Total Control (Das Labyrinth)
Arbeitszi mm er. Sie faßte über den Türrah m en und förderte eine halbe Haarkla mm er zutage, die sie in den Knauf an der Tür einsteckte. Ihre zweijährige Tochter m achte sich derzeit über alles her: Sch m inkstifte, Unterwäsche, Sch m uck, Jasons Krawatten, Schuhe, Geldbörsen und Handtaschen. Ein m al fanden sie den Zulassungsschein für Jasons Cougar zusa mm en m it den Hausschlüsseln, die sie schon verzweifelt gesucht hatten, in der Back m i schung für Pfannkuchen. Ein anderes Mal wachten Jason und sie auf und stellten fes t , daß eine ganze Packung Zahnseide um das Doppelbettgestell gewickelt war. Türknäufe zu drehen stellte für das jüngste Mitglied der Fa m ilie Archer ein si m ples Unterfangen dar; daher lag über den m eisten Türen im Haus eine Haarnadel oder eine verbogene Bürokla mm er.
Sidney betrat das Zi mm er und setzte sich an den Schreibtisch. Dunkel und stu m m starrte der Co m puterbildschirm sie an. Ungeachtet aller Aussichtslosigkeit hoffte ein Teil ihrer selbst darauf, daß eine weitere E-Mail über den Bildschirm fli mm erte, doch das geschah nicht. Sie sah sich im Zi mm er u m . Da es ausschließlich Jason gehört hatte, übte es nun eine unüberwindbare Anziehungskraft auf sie aus. Sie berührte besti mm t e Lieblingsgegenstände von Jason, als könnten sie ihr durch körperlichen Kontakt die Gehei m nisse verraten, die ihr Mann m it in den Tod geno mm en hatte …
Das Läuten des Telefons riß sie aus ihren Gedanken. Sidney starrte den Apparat an. Aber m als klingelte es, und sie hob rasch ab, ahnungslos, was sie erw a rtete. Im ersten Augenblick erkannte Sidney die Sti mm e nicht. »Paul ? «
»Es tut m i r leid, daß ich so spät noch anrufe. Die letzten paar Tage habe ich ständig versucht, dich zu erreichen. Ich habe dir Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
Zögernd antwortete sie: »Ich w e iß, Paul. Es tut m i r leid, aber es gab so viel –«
»Um Hi mm els willen, Sid, ich habe das nicht gesagt, um dir ein schlechtes Gewissen zu m achen. Ich habe m i ch bloß um dich gesorgt. Die Sache m it Ja s on, so, wie das alles gelaufen ist ich wußte nicht, wie du es ver k raftest. Aber ich weiß, du bist stärker als ich.«
Sie lächelte m att. »Im Augenblick fühle ich m i ch nicht besonders stark.«
Paul Brophys Tonfall klang ernst. »Bei Tyler, Stone gibt es eine Menge Leute, die hinter dir stehen. Und dann ist da noch ein gewisser Partner aus New York, der vierundzwanzig Stunden am Tag bereit ist, dir zu helfen.«
»Deine Sorge ist rührend, ganz ehrlich.«
»Ich fliege m orgen zum Begräbnis runter.«
»Das brauchst du nicht, Paul, du m ußt doch för m lich m it Arbeit zugeschüttet sein.«
»Eigentlich nicht. Ich weiß nicht, ob du es schon erfahren hast, aber ich habe m i ch um die Federführung beim CyberCo m -Projekt beworben.«
» W irklich ? « Sidney be m ühte sich, ihrer Sti mm e einen festen Klang zu verleihen.
»Ja, nur leider ohne Erfolg. W harton hat sich recht unverblü m t gegen m eine No m i nierung ausgesprochen.«
»Das tut m i r leid, Paul.« Jetzt hatte Sidney doch irgendwie ein schlechtes Gewissen, aber nur kurz. »Es wird noch andere Fälle für dich geben.«
»Sicher. Trotzdem dachte ich, ich wäre der Sache gewachsen. Das dachte ich wirklich.« Er setzte ab. Sidney betete, er m öge sich nicht erkundigen, ob W harton sie in der Angelegenheit um Rat ge f ragt hatte. Als er endlich weitersprach, fühlte sie sich um so schuldiger. » I ch ko mm e m orgen, Sid. Im Augenblick wüßte ich keinen Ort, wo ich lieber sein m öchte.«
»Danke.« Sidney zog den Morgen m antel enger um sich.
»Ist es dir recht, wenn ich vom Flughafen aus direkt zu dir fahre ? «
»Sicher.«
»Versuch zu schlafen, Sid. W ir sehen uns gleich m orgen früh. W enn du irgendwas brauchst, dann ruf m i ch einfach an, ja? Ganz egal wann, ob Tag oder Nacht.«
»Danke, Paul. Gute Nacht.«
Sidney legte den Hörer auf. Zwar kam sie gut m it Brophy aus, doch sie wußte, daß sich unter dem aalglatten Äußeren ein Opportunist reinsten W assers verbarg. Sie hatte Henry W harton gesagt, daß Paul ungeeignet für den Fall CyberCom wäre, und nun kam er her, um ihr in d i eser Zeit der Trauer beizustehen. Sie m ochte wohl trauern, dennoch glaubte sie nicht an derartige Zu f älle. Sidney überlegte, was sein tatsächlicher Beweggrund sein m ochte.
Nachdem er den Hörer aufgele g t hatte, betrachtete Paul Brophy seine luxuriös eingerichtete, große W
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