Total Control (Das Labyrinth)
Tiefschlafphase eintrat. Der U m stand, daß sie die beiden nicht einziehen gehört hatte, verstärkte ihr Mißtrauen. Müde Reisende, die gegen Mitternacht anka m en, brachten selten ein derart ausgeprägtes Verständnis für ihre Mitbewohner auf.
Daher m ußte sie anneh m en, daß sich das FBI im Nebenzi mm er eingenistet hatte und wahrscheinlich die gesa m t e Gegend beobachtete. Trotz aller Vorsichts m aßnah m en hatte m an sie au f gespürt. Eigentlich dur f t e sie das nicht überraschen, dachte sie, während sie die nahezu m enschenleere Straße entlangschlenderte. Die Mitarbeiter des FBI verdienten sich da m it den Lebensunterhalt. Sie hingegen nicht.
Und wenn das FBI zuschlagen sollte? Auch gut. Seit dem Augenblick, als sie erfahren hatte, daß ihr Mann noch am Leben war, stand für sie fest, daß er die Chancen für den Erhalt dieses Lebens beträchtlich steigern konnte, indem er sich den Behörden stellte.
Die Hände in den Hosentaschen vergraben, lief Sawyer im Zi mm er auf und ab. Er hatte bereits so viel Kaffee getrunken, daß seine Blase m ittlerweile beunruhigende Signale aussandte. Das Telefon klingelte. Der junge Agent hob ab, gab den Anrufer als Ray Jackson bekannt und r e ichte den Apparat an Sawyer weiter, der die Kopfhörer abnah m .
»Ja ? « Sawyers Sti mm e zitterte vor Erwartung. Er rieb sich die rotgeränderten Augen. Nach einem Vierteljahrhundert Pflichterfüllung im Dienste des Ge m einwesens m achten sich langsam Verschleißerscheinungen be m erkbar.
»Na, wie ist es da unten am Mississippi ? « Ray Jackson hörte sich frisch und ausgeruht an.
Sawyer betrachtete das verwahrloste U m feld. »Tja, wo ich gerade bin, könnten ein Besen und ein wenig frische Farbe wahre W under wirken.«
Jackson kicherte. » W eißt du, wie du Sidney Archer am Flughafen aufgestöbert hast, gilt hier oben fast schon als legendär. Ich habe keinen blassen Schi mm er, wie du das geschafft hast.«
»Ich fürchte bloß, die W under m einer glückbringenden Hasenpfote sind da m it verbraucht, Ray. Sag schon, hast du was für m i ch ? « Sawyer wechselte den Hörer ans rechte Ohr und streckte den linken Ar m , bis ein plötzlich aufgetretener Kra m pf sich löste.
»Darauf kannst du wetten. W illst du raten?«
»Ray, du weißt, ich liebe dich. Aber m ein Bett heute nacht war ein Schlafsack auf ein e m kalten Fußboden, und ich spüre jeden Knochen im Leib. Außerdem habe ich keine saubere Unterwäsche dabei. W enn du also n i cht willst, daß ich dich f reiweg u m puste, wenn ich zurüccko mm e, dann rede endlich.«
»Nur die Ruhe, Großer. Also los. Du hattest völlig recht, Sidney Archer hat m itten in der Nacht die Absturzstelle besucht.«
»Bist du sicher ? « Sawyer war überzeugt davon gewesen, sich nicht getäuscht zu haben, doch im Lauf der Jahre hatte er sich angewöhnt, alles und jedes in Zweifel zu ziehen.
»Einer der örtlichen Polizisten …«, Sawyer hörte Papiergeraschel, »Deputy Eugene McKenna, hatte an dem Abend Dienst, als Sidney Archer auftauchte. McKenna hielt sie für eine weitere Schaulustige und forderte sie auf zu verschwinden, aber dann erzählte sie ih m , daß ihr Mann an Bord der Maschine gewesen sei und sie sich nur u m sehen wolle. Völlig aufgelöst wirkte sie dabei. McKenna hatte Mitleid m it ihr, du weißt schon, weil sie die ganze Nacht durchgefahren war und so. Er hat sie überprüft und nach Bestätigung ihrer Angaben in die Nähe der Absturzstelle gebracht, da m it sie zu m i ndest beobachten konnte, was dort vor sich ging.« Jackson setzte ab.
Sawyers Sti mm e klang gereizt. »Und? W i e, zum Geier, hilft uns das weiter ? «
»Mann, hast du eine Laune. Ich ko mm e ja gleich darauf. Unterwegs erkundigte Archer sich nach einer Segeltuchtasche m it den Initialen ihres Mannes. Sie hatte das Ding im Fernsehen gesehen. Ich ver m ute, die Tasche wurde beim Aufprall herausgeschleudert und, nachdem sie geborgen wurde, zu den übrigen Trü mm ern geworfen. Kurzu m : Sie wollte an die Tasche ran.«
Sawyer setzte sich hin und blickte aus dem Fenster, danach konzentrierte er sich wieder auf das Telefon. » W as hat McKenna zu ihr gesagt ? «
»Daß es sich um ein Beweisstück handle und daß sie die Tasche wohl nach Abschluß der Er m ittlungen zurückbeko mm en würde, was sich aber noch eine W eile hinziehen könnte, vielleicht sogar Jahre.«
Sawyer stand auf und goß sich aus der Kanne auf der Heizplatte eine weitere Tasse Ka ff ee ein, während er sich diese
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