Total verschossen
dieser Gorilla, der auf den Laden aufpasst, hat mich glatt rausgeschmissen. Hat mir angedroht, mich verhaften zu lassen, wenn ich nicht sofort verschwinde. Ich kann‘s mir nicht leisten, ausgerechnet jetzt im Knast zu landen. Ich muss morgen für Agnes Aimsley Sonntagsunterricht geben. Sie steht immer noch unter Schock, wegen der Reizwäsche im ›Süße Sünde‹.« Vera musste kurz eine Pause einlegen und tief Luft holen.
»Myrna Hobbs wird es sich künftig zweimal überlegen, bevor sie mich noch mal in der Frischwarenabteilung überfällt und dich schlecht macht. Ich habe ihr gesagt, es ist in Ordnung, wenn ich dich als Schlampe bezeichne, aber aus ihrem Schandmaul will ich so was nicht hören.«
»Danke, dass du mich verteidigt hast«, sagte Jamie.
Vera zuckte die Achseln, als wäre das nicht der Rede wert. »Pass auf, ich weiß, du bist erwachsen, aber wenn du weiterhin so durch die Betten hüpfst, musst du schon ein bisschen diskreter vorgehen. Ich hoffe sehr, du nimmst die Pille und praktizierst Safer Sex. Ich weiß, dass dieses Gespräch reichlich spät kommt, aber besser spät als nie. Hätte ich dir doch bloß nicht all diese Brownies gegeben.«
Max schaute Jamie an. »Du hast nie erwähnt, dass du promiskuitiv bist.«
Jamie presste die Handballen gegen die Stirn. »Vera, könnten wir vielleicht ein andermal darüber reden? Ich habe Kopfschmerzen.«
»Sie hat einen Brummschädel«, bemerkte Max ungnädig. »Hat Wein und Kahlua durcheinander getrunken.«
»Ja, Myrna hat erwähnt, dass du ein Alkoholproblem hättest«, meinte Vera. »Ich hoffe, du lässt das behandeln.«
In diesem Moment tauchte Flohsack auf und rieb seine Schnauze an Jamies Bein, als würde er instinktiv verstehen, dass sie Unterstützung brauchte. Jamie seufzte. »Würdet ihr bitte mal ´ne Pause machen? Ich habe weniger Sex als dieser Hund, und der ist gerade kastriert worden. Und nein, ich bin
keine
Alkoholikerin.«
»Sie will es nicht wahrhaben«, sagte Max, der sich offenbar prächtig amüsierte.
Vera schaute nun ihn an. »Jetzt, wo wir das geklärt haben, wollte ich Sie fragen, ob Sie vielleicht auf einen Sprung mit rauskommen könnten. Ich habe da einen Ferrari stehen, mit dem ich gerade auf Probefahrt bin. Ich dachte, Sie könnten mal einen Blick drauf werfen und mir Ihre Meinung dazu sagen.«
Max zuckte die Achseln. »Sicher, gern.«
»Du machst eine Probefahrt mit einem
Ferrari!«,
fragte Jamie fassungslos. »Wieso?«
»Weil ich überlege, mir einen zu kaufen. Ich kann mir einen Ferrari leisten, wenn ich will.«
Jamie merkte jetzt erst, dass Vera eine Caprihose trug. Ausgerechnet Vera, die immer nur in Kleidern rumlief. »Hast du eine Ahnung, wie viel die kosten?«
»Ja, aber der hier ist zehn Jahre alt, und der Händler meinte, er würde mir einen guten Preis machen. Ich finde, ich brauche was Sportliches. Ich finde, ich brauche einen Imagewechsel. Hab mich schon zu einem Tanzkurs angemeldet. Vielleicht lerne ich ja jemanden kennen. Die Männer in der Kirche pfeifen ja alle schon auf dem letzten Loch.« Vera wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch einmal zu Jamie um. »Du solltest vielleicht besser was anderes anziehen. Dieses Unding, das du da anhast, ist nicht gerade kleidsam.
Als Max wieder auftauchte, hatte Jamie geduscht und Shorts und T-Shirt angezogen. Sie hatte sich nur ein ganz klein wenig geschminkt und ihre nassen Haare zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Ihre Kopfschmerzen waren mittlerweile zum Glück vergangen.
Max hielt inne, als er sie sah. »Verdammt, Zuckerlippe, wenn du nicht die schönsten Beine hast, die ich je gesehen habe. Kein Wunder, dass du einen solchen Ruf in der Männerwelt hast.«
Jamie bedachte ihn mit einem ihrer Spezialblicke. »Sag bloß nicht, Vera will sich wirklich einen Ferrari zulegen.«
»Ich glaube, es ist mir gelungen, sie davon abzuhalten. Der hatte viel zu viele Kilometer drauf und war auch sonst ganz schön runtergekommen. Ich habe ihr gesagt, ich könnte sicher was Günstiges für sie auftreiben, wenn sie mir ein bisschen Zeit lässt, aber ich glaube, sie hat viel zu viel Spaß am Aussuchen. Also, machen wir uns an die Arbeit?«
»Okay. Ich rufe Destiny an und frage sie, ob sie uns helfen kann«, meinte Jamie, obwohl sie alles andere als angetan war von dieser Idee.
Eine Stunde später war Destiny zur Stelle. »Also, das sind die Grundregeln«, meinte Max zu den beiden Frauen. »Ihr trefft euch nur in der Öffentlichkeit mit den Männern, und ihr habt
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