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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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Bild des Mörders zu machen? Was sollen diese Offenbarungen?«
    » Och, das ist so ein Trick von Hercule Poirot, bei Agatha Christie. Er sagt das, um den Mörder unter Druck zu setzen und ihn dazu zu bewegen, Fehler zu machen. Aber sagen Sie nichts, Commissaire, ich ahne, was Sie denken.«
    Trotzdem war die Kommissarin drauf und dran zur Sprache zu bringen, was sie von Hercule Poirot, von Kriminalliteratur und ihren Lesern hielt, als Monots Telefon klingelte.
    Er hörte mit einem breiten Lächeln zu und legte wieder auf. » Das war Lieutenant Juarez, wegen X.B. Der Vorname X, Rue du Bois, ist Xavier.«
    » Xavier wie? Xavier wer?«, brummte Viviane.
    » Sie werden lachen: Baudelaire, Xavier Baudelaire.«
    Sie lachte aus vollem Halse. Sie lachte und öffnete das Fenster, lachte auch noch, als sie ihr Blaulicht aufs Dach setzte und die Sirene einschaltete.
    Kaum waren sie im Kommissariat angekommen, stürzten sie sich auf den PC von Juarez. Die Gelben Seiten zeigten an: Xavier Baudelaire, Salzlecksteine. Mineralfuttermittel für Rinder. Dort war auch ein Link, den Monot anklickte. Er kam auf eine Seite mit der riesigen Überschrift: Baudelaire, der Salzleckstein für gute Milchkühe. Sie prangte über dem zarten Porträt einer dicken normannischen Kuh im Stil des humoristischen Zeichners Albert Dubout, die am Fuße eines Apfelbaums wollüstig an einem grauen Block leckte. Darunter zwei Adressen: Rue du Bois in Pantin und eine andere in Beuzeville, in der Region Calvados.
    » Haben Sie da angerufen?«, fragte Viviane Juarez.
    » Ich habe in Pantin angerufen, da war ein Anrufbeantworter: Morgen ab acht Uhr dreißig ist Betrieb. In Beuzeville habe ich niemanden erreicht, was angesichts der Uhrzeit auch nicht verwunderlich ist.«
    Wenn man daraufklickte, zeigte der Bildschirm eine Seite mit dem Sortiment der Lecksteine von Baudelaire an, vor allem den berühmten Kill Mouch’: » Kill Mouch’ is magic! Lassen Sie Ihre Kühe am Algen-Leckstein lecken, und sagen Sie Adieu zu den Fliegen und Zecken!«
    » Diese Dinger stehen in keinem Zusammenhang mit unserem Sonett«, seufzte Viviane.
    » Das mit dem Lecken«, meinte Monot, » erinnern Sie sich? Unter ihrem Korallenmund … Vielleicht gibt es einen Zusammenhang.«
    Machte er sich gerade über sie lustig? Mit ihm konnte man nie wissen. » Wir sehen uns morgen um acht Uhr fünfundzwanzig in der Rue du Bois. Kein Wort zu niemandem. Treffen Sie sich noch mit Ihrer Freundinvon 20 minutes?«
    » Ja, Commissaire, aber wir sprechen von anderen Dingen.«
    Sie ging, mürrisch. Von welchen anderen Dingen sprachen sie wohl?
    Mittwoch, 6 . Februar
    Es war kalt in Pantin an diesem Morgen. Monot wartete auf sie, unerschütterlich im kalten Wind, am Fuße eines schlichten, gräulichen Gebäudes.
    » Das Büro ist im Zweiten, da brennt noch kein Licht.«
    An der Tür kündigte die Tafel der Gegensprechanlage an: » Baudelaire, Mineralfuttermittel«. Viviane drückte auf den Klingelknopf. Die Polizisten warteten, bis sie schließlich ein griesgrämiges » Wer ist da?« vernahmen.
    » Monsieur Xavier Baudelaire? Polizei, es ist dringend.«
    Eine Minute später öffnete Baudelaire ihnen die Tür. Er hatte nichts von einem Dichter: ein dicker Mann mit rotem Gesicht, um die vierzig, mit wenig Haaren, grau und fettig, und aufgedunsenen Gesichtszügen. Er war mit einem kurzen rosa-orangefarbenen Morgenrock bekleidet, der kokett seine nackten Waden entblößte.
    » Ah, ich erkenne Sie, Sie sind die Kommissarin in der Sache mit dem Sonett, ich habe Sie in der Zeitung gesehen. Entschuldigen Sie meinen Aufzug, aber ich wohne auch in diesem Büro. Ich bin letzte Nacht spät ins Bett gegangen, weil ich vor zehn Uhr eigentlich keine Termine vorgesehen hatte. Worum geht es?«
    » Können wir reinkommen, ein bisschen plaudern?«
    Baudelaire schien misstrauisch. Er kratzte sich im Ausschnitt seines Morgenrocks, zündete sich eine Zigarette an und führte sie in ein kleines Büro mit gelblichen Wänden. Der Raum stank nach Tabak. Er war mit Fotos von Kühen dekoriert und mit großen Tafeln, auf denen dargestellt war, welche Vielzahl an Krankheiten es gab, die die armen Rindviecher befallen konnten, und wie die guten Baudelaire-Lecksteine Heilung verschafften.
    » Man schickt also gerne Post herum, Monsieur Baudelaire?«
    Der Dicke nickte und verzog das Gesicht. » Gut, ich will mich nicht herausreden, ja, ich habe das verschickt, aber ich habe es getan, um behilflich zu sein. Dafür hätten Sie nicht kommen

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