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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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half, als es bei dir im Dorf zu einer Epi … Epimieh oder so kam. Ich meine, viele wurden krank. Ja, Oma arbeitete rund um die Uhr, wenn ich mich recht entsinne. Zögerte nie, Kranke zu behandeln. Schreckte in keinem einzigen Fall vor Eiter und dergleichen zurück. Und als der große alte Troll vom Gebrochenen Berg um Hilfe für seine Frau bat, der es schlecht ging … Alle bewarfen ihn mit Steinen, aber Esme begleitete ihn und schlüpfte in die Rolle der Hebamme. Und als Heini Hühnerdraht einen Stein nach Esme warf, mußte er am nächsten Morgen feststellen, daß jemand des Nachts seine Scheunen und Ställe niedergetrampelt hatte. Oma ist immer der Meinung gewesen, daß man den Leuten nicht mit Magie helfen kann, nur mit Taten. Ärmel hochrollen und anpacken – so lautet ihr Motto.«
    »Nun, ich bin sicher, im Grunde ihres Wesens ist sie sympathisch und nett …«, begann Magrat.
    »Da irrst du dich«, unterbrach Nanny die junge Hexe. »Du müßtest lange nach einer Person suchen, die garstiger ist als Esme. Und das sage ich, ihre beste Freundin. Sie kennt sich genau. Sie wurde geboren, um Gutes zu tun, und das gefällt ihr nicht.«
    Nanny klopfte ihre Pfeife an der Reling aus und wandte sich wieder der Bar zu.
    »Weißt du, Esme hat nicht nur ein enorm großes Eggo«, sagte sie. »Sie hat eine mindestens ebenso ausgeprägte Psychologie.« Sie seufzte. »Zum Glück trage ich keine solche Bürde.«
     
    Oma Wetterwachs hatte zwölf Dollar gewonnen. In der Bar passierte sonst nichts mehr – ein ganz bestimmter Tisch, an dem drei Männer und eine alte Frau saßen, stand im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit.
    Mit einer Dreier-Zwiebel erhöhte Oma ihren Gewinn um weitere fünf Dollar.
     
    »Psychologie?« wiederholte Magrat. »Was soll das heißen? Hast du Bücher gelesen?«
    Nanny ging nicht darauf ein.
    »Noch interessanter wird’s, wenn Esme ›Ts, ts, ts‹ murmelt«, sagte sie. »Das kommt direkt nach dem Ohrsäubern. Es bedeutet meistens, daß sie etwas plant.«
     
    Herr Ehrlich trommelte mit den Fingern auf den Tisch und erschrak, als er sich dessen bewußt wurde. Rasch kaufte er drei weitere Karten, um über seine Verlegenheit hinwegzutäuschen. Die Vettel schien überhaupt nichts zu bemerken.
    Er starrte auf sein neues Blatt.
    Er setzte zwei Dollar und kaufte eine weitere Karte.
    Er starrte erneut.
    Er überlegte, wie groß die Wahrscheinlichkeit sein mochte, zweimal am gleichen Tag eine Große Zwiebel zu bekommen.
    Jetzt kam’s darauf an, nicht in Panik zu geraten.
    »Ich riskiere noch einmal zwei Dollar«, hörte er sich sagen.
    Er sah zu seinen Freunden. Sie paßten gehorsam.
    »Tja, ich weiß nicht …« Oma schien mit ihren Karten zu sprechen. Erneut säuberte sie ihr Ohr. »Ts, ts, ts. Äh, wie sagt man, wenn man, äh, noch etwas mehr Geld setzen möchte?«
    »In dem Fall ›erhöht‹ man«, erwiderte Herr Ehrlich. Seine Fingerknöchel traten weiß hervor.
    »Dann erhöhe ich jetzt. Und zwar um fünf Dollar, glaube ich.«
    Herr Ehrlich preßte die Knie aneinander.
    »Deine fünf Dollar und noch einmal zehn«, sagte er.
    »In Ordnung«, brummte Oma.
    »Und noch einmal zwanzig Dollar.«
    »Ich …« Oma wirkte plötzlich bestürzt. »Ich … habe einen Besen.«
    Eine Alarmglocke läutete in der Tiefe von Herrn Ehrlichs Bewußtsein. Er achtete nicht darauf, stürmte Sieg und Triumph entgegen.
    »Einverstanden!«
    Er legte seine Karten auf den Tisch.
    Die Zuschauer seufzten.
    Er streckte die Hände nach dem Geld in der Tischmitte aus.
    Omas Finger berührten ihn am Unterarm.
    »Ich habe meine Karten noch nicht gezeigt«, betonte sie.
    »Das ist auch gar nicht nötig«, entgegnete Herr Ehrlich. »Du hast keine Möglichkeit, mein Blatt zu schlagen.«
    »Vielleicht doch«, widersprach Oma. »Wie heißt dieses Spiel so schön? Leg-Herrn-Zwiebel-rein, nicht wahr? Ich glaube, genau das habe ich. Einen Hereinleger.«
    Herr Ehrlich zögerte.
    »Einen Hereinleger?« ächzte er. »Meinst du etwa … neun Karten, die aufeinander folgen? Und alle in der gleichen Farbe?« Er sah der Alten tief und fassungslos in die Augen.
    Oma lehnte sich zurück. »Ich habe mich schon darüber gewundert, daß sich meine Karten so sehr ähneln.«
    Sie legte ihr Blatt auf den Tisch. Das Publikum schnappte kollektiv nach Luft.
    Herr Ehrlich sah sich verzweifelt um.
    »Ausgezeichnet, Verehrteste«, ließ sich ein älterer Mann vernehmen, und die Zuschauer applaudierten höflich. Die Zuschauer … Ihre Präsenz erwies sich jetzt

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