Total Control (Das Labyrinth)
er eine kleine Anhöhe hin a ufkletterte, blieb George Kaplan wie vom Donner gerührt stehen. Kaum zwei Meter vor sich erblickte er im rasch schwindenden Licht eine hochgewachsene Gestalt. Hinter einer Sonnenbrille verbarg sich ein Paar schiefergrauer Augen. Der eins neunzig große Mann wies angeborene breite Schultern auf, kräftige Ar m e und einen beginnenden Rettungsreifen um die Hüften, darunter lange Beine ein alternder Football-Verteid i ger drängte sich als Vergleich auf. Die Hände hatte der Mann in den Hosentaschen vergraben; das unverkennbare, silberne Abzeichen steckte am Gürtel.
Kaplan kniff in der zuneh m enden Finsternis die Augen zusa mm en. »Lee ? «
FBI-Spezialagent Lee Sawyer trat einen Schritt vor.
»Hallo, George.«
Die beiden Männer schüttelten sich die Hand.
» W as m achst du denn hier ? «
Sawyer betrachtete die Absturzstelle, dann schaute er zurück zu Kaplan. Sein kantiges Gesicht wies volle, ausdrucksstarke Lippen auf. Er hatte zurückweichendes, tiefschwarzes Haar, durch das sich zahlreiche silbergraue Strähnen zogen. Die hohe Stirn und die schlanke, leicht nach rechts geneigte Nase ein Andenken an einen Fall aus der Vergangenheit verliehen ihm in Ko m bination m it der beeindruckenden Größe ein überaus i m posantes Erscheinungsbild. » W enn ein a m erikanisches Flugzeug über a m erikanischem Territorium durch augenscheinliche Sabotage vom Hi mm el geholt wird, läßt so etwas das FBI nicht kalt, George.« Der FBI-Agent sah Kaplan offen ins Gesicht.
»Sabotage?« m einte Kaplan aufgeschreckt.
Aber m als ließ Sawyer den Blick über das Aus m aß des Desasters schweifen. »Ich habe den W etterbericht überprüft. Nichts, das so etwas verursacht haben könnte. Und es war ein fast brandneues Flugzeug.«
»Das m uß nicht heißen, daß es Sabotage war, Lee. Es ist noch zu früh, um darüber was zu sagen. Das weißt du genau. Zum Teu f el, obwohl die Chancen da f ür eins zu einer Milliarde stehen, könnten wir es hier ebensogut m it einer Schubu m kehr m itten im Flug zu tun haben, die den Vogel geradewegs aus dem Hi mm el holte.«
»An einem Teil des Flugzeugs bin ich besonders interessiert, George. Ich m öchte, daß du einen genauen Blick darauf wirfst.«
Kaplan grunzte. »Tja, wir werden wohl eine W eile brauchen, um diesen Krater auszuheben. Und selbst danach werden wir den Großteil der W rackteile in einer Hand halten können.«
Sawyers Antwort ließ Kaplans Knie um ein Haar einknicken.
»Besagter Teil befindet sich nic h t im Krater. Und er ist zie m lich groß: Es geht um die rechte Tragfläche sa m t Triebwerk. Beides wurde vor etwa dreißig Minuten gefunden.«
Eine ganze Minute lang stand Kap l an reglos da und glotzte in Sawyers ausdrucksloses Gesicht. Dann drängte ihn Sawyer zu seinem W agen.
Als Sawyers ge m i eteter Buick lospreschte, wurden gerade die letzten Fla mm en von Flug 3223 gelöscht. Bald würde die Dunkelheit ein etwa neun Meter tiefes Loch u m hüllen, das ein sch m uckloses Mahn m al für das abrupte Ende von 181 Menschenleben darstellte.
KAPITEL 10
Der Gulfstrea m -Jet düste durch die W olken. Die luxuriöse Kabine glich der Lounge eines Nobelhotels; sie war m it braunen Ledersesseln, einer gut bestückten Bar sa m t Barkeeper sowie einer Holzvertäfelung ausgestattet. Die Augen fest geschlossen, saß Sidney zusa mm engesunken in einem der übergroßen Sessel. Auf ihrer Stirn lag eine kalte Ko m presse. Als sie schließlich die Augen öffnete und die Ko m presse entfernte, hätte m an glauben können, sie stünde unter Medika m enteneinfluß, so schwer waren ihre Lider, so träge die Bewegungen. In W ahrheit hatte sie weder Beruhigungs m ittel noch etwas aus der Bar geno mm en. Ihr Verstand hatte schlicht und einfach abgeschaltet: Ihr Mann war heute bei einem Flugzeugabsturz u m s Leben geko mm en.
Sie sah sich in der Kabine u m . Der Vorschlag, sie in Tritons Fir m enjet m it nach Hause zu neh m en, war von Quentin Rowe geko mm en. In letzter Minute, sehr zu Sidneys Leidwesen, hatte Ga m ble sich ihnen angeschlossen. Im Augenblick befand er sich in seiner Privatkabine im hinteren Teil des Flugzeugs. Sidney betete, er m öge für die Dauer des Fluges dort bleiben. Als sie aufschaute, erblickte sie Richard Lucas, Tritons internen Sicherheitschef, der sie auf m erksam beobachtete.
»Entspann dich, Rich.« Quentin Rowe ging an dem Mann vorbei und steuerte auf Sidney zu. Er setzte sich neben sie.
»Und? W i e fühlst du dich ? «
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