Total Control (Das Labyrinth)
Raum. »Ray, das hier kam gerade per Fax aus New York herein.«
Jackson nahm die Akte entgegen. »Danke, Jennie.« Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, sah Jackson die Akte durch, während Sawyer ein paar Anrufe tätigte.
»Steven Page?« erkundigte Sawyer sich schließlich und deutete auf die Akte.
»Genau. Liest sich ausgesprochen interessant.«
Sawyer schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und setzte sich neben seinen Partner.
»Steven Page war bei Fidelity Mutual in Manhattan beschäftigt, einem der größten Investmenthäuser des Landes. Er lebte in einem hübschen Apartmenthaus. Die Wohnung war randvoll mit Antiquitäten, Gemälden und sauteuren Anzügen. In der Hausgarage hatte er einen Jaguar stehen. Zudem besaß er ein wertvolles Investmentportefeuille, Aktien, Anleihen, Pfandbriefe, Kassenobligationen. Insgesamt war er weit über eine Million Dollar schwer.«
»Nicht schlecht für einen Achtundzwanzigjährigen. Aber ich schätze, Investmentbänker verdienen ein mittleres Vermögen. Andauernd hört man, daß diese Gauner Unsummen einsacken, und keiner weiß genau wofür. Wahrscheinlich dafür, daß sie Unseresgleichen über den Tisch ziehen.«
»Schon richtig, aber Steven Page war kein Investmentbanker. Er war Finanzanalyst, also Marktbeobachter, und bezog ein fixes Gehalt. Laut diesem Bericht war damit nicht das große Geld zu machen.«
Sawyer runzelte die Stirn. »Woher hatte er dann den Grundstock für die Aktien? Bei Fidelity veruntreut?«
Jackson schüttelte den Kopf. »Das haben die Jungs vom NYPD überprüft. Bei Fidelity wurden keine Gelder vermißt.«
»Und zu welchem Schluß kam das NYPD?«
»Ich glaube nicht, daß die Burschen je zu irgendeinem Schluß gekommen sind. Page wurde allein in seiner Wohnung gefunden; Fenster und Tür waren von innen verriegelt, und nachdem der Bericht des Gerichtsmediziners eintrudelte, der die Sache als wahrscheinlichen Selbstmord durch eine Insulinüberdosis darstellte, verlor das NYPD rasch das Interesse an dem Fall. Falls du es nicht weißt, im Big Apple hat die Polizei einen ziemlichen Rückstand bei der Aufklärung von Mordfällen, Lee.«
»Wie nett von dir, daß du mich über das Leichenproblem in New York City aufklärst, Ray. Also, wer hat das Ganze geerbt?«
Jackson blätterte in dem Bericht. »Steven Page hat kein Testament hinterlassen. Seine Eltern waren tot. Kinder hatte er keine. Da er sonst auch keine Geschwister hatte, ging alles an seinen Bruder, Edward Page.«
Sawyer trank einen Schluck Kaffee. »Interessant.«
»Aber ich glaube kaum, daß Edward Page seinem jüngeren Bruder das Licht ausgeblasen hat, um seinen Kindern den Universitätsbesuch zu ermöglichen. Soweit ich es in Erfahrung bringen konnte, zeigte Page sich ebenso überrascht wie alle anderen, daß sein Bruder Millionär war.«
»Irgend etwas Auffälliges im Autopsiebericht?«
Jackson entnahm der Akte zwei Seiten, die er Sawyer reichte. »Wie gesagt, Steven Page starb an einer beträchtlichen Überdosis Insulin, die er sich in die Hüfte gespritzt hat. Andere hypodermische Einstichwunden ließen darauf schließen, daß er sich die Injektionen stets in dieser Region verabreichte. Auf der Spritze, die man neben der Leiche fand, waren ausschließlich seine Fingerabdrücke, sonst keine. Aus dem toxikologischen Befund geht hervor, daß sein Blutalkoholspiegel eins Komma acht Promille betrug. Was sich als nicht gerade hilfreich erwies, als er sich die Überdosis spritzte. Der Zustand der Leiche ließ darauf schließen, daß er zum Zeitpunkt, als man ihn fand, etwa zwölf Stunden tot war. Die Körpertemperatur betrug etwa siebenundzwanzig Grad Celsius. Außerdem hatte die Totenstarre bereits voll eingesetzt, was den aus der Körpertemperatur abgeleiteten Todeszeitpunkt untermauert. Somit muß er gegen drei oder vier Uhr morgens gestorben sein. Eine nachträgliche Verlagerung der Leiche kann ausgeschlossen werden. Der Bursche starb genau dort, wo man ihn gefunden hat.«
»Wer hat ihn denn gefunden?«
»Die Vermieterin«, antwortete Jackson. »War vermutlich kein hübscher Anblick für sie.«
»Das ist der Tod selten. Hat er einen Abschiedsbrief hinterlassen?«
Jackson schüttelte den Kopf.
»Hat Page noch telefoniert, bevor er den Löffel abgab?«
»Der letzte Anruf, den Steven Page von seiner Wohnung aus getätigt hat, erfolgte um sieben Uhr dreißig an diesem Abend.«
»Wen hat er angerufen?«
»Seinen Bruder.«
»Hat die Polizei mit Ed Page gesprochen?«
»Darauf
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