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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verdientes Geld. Doch die entsetzliche Vettel war so leicht zu durchschauen wie ein Stück Kohle. Und das Summen … Es war erstaunlich beharrlich. Die Melodie ging einem nicht mehr aus dem Sinn, sie ließ die Zähne vibrieren. Und dann legte sie eine armselige Unvollständige Zwiebel vor den eigenen, noch armseligeren Zweier und fragte: »Was? Ich habe schon wieder gewonnen?«
    Herr Ehrlich versuchte, sich daran zu erinnern, wie man Leg-Herrn-Zwiebel-rein ohne Ärmel-Apparat, Spiegel und gezinkte Karten spielte. Und die ganze Zeit über summte die Alte – es hörte sich an wie ein Fingernagel, der ganz langsam über eine Schiefertafel kratzt.
    Die schreckliche Frau gewann, obwohl sie eigentlich gar keine Ahnung vom richtigen Spielen hatte.
    In der nächsten Stunde strich sie vier Dollar ein. »Donnerwetter!« sagte sie. »Hat ein Mädchen jemals mehr Glück gehabt als ich?«
    Bei diesem Kommentar biß sich Herr Ehrlich ein Stück von der Zunge ab.
    Und dann bekam er eine Große Zwiebel. Eine Große Zwiebel war kaum zu schlagen. Man bekam sie höchstens ein- oder zweimal im Leben.
    Doch die Alte paßte! Sie paßte! Sie opferte einen Dollar und stieg aus!
     
    Magrat sah erneut durchs Fenster.
    »Was passiert jetzt?« fragte Nanny.
    »Die Männer scheinen sich zu ärgern.«
    Nanny nahm den Hut ab, holte die Pfeife daraus hervor, zündete sie an und warf das Streichholz über Bord. »Ah. Bestimmt summt sie. Esmes Summen kann einem ziemlich auf die Nerven gehen.« Sie nickte zufrieden. »Hat sie schon damit begonnen, ihr Ohr zu säubern?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Niemand säubert das Ohr so wie Esme.«
     
    Und jetzt säuberte sie ihr Ohr!
    Es geschah auf eine recht damenhafte Weise, und wahrscheinlich merkte die blöde Alte überhaupt nicht, was sie tat. Immer wieder bohrte sie den kleinen Finger ins Ohr und drehte ihn. Es hörte sich an, als würde die Spitze eines Billardstocks mit Kreide eingerieben.
    Zweifellos war es eine Art Ersatzbefriedigung. Niemand hielt das auf Dauer durch …
    Sie paßte erneut! Und Herr Ehrlich hatte fünf Minuten benötigt, um sich eine lächerliche Doppelzwiebel zuzulegen!
     
    »Als König Verence seine Krone bekam, veranstalteten wir daheim ein Fest, und Esme besuchte uns«, erzählte Nanny. »Wir spielten Jag-den-Nachbarn-durch-die-Gasse mit den Kindern, und der Einsatz betrug jeweils einen halben Cent. Nun, sie warf Jasons jüngstem Sohn schamloses Mogeln vor und schmollte eine ganze Woche lang.«
    »Hat er gemogelt?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte Nanny stolz. »Esmes Problem ist, daß sie nicht verlieren kann. Sie hat keine Erfahrung darin.«
    »Manchmal muß man verlieren, um zu gewinnen«, sagte Magrat. »Das meint jedenfalls Lobsang Schnapper.«
    »Hört sich dumm an«, erwiderte Nanny. »Ist das Yen-Buddhismus?«
    »Nein«, antwortete Magrat. »Die Yen-Buddhisten lehren, daß man viel Geld verdienen muß. 15 Beim Pfad des Skorpions kommt es darauf an, jeden Kampf zu verlieren – bis auf den letzten. Man richtet die Kraft des Feindes gegen ihn selbst.«
    »Wie denn?« erkundigte sich Nanny verblüfft. »Bringt man ihn dazu, sich selbst zu schlagen? So ein Blödsinn!«
    Ein Schatten fiel auf Magrats Miene.
    »Was weißt du denn davon?« entgegnete sie schärfer als beabsichtigt.
    »Wie bitte?«
    »Mir reicht’s«, fuhr die junge Hexe fort. »Ich gebe mir wenigstens Mühe, etwas zu lernen! Ich verbringe meine Zeit nicht damit, Leute zu schikanieren und dauernd schlecht gelaunt zu sein!«
    Nanny nahm die Pfeife aus dem Mund.
    »Ich bin nicht schlecht gelaunt«, sagte sie ruhig.
    »Dich meine ich überhaupt nicht!«
    »Nun, bei Esme gehört die schlechte Laune gewissermaßen zum Charakter«, erklärte Nanny.
    »Außerdem setzt sie fast nie Magie ein. Welchen Sinn hat es, eine Hexe zu sein, wenn man praktisch immer auf Magie verzichtet? Man könnte den Leuten damit helfen …«
    Nanny paffte und musterte Magrat.
    »Esme setzt keine Magie ein, weil sie sich ihrer Sache immer sehr sicher ist«, sagte sie. »Ich kenne sie seit langer Zeit. Ich kenne ihre ganze Familie, und daher weiß ich, daß alle Wetterwachse gut mit Magie umgehen können, selbst die Männer. Tja, sie werden mit dem Magischen geboren. Ist eine Art Fluch. Nun … Esme vertritt den Standpunkt, daß sich Magie kaum eignet, den Leuten zu helfen. Und in gewisser Weise hat sie recht.«
    »Wozu nützt sie dann?«
    Nanny stocherte mit einem Streichholz im Pfeifenkopf.
    »Wenn ich mich recht entsinne, kam Esme und

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