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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Bug bis fast zum Heck reichte. Nach den Geräuschen zu urteilen, herrschte drinnen ziemlicher Trubel.
    Im Umkreis von vielen hundert Kilometern waren Schiffe dieser Art das bequemste Transportmittel, und deshalb begegnete man auf ihnen Leuten aller Art, wie sich Oma ausdrückte. Außerdem begann bald der Dicke Mittag, der opportunistisch eingestellte Personen anlockte.
    Oma betrat die Bar. Ein unwissender Beobachter hätte vielleicht geschlossen, die Eingangstür wäre magisch. Oma Wetterwachs näherte sich ihr mit ihren typisch energischen Schritten, doch auf der anderen Seite war sie plötzlich eine vornübergeneigt humpelnde Greisin, für die nur besonders abgehärtete Seelen kein Mitleid hatten.
    Sie hinkte zur Theke und verharrte dort. Hinter dem Tresen hing der größte Spiegel, den Oma je gesehen hatte. Sie betrachtete ihn möglichst unauffällig, doch es schien sich nichts Magisches darin zu regen. Es blieb ihr ohnehin keine andere Wahl, als ein Risiko einzugehen.
    Oma krümmte den Rücken ein wenig mehr und wandte sich an den Barkeeper.
    »Eksküseh moa, jung Homme«, begann sie. 14
    Der Barkeeper warf ihr einen desinteressierten Blick zu und fuhr fort, den Tresen abzuwischen.
    »Was willst du, alte Vettel?« fragte er.
    In Omas Augen blitzte es für einen Sekundenbruchteil, dann zeigte ihr Gesicht wieder nichts anderes als altersbedingten Schwachsinn.
    »Oh, du sprichst meine Sprache?« erwiderte sie.
    »Auf dem Fluß sind Leute aller Art unterwegs«, sagte der Barkeeper.
    »Bist du vielleicht so nett, mir ein Kartenspiel zu geben?« krächzte Oma Wetterwachs.
    »Hast du vor, Alte Jungfer zu spielen?« Der Barkeeper grinste.
    In Omas Augen blitzte es erneut unmerklich. »Nein. Nur Patience. Weißt du, ich möchte lernen, die einzelnen Karten besser voneinander zu unterscheiden.«
    Der Mann griff unter den Tresen und warf Oma ein schmieriges Päckchen zu.
    Sie bedankte sich überschwenglich und wankte zu einem kleinen Tisch in der Ecke. Dort verteilte sie einige Karten auf den Flecken und betrachtete sie.
    Einige Minuten später legte sich ihr sanft eine Hand auf die Schulter. Oma hob den Kopf und sah in das freundliche, offene Gesicht eines Mannes, dem man bedenkenlos Geld geliehen hätte. Ein Goldzahn glänzte, als der Unbekannte sprach.
    »Entschuldige bitte, Mütterchen«, sagte er. »Meinen Freunden und mir …« Er deutete zum Nebentisch, an dem noch mehr freundliche Gesichter saßen. »Meinen Freunden und mir wäre weitaus wohler zumute, wenn du dich zu uns setzen würdest. Eine Frau begibt sich in große Gefahr, wenn sie allein reist.«
    Oma Wetterwachs lächelte und deutete auf die Karten.
    »Ich kann mir nie merken, welche Zahlen mehr wert sind als die Bilder und umgekehrt«, sagte sie. »Tja, manchmal weiß ich überhaupt nicht, wo mir der Kopf steht.«
    Die Männer lachten, und Oma humpelte zu ihrem Tisch. Sie setzte sich auf den freien Stuhl und kehrte dem großen Spiegel den Rücken zu.
    Mit einem neuerlichen Lächeln beugte sie sich vor und tat plötzlich sehr interessiert.
    »Wie spielt ihr mit den Karten, hm?« fragte sie.
     
    Magrat und Nanny Ogg saßen noch immer Seite an Seite auf der schmalen Koje. Nanny streichelte geistesabwesend den schnurrenden Greebo.
    »Oma bringt sich in große Schwierigkeiten, wenn sie Magie benutzt, um zu gewinnen«, sagte Magrat. »Und du weißt ja, wie sehr sie es verabscheut zu verlieren.«
    Oma Wetterwachs war keine gute Verliererin. Ihrer Ansicht nach durfte so was nur anderen Leuten zustoßen.
    »Es liegt an ihrem Eggo«, erklärte Nanny Ogg. »Jeder hat eins. Ein Eggo. Und Oma hat ein besonders großes. Ist typisch für eine Hexe, ein großes Eggo.«
    »Bestimmt verwendet sie Magie«, betonte Magrat.
    »Wer Magie beim Glücksspiel einsetzt, fordert das Schicksal heraus«, proklamierte Nanny Ogg. »Am Mogeln gibt’s nichts auszusetzen. Es ist praktisch fair. Ich meine, jeder kann mogeln. Aber Magie … Dadurch wird das Schicksal herausgefordert.«
    »Nein, nicht das Schicksal«, sagte Magrat düster.
    Nanny Ogg schauderte.
    »Wir dürfen es nicht zulassen«, fügte die jüngere Hexe hinzu.
    »Es ist ihr Eggo«, ächzte Nanny. »Es gibt kaum etwas Schrecklicheres als ein zu großes Eggo.«
     
    »Ich habe hier drei kleine Bilder von Königen«, sagte Oma. »Und drei Karten mit Einsen drauf.«
    »So was nennt man Dreifache Zwiebel«, erwiderte der Mann, der Oma aufgefordert hatte, an ihrem Tisch Platz zu nehmen. Angeblich hieß er Herr Ehrlich.
    »Ist das

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