Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)
Problem. Ach, und vielen Dank!«
»Nein, ich danke Ihnen.«
Jetzt kam der schwierigste Teil. Caitlyn hielt Sarah die ganze Zeit fest am Ellbogen gepackt, während sie sie nach draußen zu dem Subaru führte.
»Was zum Teufel machst du da? Sie steht hier bei mir unter Arrest!«
»Nicht mehr«, erwiderte sie, öffnete für Sarah die Beifahrertür und half ihr ins Auto, als wäre sie immer noch festgenommen. Dann rannte sie rasch zur Fahrerseite hinüber. »Bundeszuständigkeit. Tut mir leid, Hal.«
Sie ließ den Wagen an und war davongebraust, ehe er etwas antworten konnte. Als sie in den Rückspiegel blickte, sah sie ihn mit offenem Mund dastehen, Wut und Misstrauen im Blick.
Den Mann, zu dem sie sich letzte Nacht so stark hingezogen gefühlt hatte, schien es nicht mehr zu geben. Hatte sie das alles nur geträumt?
»War das wahr?«, fragte Sarah. »Was sie über die verloren gegangene Pistole gesagt haben?«
Caitlyn hörte einen Funken Hoffnung aus der Stimme heraus. »Ja, Ma’am, die Waffe hat einem Gesetzeshüter gehört. Das ist die Wahrheit.«
Sarahs Lippen wurden schmal, und sie verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich zurück und dachte über Caitlyns Worte nach.
»Und dieser Beamte ist nicht verletzt worden?«, hakte sie nach.
Caitlyn bog auf die Lake Road ein. Sarah wusste ganz offensichtlich mehr, als sie zugeben wollte, aber längst nicht alles.
»Ich glaube, jetzt gerade ist er unten in Merrill«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Nur verschwieg sie, dass er dort in einem Leichensack lag.
41
Auch wenn Caitlyn um eine Dusche gebeten hatte und diese auch dringend nötig gehabt hätte, ging sie, bei Sarah angekommen, keineswegs ins Badezimmer. Stattdessen schlenderte sie, gefolgt von Sarahs nervösen Blicken, durchs Wohnzimmer und fragte ihre Gastgeberin aus – über die Fotos auf dem Kaminsims und die damit verbundenen Erinnerungen, woher sie die antike Bahnhofsuhr hatte, die zur vollen Stunde schlug, wie das Schuljahr gelaufen war … sie tat einfach alles, um die Frau zum Reden zu bringen.
Das Einzige, was Caitlyn nach ihrem Unfall vor zwei Jahren geblieben war, war ihre Menschenkenntnis. Doch aus irgendeinem Grund schien die ebenfalls ausgesetzt zu haben, seit sie hier in Hopewell angekommen war.
Sarah, die sie bis dahin als Einzige für unschuldig in diesem ganzen Durcheinander gehalten hatte, benahm sich verdächtiger als je zuvor: Sie konnte nicht stillhalten, ihre Fußspitzen zeigten zur Tür, der Blick war irgendwo über Caitlyns Schulter festgefroren, nie sah sie ihr in die Augen.
Wie hatte Caitlyn nur so blind sein können?
Und Hal. Ganz offensichtlich verheimlichte er ihr etwas. Steckten er und Sarah etwa unter einer Decke?
Aber welche Rolle spielte dann Logan? Gestern Abend hatte sie noch die Möglichkeit erwogen, bei Sams Tod könnte es sich um einen Auftragsmord gehandelt haben.
Zwar würde sich ein Assistant Special in Charge vom FBI niemals mit einem simplen Mordauftrag wie diesem die Hände schmutzig machen. Dennoch war denkbar, dass jemand anders die Drecksarbeit erledigte. Ein kleine Nummer wie dieser mittelmäßige Deputy U. S. Marshal beispielsweise.
Das würde auch erklären, warum Logan es so eilig gehabt hatte, die Vorstandsetage zu verlassen, nur um ihre Ermittlung im Fall Damian Wright an sich zu reißen. Er hatte das lediglich als Vorwand benutzt, um herauszufinden, warum Leo Richland verschwunden war. War Damian Wright überhaupt jemals in Hopewell gewesen? Falls Hal und Sarah mit Logan unter einer Decke steckten, konnten sie das gemeinsam ausgeheckt und die Speicherkarte hier platziert haben. Doch nein – Damian war als Spiegelung auf den Bildern von Josh zu sehen gewesen.
»Oh, was für eine schöne Küche«, nahm Caitlyn ihr geistloses Geplapper wieder auf, und behielt Sarah dabei weiterhin genau im Auge. »So hell und freundlich.« Und, genau wie das Wohnzimmer, immer noch voller Erinnerungsstücke an Josh und Sam. Welche Mutter wäre in der Lage, ihren Sohn umzubringen und sich dann in diesem Maße mit Andenken an ihn zu umgeben?
»Das Badezimmer ist gleich hier.« Sarah öffnete die Tür gegenüber dem Eingang zur Küche. »Lassen Sie sich ruhig Zeit!« Sie drängte Caitlyn ins Bad, das, genau wie die Küche, in Osterglockengelb und Weiß gestrichen war.
Caitlyn hatte keineswegs vor, sich Zeit zu lassen. Während sie rasch die eher formellen Hosen und das Uniformhemd gegen Jeans und Bluse tauschte, horchte sie mit einem Ohr an der Tür. Beim
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