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Total verhext

Total verhext

Titel: Total verhext Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bestimmt wohl«, meinte Nanny.
    »Außerdem ist Gennua für die Schönheit berühmt.«
    »Dann wird man uns zweifellos für Einheimische halten.«
    Oma blätterte behutsam. Desiderata hatte den Begebenheiten der Scheibenwelt große Aufmerksamkeit geschenkt, aber trotzdem ließen ihre Erlebnisberichte manches offen. Als sie damals die vielen Notizbücher mit Worten füllte, schrieb sie nicht für ein größeres Publikum, sondern in erster Linie für sich selbst. Deshalb waren ihre Schilderungen manchmal recht rätselhaft. Es handelte sich in erster Linie um Erinnerungshilfen, nicht um Beschreibungen für Unbeteiligte.
    Oma Wetterwachs las: »Jetzt herrscht L. über die Stadt als Macht hinterm Throne, und es hieß Baron S. sei um seiniges Leben gekommen und im Fluß ertrunken. Böse und durchtrieben soll er gewesen sein aber nicht so böse und durchtrieben wie L glaube ich, denn sie willet den Ort in ein magisches Königreich verwandeln von Frieden und Glück regieret, und wenn fon solchen Sachen die Rede isset dauerts nich lange bis Spione an jeder Straßenecke stehen und dann wagt es niemand seine Meinung zu sagen, weil niemand den Mut hat zu protestieren wenn mit Bösem Frieden und Glück angeschtrebt werden. Alle Straßen sind sauberund die Äxte sind scharf. Aber noch drohet E. keine Gefahr. L. hat Pläne für sie. Und Frau G. des Barons Amour, verstecket sich im Sumpf und kämpft mit Sumpf-Magie aber gegen Spiegel-Magie kannet man damit nichts ausrichten denn dabei gehts nur um Reflexionen.«
    Oma wußte, daß es immer zwei Feen gab. Desiderata und L. ja … Und die Person im Sumpf?
    »Gytha?« fragte sie.
    »Wasnlos?« Nanny war halb eingedöst.
    »Desiderata schreibt hier, eine Frau sei des Barons Amour gewesen. Sollte es vielleicht Amme heißen?«
    »Vielleicht«, räumte Nanny ein. »Oder es ist eine Metapher.«
    »Oh.« Oma Wetterwachs schnitt ein finsteres Gesicht und nickte. »So etwas.«
    »Aber die Fastnacht kann niemand verhindern«, las sie weiter. »Wenne sich etwas ausrichten läßt so kommet dafür nur Samedi Nuit Morte in Frage die letzte Nacht des Karnevals, die Nacht zwischen Leben und Tod, die Nacht der Magie in den Straßen. Nur danne mag L. verwundbar sein denn sie hasset den Karneval …«
    Oma Wetterwachs zog sich den Hut tiefer in die Stirn, um die Augen vor der Sonne abzuschirmen.
    »Hier heißt es, in jedem Jahr wird ein großer Karneval gefeiert«, sagte sie. »Man nennt ihn ›Mardi Gras‹, wenn ich richtig verstanden habe.«
    »Das bedeutet ›Dicker Mittag‹«, erklärte die internationale Linguistin Nanny Ogg. »Garkon! Ettzehtra großen Julep awek petieh Schüssel mit Erdnüssen, pur fawor.«
    Oma Wetterwachs schloß das Buch.
    Sie hätte es nie zugegeben – erst recht keiner anderen Hexe gegenüber –, daß sie Unbehagen empfand. Und ihre innere Unruhe wuchs, je mehr sie sich Gennua näherten.
    Sie wartete dort. Nach so langer Zeit! Starrte aus Spiegeln! Und lächelte!
    Die Sonne brannte vom Himmel. Oma versuchte, sie einfach zu ignorieren, aber allmählich wurde ihr klar, daß sie nachgeben mußte. Ja, bald ließ es sich nicht mehr vermeiden, ein weiteres Unterhemd abzustreifen.
    Nanny Ogg beschäftigte sich eine Zeitlang damit, Bilder für ihre Verwandten zu malen, und schließlich gähnte sie herzhaft. Sie war daran gewöhnt, von Leuten und Lärm umgeben zu sein, und jetzt langweilte sie sich. Nun, diese Etappe der Reise legten sie auf einem großen Boot zurück, das eine Art schwimmende Taverne war, und bestimmt gab es hier irgend etwas Aufregendes.
    Nanny legte ihre Tasche beiseite, stand auf und begann mit einem Erkundungsstreifzug.
    Die Trolle marschierten weiter auf dem breiten Band.
     
    Die große rote Scheibe der Sonne hing dicht überm Horizont, als Oma Wetterwachs erwachte. Im gnädigen Schatten der breiten Hutkrempe sah sie sich schuldbewußt nach anderen Passagieren um, die vielleicht gesehen hatten, daß sie eingeschlafen war. Nur alte Frauen schliefen tagsüber ein, und Oma Wetterwachs schlüpfte höchstens dann in die Rolle einer alten Frau, wenn sie sich Vorteile davon versprach.
    Der einzige Zuschauer, Greebo, lag zusammengerollt in Nannys Liegestuhl. Er sah die Hexe an, das eine Auge gelb, das andere blind und milchig weiß. Dem Blick in dieser exotischen Kombination konnte nicht einmal Oma auf Dauer standhalten.
    »Habe über unsere Strategie nachgedacht«, sagte sie nur für den Fall.
    Sie klappte das Buch geräuschvoll zu, erhob sich und ging zu ihrer

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