Total Control (Das Labyrinth)
sie genug gelitten h a tte. Der unbändige Sch m erz, der sich ihm gerade offenbarte, konnte un m öglich gespielt sein. Allem Anschein zum Trotz erzählte Sidney Archer ihnen die W ahrheit, zu m i ndest zum überwiegenden Teil. Als hätte sie seine Gedanken gespürt, u m kla mm erte sie seine Hand fester.
Jackson reichte Sawyer ein f e uchtes Handtuch. Sawyer be m erkte nicht, daß Jackson m it sorgenvollem Blick beobachtete, wie er die Frau behandelte. Die Dinge, die er zu ihr sagte, die Art, wie er schützend den Arm um sie legte im Augenblick war Ray Jackson alles andere als glücklich über seinen Partner. Ein paar Minuten später saß Sidney vor einem knisternden Feuer, das Jackson im offenen Ka m i n im W ohnzi mm er ent f acht hatte. Die W är m e tat gut. Als Sawyer aus dem breiten Panora m afenster schaute, sah er, daß es wieder zu schneien begonnen hatte. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen und verharrte am Ka m i nsi m s, wo eine Reihe gerah m ter Fotos stand: Jason Archer, der nicht im ent f erntesten wie ein Mittäter an einem der schli mm sten je verübten Verbrechen wirkte. A m y Archer, eines der hübschesten k l einen Mädchen, die Sawyer je gesehen hatte. Sidney Archer, wunderschön und bezaubernd.
Eine Bilderbuch f a m ilie, zu m i ndest nach außen hin.
Agent Sawyer hatte die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens da m it verbracht, Dingen auf den Grund zu gehen. Er freute sich bereits auf die Zeit, wenn all das hinter ihm liegen und es die Aufgabe eines anderen sein würde, die Motive und U m stände zu erforschen, die m enschliche W esen in Ungeheuer verwandelten. Doch hier und jetzt stellte es seine Pflicht dar.
Er wandte sich vom Foto ab und m usterte die echte Sidney Archer.
»Tut m i r leid. Anscheinend breche ich jedes m al zusa mm en, wenn Sie auftauchen«, m einte Sidney leise, m it fest geschlossenen Augen. Sie wirkte kleiner, als Sawyer sie in Erinnerung hatte, als ließen die unaufhörlichen Schicksalsschläge sie schru m pfen.
» W o ist Ihre kleine Tochter ? « erkundigte er sich.
»Bei m einen Eltern«, antwortete Sidney rasch. Sawyer nickte verständnisvoll.
Kurz öffnete Sidney die Augen, schloß sie jedoch sogleich wieder. »Nur wenn sie schläft, fragt sie nicht nach Ihrem Vater«, fügte sie heiser hinzu.
Sawyer rieb sich die m üden Augen und trat näher ans Feuer.
»Sidney ? « Endlich schlug sie die Augen auf und sah ihn an. Sie zog sich die Decke, die sie aus der Polstertruhe geno mm en hatte, enger um die Schultern, hob die Knie an die Brust und lehnte sich zurück. »Sidney, Sie haben gesagt, Sie sind zur Absturzstelle ge f ahren. Zu f ällig weiß ich, daß das sti mm t . Erinnern Sie sich, daß Sie da draußen je m anden über den Haufen gerannt haben? Mein Knie tut m i r noch i mm er weh.«
Ein Ruck durchlief Sidney. Ihre Pupillen weiteten sich zu voller Größe, ehe sie langsam wieder in den Nor m alzustand zurücckehrten.
Sawyer m usterte sie unbeirrt. »Außerdem liegt uns ein Bericht des Polizisten vor, der in jener Nacht Dienst hatte. Deputy McKenna ? «
»Ja, er war sehr nett zu m i r.«
» W arum sind Sie dorthin gefahren, Sidney ? «
Sie antwortete nicht. Fest schlang sie die Ar m e um die Beine. Endlich blickte sie auf, doch die Augen waren auf die gegenüberliegende W and statt auf die b e iden Agenten gerichtet. Sie schien in weite Ferne zu starren, als erinnerte sie sich zurück an den schaurigen Anblick eines tiefen Erdlochs eine bösartige Höhle, die, wie sie da m als noch glaubte, ihren Mann verschlungen hatte.
»Ich m ußte einfach.« Jählings schloß sie den Mund.
Jackson wollte etwas entgegnen, doch Sawyer hielt ihn zurück.
»Ich m ußte einfach«, wiederh o lte Sidney. Aber m als begannen die Tränen hervorzuquellen, die Sti mm e aber blieb gefaßt.
»Ich habe es im Fernsehen gesehen.«
» W as ? « Angespannt beugte Sawyer sich vor. » W as haben Sie gesehen ? «
»Seine Tasche. Jasons Tasche.« Als sie den Na m en aussprach, bebten die Lippen. Mit zitternder Hand f uhr sie sich an den Mund, als wollte sie dem entsetzlichen Ku mm er Einhalt gebieten, der daran zu zerren schien. Sie ließ die Hand herabsinken. »Ich konnte seine Initialen auf der Seite erkennen.« W i ederum hielt sie inne und w i schte m it dem Handrücken eine herabtropfende Träne weg. »Plötzlich kam m i r der Gedanke, daß die Tasche m öglicherweise das einzige … das einzige sein könnte, was von ihm übrig war. A l so bin ich
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