Total Control (Das Labyrinth)
selbst daran gedacht habe. Aber in letzter Zeit lief unsere Beziehung besser denn je.«
»Also hat er dir gegenüber nie angedeutet, daß in seinem Leben irgend etwas vorging? Etw a s, das ihn veranlaßt haben könnte, nach … nach L. A. zu reisen und dir den wahren Grund zu verhei m lichen ? «
Mit einem Mal wurde Sidney hellhörig. Das Ganze artete langsam in eine Befragung aus. Hatte Ga m ble etwa seinen Stellvertreter geschickt, um sie auszuquetschen? Als sie jedoch Rowes bekü mm erte Miene betrachtete, gelangte sie zu der Überzeugung, daß er aus eigenem Antrieb geko mm en war, um herauszufinden, was m it seinem Angestellten und Freund geschehen war.
»Kein W ort. Jason hat m it m i r eigentlich nie über seine Arbeit gesprochen. Ich habe kei n e Ahnung, was er getan hat. Ich wünschte, bei Gott, ich wüßte es. Diese Ungewißheit, das ist das Allerschli mm ste.« Sie überlegte, ob sie Rowe auf die neuen Schlösser an Jasons Tür und Kays sonstige Bedenken ansprechen sollte, entschied sich aber dagegen.
Nach einer W eile betretenen Schweigens ergriff Rowe das W ort. »Im W agen habe ich d i e persönlichen Dinge von Jason, die du im Büro holen wolltest. Nachdem ich so grob zu dir war, hielt ich es für angebracht, sie selber vorbeizubringen.«
»Danke, Quentin. Du kannst m i r glauben, wenn ich sage, ich trage dir nichts nach. Es ist für uns alle eine schwere Zeit.«
Rowe bedankte sich m it einem Lächeln und erhob sich. »Ich m uß jetzt los. Ich hole den Karton. W enn du irgend etwas brauchst, ruf m i ch einfach an.«
Nachdem er die Sachen hereingebracht hatte, verabschiedete er sich und wandte sich zum Gehen. Sidney legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Nathan Ga m ble wird dir nicht ewig im Nacken sitzen. Jeder weiß, wer in W ahrheit hinter dem Erfolg von Triton Global steht.«
Er wirkte überrascht. »Meinst du wirklich ? «
»Genialität läßt sich schwer verbergen.«
Rowe holte tief Luft. »Ich weiß n i cht recht. In dieser Hinsicht überrascht m i ch Ga m ble i mm er wieder aufs neue.«
Da m it drehte er sich um und ging langsam zurück zu seinem W agen.
KAPITEL 25
Es war f ast Mitternacht, als sich Lee Sawyer nach einem hastigen Abendessen endlich schlafen legte. Die Augen jedoch wollten sich nicht schließen, ungeachtet der überwältigenden Müdigkeit, die ihm in den Knochen steckte. Er sah sich in der winzigen W ohnung u m ; dann beschloß er spontan, wieder aufzustehen. Barfuß, in Unterhose und T-Shirt, schlurfte er durch den Gang und ließ sich im W ohnzi mm er auf einen zerschlissenen Ruhesessel plu m psen.
Die Durchschnittskarriere eines FBI-Agenten vertrug sich auf lange Sicht nicht m it häuslichem Glück. Zu viele versäu m t e Jahrestage, Feiertage, Geburtstage. Manch m al m onatelang unterwegs, ohne Aussicht auf ein Ende. Zudem war er in Ausübung seiner Pflicht m ehr m als verwundet worden eine Belastung für jeden Ehepartner. Seine Fa m ilie hatte Drohungen von dem m enschlichen Abschaum erhalten, den auszurotten er sein Leben gewid m et hatte. Alles im Na m en der Gerechtigkeit, um die W elt, wenn schon nicht besser, so doch zu m i ndest vorübergehend sicherer zu gestalten. E i n edles Ziel, das weit weniger edel schien, wenn m an seinem achtjährigen Kind übers Telefon zu erklären versuchte, warum Papa schon wieder ein BaseballSpiel, ein Konzert oder eine Schulaufführung verpaßte. Aber er hatte gewußt, daß es so ko mm en würde; Peg ebenso. Durch ihre inbrünstige Liebe füreinander hatten sie aufrichtig geglaubt, dem Schicksal ein Schnippchen schlagen zu können, was ihnen lange Zeit auch gelang. Kurioserweise verstand er sich m it Peg derzeit besser als seit Jahren.
Mit den Kindern hingegen verhielt es sich anders. In ihren Augen trug er die alleinige Schuld an der Trennung. Erst jetzt ließen seine drei ältesten Kinder eine einiger m aßen nor m ale Beziehung zwischen sich und ihm entstehen. Meggie hingegen kapselte sich völlig von ihm ab. Er hatte keine Ahnung, was in ihrem Leben vor sich ging. Das sch m erzte am m eisten. Diese Ungewißheit.
Doch jeder m ußte eine W ahl treffen, und er hatte die seine getroffen. Er blickte auf eine überaus erfolgreiche Laufbahn beim FBI zurück, aber der Erfolg hatte seinen Preis.
Sawyer schlurfte in die Küche, holte sich ein kaltes Bier und ließ sich wieder auf den Ruhes e ssel sinken. Sein selbstgewählter Schlaftrunk. Zu m i ndest brauchte er keine härteren Sachen. Noch nicht. In wenigen, großen
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