Total Control (Das Labyrinth)
Schlucken trank er das Bier aus, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
Eine Stunde später riß ihn das Klingeln des Telefons aus dem Schlaf. Reflexartig griff die Hand zum Telefon auf dem Beistelltisch. Seine Lider waren bleischwer.
»Ja ? «
»Lee ? «
Kurz blinzelte Sawyer, dann schlug er die Augen auf.
»Frank ? « Sawyer blickte auf die Uhr. »Du bist doch nicht m ehr beim FBI, Frank. Ich dachte, in der Privatwirtschaft hättest du geregeltere Arbeitszeiten.«
Am anderen Ende der Leitung saß Frank Hardy vollständig angezogen in einem gesch m ackvoll eingerichteten Büro. An der W and hinter ihm hingen zahlreiche Andenken an eine herausragende Karriere beim FBI. Hardy lächelte. »Dafür gibt es hier draußen viel zuviel Konkurrenz, Lee. Manch m al sind vierundzwanzig Stunden einfach zu wenig.«
»Tja, ich schä m e m i ch keineswegs zuzugeben, daß m i r vierundzwanzig Stunden vollauf reichen. W as gibt’s ? «
»Dein Flugzeugattentat«, erwiderte Hardy schlicht.
Ruckartig setzt Sawyer sich auf; m it einem Schlag war er hellwach und starrte angespannt in die Dunkelheit. » W as ist da m it ? «
»Ich habe hier etwas, das du dir unbedingt ansehen solltest, Lee. W as genau es bedeutet, ist m i r noch schleierhaft. Ich bin gerade dabei, eine Kanne Kaffee aufzustellen. W i e lange brauchst du hierher ? «
»Gib m i r dreißig Minuten.«
» W ie in alten Zeiten.«
Fünf Minuten später war Sawyer fertig angezogen. Er steckte die 10 mm -Pistole in den Halfter und lief hinunter zur Straße, um seinen W agen zu starten. Unterwegs m eldete er sich im Hauptquartier, um diese jüngste Entwicklung bekanntzugeben.
Frank Hardy galt als einer der besten Agenten, die das FBI je hervorgebracht hatte. Nachdem er kündigte, um seine eigene Objektschutzfir m a zu gründen, spürte jeder den Verlust, nie m and jedoch m i ßgönnte ihm nach so vielen Dienstjahren diese Gelegenheit. Bevor Hardy seinen Abschied nah m , waren er und Sawyer zehn Jahre lang Partner gewesen. Die beiden hatten sich als erfolgreiches Team erwiesen, so m anch höchst verworrenen, scheinbar aussichtslosen Fall gelöst und Verbrecher vor Gericht gebracht, die sich todsicher gewähnt hatten. Überall im Land saßen zahlreiche von ihnen gefaßte Kri m inelle in verschiedenen Gefängnissen höchster Sicherheitsstufe lebenslange Haftstrafen ohne B e währung ab; m ehr als eine Handvoll waren hingerichtet worden, einige davon Serien m örder.
W enn Hardy glaubte, etwas über das Flugzeugattentat zu haben, dann hatte er auch was. Sawyer trat aufs Gas.
W eniger als zehn Minuten später lenkte er den W agen auf einen riesigen Parkplatz. Das Gebäude am Tysons Corner beherbergte eine Vielzahl von Fir m e n, doch keine betrieb auch nur annähernd so aufregende Geschäfte wie Hardy.
Nachdem Sawyer seinen FBI- A usweis vorzeigte, durfte er die Sicherheitskontrolle passieren. Mit dem Aufzug fuhr er in den dreizehnten Stock. Als er aus dem Fahrstuhl stieg, stand er in einem m odern ausgestatteten E m pfangsbereich. Sanfte Deckenbeleuchtung erhellte die ansonsten dunklen Räu m lichkeiten. Hinter dem Schreibtisch der E m pfangsda m e verkündeten achtzehn Zenti m eter hohe Lettern den Na m en des Unterneh m ens: »SECURTECH«.
KAPITEL 26
Sidney Archer beobachtete, wie sich die kleine Brust gleich m äßig hob und senkte. Ihre Eltern schliefen tief und fest unten im Gästerau m , während Sidney auf dem Schaukelstuhl in A m ys Zi mm er saß.
Nach einer W eile stand sie auf, trat ans Fenster und schaute hinaus. Nie war sie ein ausgeprägter Nacht m ensch gewesen. Hektische Tage hatten abends stets ihren Tribut gefordert. Nun wirkte die Dunkelheit unglaubli c h beruhigend auf sie, wie ein sanfter, war m er W asserfall. Die Dunkelheit ließ die jüngsten Ereignisse weniger wirklich, weniger schrecklich erscheinen, als sie tatsächlich waren. Bei Tagesanbruch jedoch würde die besän f tigende Stille der Nacht sie wieder verlassen. Zudem stand m orgen Jasons Begräbnis an die Trauerfeier, korrigierte sie sich; denn es würde ein Begräbnis ohne Leiche sein. Viele Leute würden in ihr Haus ko mm e n, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, um sich daran zu e r innern, was für ein anständiges Leben er geführt hatte. Sidney w a r nicht sicher, ob sie all dem gewachsen sein würde, doch diese Sorge wollte sie noch ein paar Stunden ruhen lassen.
Sie küßte A m y auf die W ange, verließ leise das Zi mm er und schlich den Gang hinunter zu Jasons kleinem
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