zur selben Zeit gewesen sein.«
    »Sam hat gesagt?« Caitlyn beugte sich vor und sah Sarah scharf an. Bereits zum zweiten Mal hatte sie von ihrem Ehemann gesprochen, als hätte sie gerade erst mit ihm geredet. »Sarah, was meinen Sie damit, Sam hat gesagt?«
    * * *
    Grigor verließ das Diner und genoss die Stille des Sommermorgens, während er die Main Street entlangschlenderte. Es gab hier nirgends Geschrei, keine fluchenden Männer, keine laut gebrüllten Befehle. Er konnte nachempfinden, warum Stan dieser Ort gefallen hatte. Die Straßen waren gepflegt; die Menschen nickten einem im Vorbeigehen freundlich zu, sogar einem Fremden wie ihm. An einem Ort wie diesem konnte ein Mann ernsthaft ins Grübeln kommen.
    Dann kam er zu einem Gebäude, das in einem extrem hässlichen Orange gestrichen war. Es war sogar noch schlimmer als auf den Fotos, die er am Laptop vom Verwaltungszentrum gesehen hatte. Eine Beleidigung für die Augen. Und die malerische Umgebung verstärkte diese Wirkung noch.
    Momentan war es ein notwendiges Übel. Aber nicht mehr lange.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen ging er auf die Tür der Polizeiwache zu. Eine fröhliche Klingel kündigte sein Kommen an. Die Wache bestand aus einem vollgestopften Raum, darin stand ein Schreibtisch, daneben gab es zwei Stühle, eine Zelle und eine Pritsche. Alles verwaist.
    Ohne Vorwarnung ging die Tür zum Postbüro auf. Eine Frau im mittleren Alter kam herein, die Haare voller Henna.
    »Chief Waverly ist nicht da«, verkündete sie, musterte ihn von oben bis unten, doch als sie seinen Blick traf, wich sie sofort zurück. Die Postmeisterin. Max hatte ihm erzählt, sie und ihr Mann seien die größten Klatschmäuler des Ortes. »Sie haben ihn knapp verpasst. Er hat den ganzen Morgen gearbeitet und die halbe Nacht, bin nicht sicher, wann er wiederkommt.«
    Er neigte den Kopf zum Dank. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er sich vorstellte, wie ihr frisches, hellrotes Blut sich mit all diesem orangeroten Haar vermengen würde. »Danke! Ich bin Gregory.« Er reichte ihr eine Visitenkarte, auf der sein Künstlername stand. Schwarz glänzend mit goldener Prägung. Nur der Vorname. Mehr brauchten die Leute nicht. »Wir sind auf Location-Suche für einen neuen Film. Selbstverständlich wollte ich da den Chief im Vorfeld informieren. Höflichkeitshalber, Sie verstehen.«
    »Du liebes bisschen.« Sie nestelte nervös an der Karte herum. »Ein Kinofilm?

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