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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kabine. Der Raum war nicht besonders groß. Die grüne Medizin hatte Oma daran gehindert, ihren Einfluß für ein größeres Quartier geltend zu machen.
    Magrat und Nanny Ogg saßen auf der Koje und schwiegen bedrückt.
    »Ich könnte was zwischen die Zähne gebrauchen«, verkündete Oma Wetterwachs. »Beziehungsweise in den Mund. Auf dem Weg hierher habe ich etwas Leckeres gerochen. Ich schlage einen Abstecher zum Restorann vor. Nun?«
    Die beiden anderen Hexen starrten weiter auf den Boden.
    »Uns stehen Kürbisse zur Verfügung«, sagte Magrat. »Ja, wir können uns jederzeit Kürbisse besorgen. Und dann wäre da noch das Zwergenbrot.«
    »Zwergenbrot ist immer die Alternative«, erwiderte Nanny automatisch. Sie hob den Kopf. Nie zuvor hatte ihr Gesicht ein solches Maß an Verlegenheit ausgedrückt.
    »Äh, Esme … äh … das Geld …«
    »Meinst du das Geld, das du in deiner Hose aufbewahren solltest?«
    fragte Oma. Nannys Tonfall deutete darauf hin, daß sich jene kleinen Steine in Bewegung setzten, die einem großen Erdrutsch vorausgingen.
    »Ja, genau das Geld meine ich, äh …«
    »Das Geld in dem großen Lederbeutel?« vergewisserte sich Oma. »Die Münzen, die wir nicht für irgendeinen Unsinn ausgeben wollten?«
    »Weißt du, das Geld …«
    »Oh, das Geld«, sagte Oma Wetterwachs.
    »… ist verschwunden …«
    »Gestohlen?«
    »Sie hat gespielt«, brachte Magrat hervor. Es klang nach einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und Entsetzen. »Mit Männern!«
    »Ich habe nicht mit Männern gespielt, sondern mit Karten!« verteidigte sich Nanny Ogg. »Und die Männer waren nicht besonders gut darin. Ich habe fast immer gewonnen.«
    »Trotzdem ist das Geld weg«, stellte Oma fest.
    Nanny senkte den Blick und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Was?« fragte Oma.
    »Ich habe fast immer gewonnen«, wiederholte Nanny. »Und dann dachte ich: He, das ist eine günstige Gelegenheit, etwas dazuzuverdienen, für die Einkäufe in der Stadt und so. Außerdem bin ich in Leg-Herrn-Zwiebel-rein immer gut gewesen …«
    »Und deshalb hast du beschlossen, viel Geld zu setzen«, vermutete Oma.
    »Woher weißt du das?«
    »Hab’s mir gedacht«, entgegnete Oma Wetterwachs scharf. »Und noch was denke ich mir: Plötzlich hatten die Männer am Tisch viel Glück, stimmt’s?«
    »Geradezu unheimlich viel.«
    »Hmm.«
    »Nun, ich habe mich nicht auf ein Glücksspiel eingelassen«, verteidigte sich Nanny. »Von Glücksspiel kann keine Rede sein. Die Männer hatten keine Ahnung von den Karten, als ich mich zu ihnen an den Tisch setzte. Ist es vielleicht Glücksspiel, mit jemandem zu spielen, der praktisch nur verliert? Nein, es ist vernünftig.«
    »Der Beutel enthielt fast vierzehn Ankh-Morpork-Dollar«, sagte Magrat. »Die fremdländische Währung nicht mitgezählt.«
    »Hmm.«
    Oma Wetterwachs nahm ebenfalls Platz, und ihre Finger trommelten auf den hölzernen Rand der Koje. Sie blickte in die Ferne. Der Begriff »Falschspieler« hatte nie ihre Seite der Spitzhornberge erreicht, wo die Leute freundlich und direkt waren. Wenn sie einen professionellen Mogler erwischten, so nagelten sie ihm lässig und leger die Hand an den Tisch, ohne ihn nach seinem Namen zu fragen. Nun, andere Länder, andere Sitten …
    »Bist du jetzt böse, Esme?« fragte Nanny besorgt.
    »Hmm.«
    »Du kannst dir sicher einen neuen Besen besorgen, sobald wir wieder zu Hause sind.«
    »Hm … Was?«
    »Nachdem Nanny alles Geld verloren hatte, hat sie deinen Besen gesetzt«, erklärte Magrat bereitwillig.
    »Sind noch ein paar Münzen übriggeblieben?« erkundigte sich Oma.
    Eine gründliche Suche in diversen Hosentaschen förderte insgesamt siebenundvierzig Cent zutage. »Na schön.« Oma griff danach. »Das sollte genügen. Für den Anfang.
    Wo befinden sich jene Männer?«
    »Was hast du vor?« fragte Magrat.
    »Mir steht der Sinn nach dem einen oder anderen Kartenspiel.«
    »Nein!« entfuhr es Magrat, die das verräterische Funkeln in Omas Augen gesehen hatte. »Du willst mit Magie gewinnen! Aber das gehört sich nicht! Niemand darf den Zufall manipulieren! Das ist Sünde!«
     
    Das Boot war eher eine schwimmende Stadt als eine schwimmende Taverne, und die recht warme Nacht hielt die Passagiere davon ab, ihre Kabinen aufzusuchen. Das lange Deck war Aufenthaltsort für viele Zwerge, Trolle und Menschen, die zwischen der Fracht umherschlenderten. Oma Wetterwachs bahnte sich einen Weg durch die Menge und näherte sich der großen Bar, die vom

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