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Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition)

Titel: Tot ist nur, wer vergessen ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Lyons
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Gutenachtkuss gegeben hatte …
    Immerhin hatte ihn seine Wut gewärmt, während er hinter dem Ahornbaum gewartet hatte. Eine leichte Brise vom Berg her hatte kühlere Nachtluft mit sich gebracht. Sam war trotzdem nassgeschwitzt gewesen, als er darüber gegrübelt hatte, was er Sarah sagen würde, um ihr das alles zu erklären.
    Wie er sie um Verzeihung anflehen würde.
    Als er endlich Schritte vernommen hatte, war ihm ganz schlecht geworden. Nicht einmal bei seinem Antrag genau hier war er derartig nervös gewesen. Er hatte sich die Narbe rechts am Bauch gerieben und war durch die gleichmäßige Bewegung ein wenig ruhiger geworden, sodass er sich umdrehen und seiner Ehefrau hatte gegenübertreten können.
    Doch es war Alan Easton gewesen, der auf ihn zugekommen war. In einem Designeranzug und mit einem so schmierigen Grinsen im Gesicht, dass Sams Narbe anfing zu pochen. Es geschah nicht oft, dass ihm die Worte fehlten, doch in diesem Moment hatte er nicht anderes tun können, als mit den Fäusten auf Alan loszugehen. Die blutige Lippe hatte Alans süffisantes Grinsen jedoch nur noch schlimmer gemacht.
    Jetzt trieb er Sam mit der Pistole über das Gras zurück zur kleinen Straße und zu einem unscheinbaren grauen Kombi.
    »Hände aufs Dach, damit ich sie sehen kann«, befahl Alan.
    Sam fügte sich vorerst. Nur so konnte er von seinem ehemaligen Mitbewohner und Geschäftspartner die Antworten bekommen, die er brauchte. »Ist das dein Auto, Alan? Was ist mit dem BMW passiert?«
    »Musste ihn an der Küste zurücklassen, als ich hierher in dieses gottverlassene, eiskalte Drecksloch gezogen bin. Wie hast du bloß so lange hier leben können, Stan? Für einen Surfer wie dich muss das doch die Hölle gewesen sein.« Trotz der leichthin ausgesprochenen Worte wirkte Alan angespannt. Sam warf einen Blick über die Schulter und musterte seinen alten Freund prüfend. Da waren Schweißperlen, die ihm am Hals hinunterliefen. Vielleicht gab es doch noch Hoffnung.
    Da Sam nicht antwortete, ging Alan auf die andere Seite des Wagens und legte die Waffe aufs Autodach, weiterhin auf Sam gerichtet. »Die Leute hier halten mich für einen Gutmenschen, der sich als Anwalt für Opferrechte einsetzt, also muss ich das auch glaubwürdig rüberbringen. Natürlich konnte ich nicht ahnen, dass mich diese Nummer zwei verfluchte Jahre kosten würde. Aber dank dir« – er klopfte mit der Pistole aufs Dach – »hat sich das Warten doch noch gelohnt. Gib mir die Zugangsdaten für deine Konten! Dann lasse ich dich am Leben.«
    »Ja, genau. Lange genug, damit Korsakov mich umbringt. Da musst du dir was Besseres überlegen, Alan. Schließlich habe ich bei einem Meister gelernt, weißt du noch?«
    Mit einem kurzen Nicken nahm Alan Sams fragwürdiges Kompliment entgegen. »Und ich dachte immer, du wärst so faul, dass du dich für nichts anderes außer der nächsten Welle und dem nächsten Mädchen interessierst, das du flachlegen kannst. Aber das war von Anfang an nur eine Tarnung, nicht wahr?«
    »Meistens«, gab Sam zu. Wenn er Alan weiter in ein Gespräch verwickelte, dann würde er ihm vielleicht entlocken können, was er wissen wollte. Und Alan liebte nichts mehr, als sich selbst reden zu hören.
    »Nachdem ich draufgekommen bin, was da läuft, habe ich dir genau auf die Finger gesehen, wie du es bis dahin angestellt hast. Du hast dir Zeit gelassen – hast nur hier und da mal ein bisschen was abgezweigt. Nachdem du dann das Geld beisammenhattest, wohin damit? Warum Korsakov ans FBI ausliefern? Du hättest doch wissen müssen, dass du damit dein eigenes Todesurteil unterschreibst.«
    Alan würde nie verstehen, dass es Sam genau darum gegangen war – Korsakov das Handwerk zu legen. Das Geld sollte nur als Sicherheit dienen, damit er am Leben bleiben und dem Russen entkommen könnte. Jedenfalls hatte er das damals gehofft. Sam krallte vor Ärger die Finger zusammen, sie kratzten über das Autodach. Er musste zu Sarah, sie von hier weg in Sicherheit bringen. Aber das konnte er nicht – jedenfalls nicht, ohne Alan Zugeständnisse zu machen. Oder ihn umzubringen.
    Letzteres würde sich angesichts der Neun-Millimeter-Halbautomatikpistole, die nur knapp einen Meter von ihm entfernt auf ihn gerichtet war, etwas schwierig gestalten. Unter dem Flanellhemd trug Sam zwar immer noch Richlands Waffe im Hosenbund. Jedes Mal, wenn er diese Waffe auch nur anfasste, fühlte er noch den brennenden Schmerz einer Kugel, die sich ihm in die Seite bohrte. Aber Sam

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