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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Durandts früherer Identität als Stanley Diamontes nachgegangen. Sämtliche Aufzeichnungen über ihn waren jedoch – genau wie die von Durandt – aus den Datenbanken gelöscht worden. Erst durch eine LexisNexis-Anfrage hatte sie genügend Anhaltspunkte gefunden, um sich ein mögliches Szenario zurechtzulegen. Gelobt sei das Internet!
    Anscheinend war Sam in eine Unterschlagungsgeschichte verwickelt gewesen, die einen Russen namens Korsakov betraf. Stan hatte sein Fehlverhalten eingesehen – oder, was wahrscheinlicher war, einer langen Haftstrafe entgehen und seinen eigenen Hintern retten wollen – und dem FBI deswegen ausreichend Informationen über Korsakov zukommen lassen, damit er überführt werden konnte. Anschließend war Stan umgehend von der Bildfläche verschwunden. All das wies auf ein Zeugenschutzprogramm hin. Und wo könnte man einen Surfer aus Malibu besser verstecken als in den Adirondackwäldern? Das würde auch Richlands Beteiligung an dem Fall erklären.
    Nur hatte Richland nie für das Zeugenschutzprogramm gearbeitet. Seine kurze, eher mittelmäßig verlaufende Karriere als U. S. Marshal war auf die Arbeit als Kautionsagent oder im Personenschutz beschränkt gewesen.
    Caitlyn bekam langsam wieder Gefühl in den Zehen und den Fingern und entspannte sich ein wenig. Sie spuckte den behelfsmäßigen Knebel aus.
    Wenn Durandt am Zeugenschutzprogramm teilgenommen haben sollte, dann war das von irgendjemandem vertuscht worden. Caitlyn hatte keinerlei Akteneintrag zu Stan Diamontes finden können – ihr blieb nur die DNA -Probe aus einer Knochenmarkspenderdatei, die vor fünfzehn Jahren in Stanford angelegt wurde und über die Clemens gestolpert war. Jede andere Spur war ausgelöscht. Selbst die Fingerabdrücke von dem Burschen waren aus der AFIS -Datenbank getilgt worden.
    Sie drehte sich mit dröhnendem Schädel auf den Rücken und schöpfte langsam wieder Atem, da der Schmerz weiter nachließ. Schlug die Augen auf, starrte ins Dunkel und dachte darüber nach, welche Männer wohl über genügend Einfluss und die entsprechenden Fähigkeiten verfügten, um sensible Informationen aus der Verbrecherkartei des Justizministeriums zu entfernen.
    Vielleicht hing der Geheimdienst mit drin. NSA , CIA , die Buchstaben waren austauschbar. Unwahrscheinlich, für die war ein zweitklassiges Singvögelchen wie Diamontes doch gar nicht von Interesse. Und das würde auch nicht erklären, wieso Richland seine Finger da mit drinhatte.
    Hatte Richland möglicherweise Dreck am Stecken? Laut den Akten hatte er sich nie groß hervorgetan. Und wenn man sich ein wenig im Bürokratenjargon auskannte und zwischen den Zeilen las, wohl sogar unterdurchschnittlich gearbeitet. Eine interessante Sache hatte sie allerdings herausgefunden: Er war genau wie ihr ehemaliger Vorgesetzter Jack Logan, in der Korsakov-Taskforce gewesen, damals, als sie beide noch im Außendienst tätig gewesen waren.
    Caitlyn blinzelte, ohne dass es Schmerzen auslöste. Jedenfalls nichts, dem nicht mit einer Handvoll Toradol beizukommen wäre.
    Sie setzte sich auf, atmete tief durch, bis sich der Schwindel verzog und sie wieder einigermaßen geradeaus sehen konnte. Dann gönnte sie sich noch einen kurzen Moment auf der Toilette sitzend, bevor sie langsam aufstand. Das Licht ließ sie ausgeschaltet, kramte im Dunkeln in der Schachtel mit Spritzen und Ampullen, bis sie gefunden hatte, wonach sie suchte. Sie würde sich noch ein zweites Mal Imitrex spritzen, auch wenn der Arzt sie gewarnt hatte, das Mittel nicht zu häufig anzuwenden – sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass die Migräne zurückkehrte.
    Jedenfalls nicht jetzt, da sie etwas zu erledigen hatte.
    Der leichte Schmerz der Nadel war ein Klacks im Vergleich zu den Restkopfschmerzen. Oder dem quälenden Gedanken, dass dies ihr letzter Fall für das FBI sein könnte. Sollten die Migräneanfälle sich häufen, wäre es unverantwortlich, weiter als Agentin zu arbeiten und eine Waffe zu tragen. Sie zuckte kurz zusammen und drehte den Kaltwasserhahn auf. Das Plätschern war beruhigend, ein fröhlicher Laut, der sie an eine Szene mit ihrem Vater erinnerte. Sie hatten gemeinsam am Flussufer gestanden, er hatte die Arme um sie gelegt und ihr geholfen, die Angel auszuwerfen.
    Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und spülte den Mund aus, ohne dass ihr wieder schlecht geworden wäre, also warf sie ein paar Toradol ein. Auf leeren Magen war das zwar gar nicht gut, doch ihr brach schon beim Gedanken an Essen

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